Hagen. .

Weniger Pfarrer, mehr Jugendreferenten: Der dramatische Umbruch in der evangelischen Kirche setzt sich fort. Künftig soll es in jeder Gemeinde des Kirchenkreises Hagen nur noch einen Pfarrer pro 2700 Gläubige geben.

Die Kreissynode beschloss, dass jeder Gemeinde im Kirchenkreis Hagen, der auch die Städte Breckerfeld, Herdecke und Wetter umfasst, zukünftig nur noch ein Pfarrer pro 2700 Gläubigen zusteht. „Wir müssen die Strukturen anpassen, auch wenn das schwierig ist“, sagte Superintendent Bernd Becker.

Er bezog sich damit auf die weiterhin rückläufige Zahl der Gläubigen. Allein in diesem Jahr verlor der Kirchenkreis 2000 Mitglieder - die meisten davon durch Tod oder Wegzug, etwa 200 Menschen traten aus der Kirche aus. Die evangelische Kirche, der in den siebziger Jahren noch gut 140 000 Christen angehörten, zählt derzeit 79 500 Mitglieder. Und der Schrumpfungsprozess setzt sich fort. In 14 Jahren, so heißt es in einer internen Prognose, werden es nur noch 61 500 sein.

Weniger Mitglieder bedeuten weniger Kirchensteuer. Der Abbau an Pfarrstellen (derzeit gibt es im Kirchenkreis 32 Pfarrer, davon 20 in Hagen) erscheint da nur folgerichtig. Dennoch stimmten mehrere Delegierte der Synode gegen den Pfarrentwicklungsplan. Der Superintendent weiß um die Sprengkraft des Beschlusses, denn einige Gemeinden haben demnach mehr Pfarrer als erlaubt. So steht der Jakobusgemeinde in Helfe (2000 Gläubige) nur noch eine Dreiviertelstelle zu. Doch die Helfer Christen haben eine Kooperation mit der benachbarten Paul-Gerhardt-Gemeinde in Boelerheide (3000 Gläubige), die 1,25 Stellen besetzen darf, vereinbart. Der Helfer Pfarrer Henning Waskönig bleibt vor Ort, hilft jedoch ab und an in Boelerheide aus. „Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man das Problem lösen kann“, wünscht sich Becker weitere Teamwork über die Gemeindegrenzen hinweg.

Gemeinden mit einem Pfarrer-Überhang können ihre Geistlichen aber auch dadurch halten, dass sie sie selbst bezahlen. Die Synode hat den Presbyterien eine dreijährige Übergangszeit eingeräumt, in der die Finanzierung überzähliger Pfarrer durch den Kirchenkreis stufenweise abgebaut wird. „Ich verstehe, dass einige Gemeinde jetzt nervös sind“, so Becker. „Andererseits bin ich angetan von der Flexibilität, mit der vielerorts an die neue Lage herangegangen wird.“

350 000 Euro pro Jahr stellte die Synode für die Anstellung von insgesamt sieben Jugendreferenten im Kirchenkreis bereit. „Jugendarbeit hat für uns einen enorm hohen Stellenwert“, so Becker.