Hagen. Ursula Heering wohnt seit 40 Jahren in Altenhagen. Doch jetzt darf sie dort nicht mehr parken. Die Stadt Hagen hat ein Knöllchen zugestellt.
Seit 40 Jahren wohnt Ursula Heering an der Wittekindstraße in Altenhagen. Wie selbstverständlich parkten sie oder ihr Mann Martin Porck (63) ihr Auto jahrelang vor dem Haus. Doch neulich erlebten sie eine unliebsame Überraschung, fand sich doch im Briefkasten ein Knöllchen der Stadtverwaltung Hagen für unerlaubtes Parken: 20 Euro Strafe sollen sie zahlen, weil sie den Wagen unerlaubterweise in einer Anwohner-Parkzone abgestellt hatten. Wie bitte, fragte sich Martin Porck: „Wir sind doch Anwohner.“
Denkste. Vor zwei Jahren verlegte das Ehepaar seinen Hauptwohnsitz aus familiären Gründen nach Ostwestfalen, die Wittekindstraße dient seitdem als Zweitwohnsitz. Martin Porck arbeitet hier im Homeoffice, seine Frau führt nach wie vor eine Buchhandlung in Hohenlimburg. „Wir fühlen uns mit Hagen nach wie vor eng verbunden“, betont Porck: „Und wir leisten durch Gewerbesteuern und IHK-Zahlungen ja auch einen finanziellen Beitrag.“ Umso ärgerlicher sei es, dass sie jetzt auf diese Weise von der Stadt im Stich gelassen würden: „Das ist Diskriminierung.“
Straße ist jetzt Anwohnerparkzone F
Tatsächlich hat die Stadtverwaltung auf Beschluss des Rates die Wittekindstraße am 1. April zur Anwohnerparkzone F deklariert. Parken darf nur noch, wer dort mit Hauptwohnsitz gemeldet ist. Ursula Heering und Martin Porck gehören nicht zu dieser Kategorie von Anwohnern, 40 Jahre hin oder her. „Der Vorwurf einer Diskriminierung entbehrt jeglicher Grundlage“, weist Michael Kaub, Sprecher der Verwaltung, die Anschuldigung von Martin Porck entrüstet zurück.
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Doch der fühlt sich von der Stadt nicht nur herabgesetzt, sondern auch ignoriert. Sein Beschwerdebrief an die Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Schulz, in dem er um eine friedliche Lösung bat, sei unbeantwortet geblieben, schäumt der Zweitwohnsitz-Hagener: „Es ist enttäuschend zu sehen, dass die Stadtverwaltung keinen ernsthaften Lösungsansatz verfolgt“, so Porck. „Wir fühlen uns bestraft, statt unterstützt zu werden.“ Das 20-Euro-Knöllchen sei ja nur die Spitze des Eisbergs.
Nur noch Bürger zweiter Klasse
Ob es etwa gerecht sei, dass Anwohner, die innerhalb einer Parkzone lebten, nur aufgrund der Nutzung ihres Status als Zweitwohnsitz zu Bürgern zweiter Klasse degradiert würden, fragt Porck. Wo bleibe denn da die Gleichberechtigung, die doch im Grundgesetz verankert sei: „Nicht nur tragen meine Frau und ich als Unternehmer zur Wirtschaft und zum Arbeitsmarkt in Hagen bei, sondern wir zahlen auch regelmäßig Gebühren für Nebenkosten wie Straßenreinigung - für eine Straße, in der wir nicht einmal parken dürfen.“ Dieses Ungleichgewicht sei weder gerecht noch fair.
Dem entgegnet Stadtsprecher Kaub, in Bewohnerparkzonen sei der Parkdruck in der Regel sehr hoch, auch wenn man eine Genehmigung besitze: „Daher wird der Kreis der Anspruchsberechtigten bewusst klein gehalten.“
„Wir fordern Gleichberechtigung und Fairness“
Doch Martin Porck findet, es sei höchste Zeit, dass die Stadtverwaltung ihre Politik überdenke und echte Lösungen für alle Anwohner in Altenhagen suche: „Wir fordern Gleichberechtigung und Fairness für alle, unabhängig von ihrem Wohnsitzstatus.“
Ansonsten sähe man sich gezwungen, ernsthaft über eine Verlagerung der Geschäftstätigkeit nachzudenken, so Porck unverhohlen: „Eine Stadt, die ihre Bürgerinnen und Bürger derart behandelt, verdient unsere Loyalität nicht.“