Hagen. Ayline Mechnich wohnt mit ihren beiden Kindern in einem Altbau in Hagen-Haspe. Ihrem Sohn hat sie verboten, sein Zimmer noch einmal zu betreten.
Das Bild, eine Ansicht von Venedig, die sie von ihrer Oma erhalten hat, hat Ayline Mechnich (23) von der Wand genommen. Auf dem Bildrücken haben sich Stockflecken gebildet. Die Tapete hat sich abgerollt und hängt in Fetzen von der Wand, so dass das Verstärkungsgitter zum Vorschein gekommen ist. Ihrem Sohn Liam (5), um dessen Zimmer es sich eigentlich handelt, hat die Mutter verboten, den Raum noch einmal zu betreten: „Ich mache mir Sorgen um seine Gesundheit. Schimmel macht krank, das weiß man doch.“
Liam ist zu seiner Schwester Aliya (3) gezogen, mit der er sich jetzt ein Zimmer teilt. Doch auch hier sind Wasserflecken zu erkennen, und auch im Wohnzimmer haben sich im Bereich des Fensters Feuchtigkeitsschäden entwickelt. Ob Stockflecken oder gefährlicher Schimmel, das ist für den Laien nur schwer zu deuten. Doch Ayline Mechnich betont: „Ich lüfte täglich. An mir kann es nicht liegen.“
Kritik am Heiz- und Lüftungsverhalten
Das Mehrfamilienhaus im Hasperbruch hat auf jeden Fall schon bessere Tage gesehen. Es handelt sich um eine Gründerzeitimmobilie aus jener Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als die Bauherren auch in Haspe mit glanzvoller Architektur auftrumpften. Davon ist wenig geblieben, es gibt definitiv bessere Wohngegenden in Hagen.
Ayline Mechnich, alleinerziehende Mutter, fühlt sich mit ihren beiden kleinen Kindern in die Ecke gedrängt. Der Vermieter mache sie für die Feuchtigkeitsschäden in der Wohnung verantwortlich und unternehme nichts, um die für die Gesundheit der Familie so bedrückende Situation zu verbessern.
Sie zeigt ein Schreiben der Immobilienberatung Schubert aus Schwerte, die den Hausbesitzer vertritt, vor, in dem es heißt: „Ursache der oberflächlichen Schimmelpilzbildung auf Ihrer Tapete ist ein nicht angepasstes Heiz- und Lüftungsverhalten.“ Insbesondere müsse morgens nach dem Aufstehen gründlich gelüftet werden, heißt es weiter in dem Schreiben: „Hierbei ist es wichtig, dass die Fenster weit geöffnet werden. Eine Kippstellung reicht nicht aus, sondern fördert die Schimmelpilzbildung.“ Nach dem Lüften müsse der Raum dann aufgeheizt werden.
Hausbesitzer hat bereits Handwerker beauftragt
Unsere Zeitung hat nachgefragt. Das alte Haus im Hasperbruch gehöre der ISS Grundbesitz aus Schwerte, die durch die Immobilienberatung Schubert vertreten werde, erläutert ISS-Portfolio-Managerin Anja Stern. Ohne Umschweife bestätigt sie die Probleme mit der Immobilie, auch die Schäden in der Wohnung von Ayline Mechnich sind ihr bekannt: „Ursache sind Risse in der Stuckfassade, die geschlossen werden müssen.“
Durch den anhaltenden Niederschlag der vergangenen Monate habe sich der Zustand der Außenseite des Hauses enorm verschlechtert: „Gefühlt hat es ja seit Oktober ununterbrochen geregnet.“ Aber: „Wir haben bereits einen Eilauftrag bei einem Dachdecker hinterlegt. In der übernächsten Woche wird er anfangen, die Fassadenschäden zu beheben.“
Nicht nur Ayline Mechnich wird aufatmen, wenn es in ihrer Wohnung wieder behaglich wird. In der Wohnung ihrer Nachbarin Nathalie Lorenz (28) macht sich ebenfalls Feuchtigkeit breit: „Und jeden Tag breiten sich die Flecken weiter aus“, macht auch sie sich Sorgen um ihr Kind.
Nach der Reparatur der Fassade würden indes auch die Schäden im Inneren beseitigt, kündigt Anja Stern an. Zudem stellt sie eine Mietminderung in Aussicht für die Zeit, in der die Bewohner mit den Feuchtigkeitsproblemen zu kämpfen hatten.