Eine tote Taube, angebrannte Kabel, durchgefaulte Decken: Was Kontrolleure der Stadt Hagen in sechs Häusern erlebten, war einfach menschenunwürdig.
Ein offener Sicherungskasten, durchgefaulte Balken, Brandlasten: Unter Leitung des Ordnungsamtes der Stadt Hagen haben insgesamt 16 Mitarbeiter von Stadtordnungsdienst, Bauordnung, Wohnungsaufsicht, Umweltamt, Feuerwehr, Polizei, Jobcenter und Zoll am vergangenen Dienstag, eine gemeinsame Kontrollaktion in sechs Problemimmobilien in Haspe, Wehringhausen und Eilpe durchgeführt.
Im Mittelpunkt der Aktion standen wieder einmal der melderechtliche Status der dort angetroffenen Personen, die Rechtmäßigkeit des Leistungsbezuges, Müll und Schädlinge, Verstöße gegen die Landesbauordnung, Brandlasten und die Überprüfung der Rettungswege.
Müll in Kellern, Hinterhöfen und auf Dachböden
In nahezu allen der sechs überprüften Objekte stießen die Kontrolleure auf Brandlasten in den Treppenhäusern, Müll in den Kellern und Hinterhöfen sowie teilweise auf den Dachböden und - soweit vorhanden - auch in den kleinen Räumen auf den Zwischenpodesten im Treppenhaus. An diesen Stellen befanden sich früher die Toiletten, die so weniger Platz benötigten als ein in der Wohnung gelegenes WC. Vielfach fehlten Rauchwarnmelder, zudem stellten die Behörden in etlichen Treppenhäusern und Wohnungen Schimmelbefall fest.
In einer Wohnung entdeckten die Kontrolleure eine ungewöhnliche Kochmöglichkeit: einen auf einem Stuhl platzierten Camping-Gaskocher. Ein Herd war dagegen nicht vorhanden. Der Campingkocher wurde im Beisein der Feuerwehr ordnungsgemäß entsorgt. Des Weiteren bestand bei der Haltung einer Katze der Verdacht auf unsachgemäße Haltung, das Tier wurde durch die amtliche Tierärztin im Tierheim der Stadt Hagen untergebracht.
In zwei Dachgeschosswohnungen stellten die Mitarbeiter der Behörden fest, dass die Fenster in den Gauben zu klein und mehr als einen Meter von der Traufkante, dem Streifen zwischen Haus und Außengelände, entfernt waren. Somit ist der zweite Rettungsweg nicht gegeben. Deshalb wird die Bauordnung der Stadt Hagen kurzfristig eine Nutzungsuntersagung für die Wohnungen aussprechen. Die Eigentümer müssen erst den zweiten Rettungsweg herstellen, bevor die Menschen wieder einziehen dürfen.
Nutzung der Räume wurde augenblick untersagt
In einem der Häuser fand das Team gleich mehrere Baumängel, beispielsweise lose Fassadenteile und Schieferplatten, ein loses Treppengeländer, bei dem zudem die Treppenstreben fehlen, Schimmel im Treppenraum und in den Wohnungen sowie einen Durchbruch im Zwischenraum sowie Lecks im Balkon-Dach-Fassadenbereich. Hier war die Holzbalkendecke in zwei Wohnungen durchgefault und teilweise gar nicht mehr vorhanden. Sofort wurde die Nutzung der betroffenen Räume vorübergehend untersagt. Die Standsicherheit der Decke muss unverzüglich geprüft werden. Aufgrund einer zu niedrigen Brüstungshöhe untersagten die Mitarbeiter der Ämter außerdem die Nutzung des undichten Balkons.
Für die Stadt besteht grundsätzlich eine gesetzliche Verpflichtung, die Personen, denen die Nutzung ihrer Wohnungen untersagt wird, unterzubringen. In den meisten Fällen kommen die Bewohner allerdings bei Verwandten oder Freunden unter. Theoretisch könnten sie laut Auskunft der Stadt auch in Gemeinschaftsunterkünften, Notunterkünften oder Übergangswohnungen untergebracht werden, doch dies versuche die Stadt im Interesse der Betroffenen zu vermeiden.
Toter Vogel liegt in Abstellkammer
In einer anderen Wohnung befand sich ein offener Sicherungskasten, bei dem die Verkabelung allem Anschein nach nicht fachgerecht ausgeführt wurde. Die Kabel waren zum Teil angebrannt. Hier ist die zügige Überprüfung durch ein Fachunternehmen erforderlich. Zudem war die Klingelanlage defekt und die Hauseingangstür schloss nicht. Der Dachboden und eine Abstellkammer im Treppenhaus waren stark durch Taubenkot verdreckt. In der Kammer lag außerdem eine tote Taube.
Von den 127 in den Häusern gemeldeten Personen konnten 92 vor Ort überprüft werden. Zwei Personen wurden dazu aufgefordert, sich unverzüglich anzumelden. Eine Person wird von Amts wegen abgemeldet. Die Familie teilte mit, dass die Angehörige umgezogen sei.
Es war bereits die vierte Kontrollaktion dieser Art in diesem Jahr. Mit dabei diesmal: Mitarbeiterinnen der Bauordnung der Stadt Iserlohn. Denn Problemimmobilien betreffen viele Kommunen und stellen eine besondere Herausforderung dar, da sie sich als Gefahr für die allgemeine Sicherheit und Ordnung erweisen sowie einen negativen Einfluss auf die Umgebung haben. Eine Vernetzung der Behörden sei daher sinnvoll, teilte die Stadt Hagen mit.