Hagen. .
Stecken gebliebene Lastwagen, immer weniger Streusalz in den Lagern und den Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr und Rettungsdienst gehen die Schneeketten aus: Der Schnee bereitet Hagen weiterhin Probleme. Die Kritik an den HEB halten an.
Obwohl stecken gebliebene und quer stehende Lastwagen für mehrere Staus in der Innenstadt verantwortlich waren, will die Hagener Polizei die neue Winterreifenpflicht nicht gezielt überprüfen. „Wir halten das nicht für erforderlich“, sagte Polizeisprecher Ewald Weinberger. „Wir haben keine Häufung von Verstößen festgestellt.“Das sieht der zuletzt stark in die Kritik geratene Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) ganz anders. Die Mitarbeiter des Räumdienstes hätten die Erfahrung gemacht, dass diejenigen Lastwagen, die auf den schneeglatten Straßen in Schwierigkeiten gerieten, fast immer unzureichend bereift seien, sagte Pressesprecherin Jacqueline Jagusch: „Sogar mit abgefahrenen Sommerreifen sind manche unterwegs.“ Unter diesen Umständen sei es kein Wunder, wenn die Fahrzeuge ins Rutschen gerieten. Die teilweise heftigen Anfeindungen, denen sich der HEB ausgesetzt sah, hält sie für überzogen: „Es war viel unberechtigte Kritik darunter. Wenn miserabel bereifte Laster den Verkehr lahmlegen, können wir nichts machen.“
Derzeit spitzt sich der Streusalzmangel zu. Anfang Dezember traf die letzte Lieferung im Lager an der Fuhrparkstraße ein, von den ursprünglich gebunkerten 2000 Tonnen seien nur noch 200 übrig, teilte Frau Jagusch mit. Reines Streusalz wird derzeit überhaupt nicht eingesetzt, es dient als eiserne Reserve für Fälle von Blitzeis und überfrierender Nässe.
Straßen werden nur eingeschränkt geräumt
Sogar auf Klinikzufahrten und Hauptverkehrsadern wie den Bundesstraßen 7 und 54 wird nur noch mit einem Salz-Granulat-Gemisch, das kaum auftauende Wirkung besitzt, gestreut. „Wir warten händeringend auf die nächste Lieferung.“ Winterdienstleiter Detlef Liedtke werde deshalb auch nicht von seiner Strategie, die Straßen nur eingeschränkt räumen zu lassen, abweichen: „Auf einer festgefahrenen Schneedecke fährt man viel sicherer als auf dem blanken Eis darunter.“
Dennoch halten die Vorwürfe gegen den HEB an. Mit der Auslieferung von Medikamenten habe man auf den ungeräumten Fahrbahnen Schwierigkeiten, bestätigte Torsten Hesse, Betriebsleiter des Arzneimittelgrossisten Anzag in Delstern: „Unsere Fahrer berichten, erst wenn sie Hagener Stadtgebiet verließen, seien die Straßen frei.“
Anders sieht es in Breckerfeld aus. Die Hagener Nachbarstadt betreibt ein gemeinsames Salzlager mit dem Landesbetrieb Straßen NRW, der für die Autobahnen zuständig ist und bevorzugt mit Streusalz beliefert wird. „Wir haben genug Vorrat“, hieß es gestern aus dem Rathaus.
Schneeketten gehen aus
Auch dem Amt für Brand- und Katastrophenschutz bereitet der anhaltende Winter Probleme. Den Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr und Rettungsdienst gehen die Schneeketten aus. „Jeder Wagen besitzt zwei Sätze“, so Amtsleiter Horst Wisotzki. Spätestens nach 70 Kilometern sei eine Schneekette jedoch verschlissen: „Inzwischen haben wir alle verbraucht, und es gibt in ganz Deutschland keine mehr zu kaufen.“ Die Rettungskräfte lassen gerissene Ketten deshalb in der amtseigenen Werkstatt wieder zusammenschweißen, um sie abermals benutzen zu können.
Ob Bürger wie Sylvia Rochlitz aus der Straße Zur Höhe in Eilpe, die die Stadt wegen ausbleibenden Räumdienstes juristisch belangen will, mit ihren Klagen Erfolg haben, bleibt abzuwarten. Die Winterdienstgebühren sind seit sechs Jahren in einer eigenen Satzung geregelt. Wer in einem Bereich wohnt, in dem Winterdienststufe A gilt (hier wird besonders häufig geräumt), zahlt im Jahr 1,37 Euro pro an die öffentliche Straße angrenzenden Meter Grundstück. In Stufe B beträgt die Gebühr 1,15 Euro, in Stufe C gerade mal 45 Cent. Die meisten Wohngebiete fallen unter die Kategorie C.