Hagen. Die Strecke durch das südliche Ruhrtal soll reaktiviert werden. Das wären die Folgen für Pendler aus Hagen und für den Bahnhof Vorhalle.

Dass der letzte Dampfzug den Hagener Hauptbahnhof in Richtung Ruhrtal verlassen hat, liegt schon ein paar Jahre zurück. Um im Bild zu bleiben: Hagen ist abgekoppelt von der Ruhrtalbahn, auf der zuletzt vorzugsweise die historischen Züge in Richtung Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen rollten. Beides aber soll sich ändern: Denn ein Gutachten, das der Ennepe-Ruhr-Kreis und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in Auftrag gegeben hat, empfiehlt, die Strecke zwischen Essen und Hagen wieder für ganz normale Züge in Betrieb zu nehmen. Und Hagen würde mit den Stationen Vorhalle und Hauptbahnhof angeschlossen.

Im Grunde hat die Machbarkeitsstudie gezeigt, dass der Nutzen dieses Projektes höher ist als die Kosten.
Jürgen Tannenfels - ÖPNV-Beauftragter im Ennepe-Ruhr-Kreis

Von einer „volkswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit“ ist in der Expertise der Spielermann Ingenieure GmbH, der ICL-Rail GmbH und der Rail Management Consultant International GmbH die Rede. 460 Fahrten pro Tag ließen sich von der Straße auf die Schiene verlagern, 2,2 Millionen Pkw-Kilometer würden gespart, 830 neue Fahrgäste für den ÖPNV gewonnen. Insgesamt ist von „Nutzeffekten“ die Rede, die bei umgerechnet 11 Millionen Euro pro Jahr lägen. Zeiteinsparungen von fast 2000 Stunden pro Jahr würden sich ergeben. Beispiele: Während der Bus von Oberwengern nach Hagen derzeit 33 Minuten unterwegs ist, könnte die S-Bahn die Strecke in 14 Minuten bewältigen. Ähnliches gilt laut Gutachten für den Abschnitt Volmarstein bis Hagen: 12 statt 34 Minuten.

Positive Signale aus den Städten

„Im Grunde hat die Machbarkeitsstudie gezeigt, dass der Nutzen dieses Projektes höher ist als die Kosten“, sagt Jürgen Tannenfels. ÖPNV-Beauftragter beim Ennepe-Ruhr-Kreises, „sowohl der Kreistag als auch die Politik in den Städten, die an der Strecke liegen, also auch die in Hagen, haben positive Beschlüsse gefasst und unterstrichen, dass sie wollen, dass die Reaktivierung vor diesem Hintergrund weiter verfolgt werden soll.“

Auf der Ruhrtalbahn rollen zwischen Wengern-Ost und Bochum-Dahlhausen vor allem historische Züge. Jetzt soll die Strecke reaktiviert werden und bis Hagen führen.
Auf der Ruhrtalbahn rollen zwischen Wengern-Ost und Bochum-Dahlhausen vor allem historische Züge. Jetzt soll die Strecke reaktiviert werden und bis Hagen führen. © WP | Eisenbahnmuseum Bochum

Diese Geschlossenheit ist für Tannenfels auch ein wichtiges Signal, was die nächsten Schritte betrifft. Denn die Strecke müsste in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes aufgenommen werden. Dafür sind wiederum tiefergehende Untersuchungen nötig, die Planung muss verfeinert werden. „Diese Analysen werden eigentlich vom Land gefördert. Der entsprechende Topf aber ist leer“, sagt Tannenfels, „wir wollen jetzt mit dem Land besprechen, wie wir da weiter vorgehen können.“

Fast 12.000 Pendler könnten profitieren

Immerhin: Die Schienen liegen, Teile der Strecke sind elektrifiziert. Denkbar ist aber auch, dass batteriebetriebene Züge, die ab 2032 rollen sollen, auf dem Abschnitt eingesetzt werden und dieser dann erst in einem zweiten Schritt durchgehend elektrifiziert wird. Alles Denkmodelle, über die noch gesprochen werden soll. Bislang ist von einem Zielkonzept 2040 die Rede, in dem der VRR festlegen will, wie der Schienenverkehr im Verbund künftig aussehen soll.

Vor allen nostalgische Züge rollen auf der Ruhrtalbahn.
Vor allen nostalgische Züge rollen auf der Ruhrtalbahn. © WP | Steffen Gerber

Die Gutachter liefern Argumente, dass die neue Strecke Bestandteil des Konzeptes sein soll. 6098 Menschen, die von Hagen aus nach Herdecke, Wetter, Witten, Hattingen und Essen pendeln, könnten profitieren. Umgekehrt pendeln vorzugsweise aus Witten, Wetter und Herdecke 5865 Menschen nach Hagen ein. Für sie gilt dasselbe.

S-Bahn und Regionalbahn auf neuer Strecke

Ein weiterer Effekt: Die Verbindung, über die derzeit die Personenzüge von Hagen aus in Richtung Essen rollen, ist bereits jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Eine südlich parallel verlaufende Route könnte für Entlastung auf der Nord-Strecke sorgen.

Der Banhhof Vorhalle im Norden von Hagen ist kein Schmuckstück. Durch neue Verbindungen und durch einen weiteren Bahnsteig könnte er aufgewertet werden.
Der Banhhof Vorhalle im Norden von Hagen ist kein Schmuckstück. Durch neue Verbindungen und durch einen weiteren Bahnsteig könnte er aufgewertet werden. © WP | Hubertus Heuel

Die Idee: Die S-Bahnlinie 9, die bislang aus Haltern bzw. Recklinghausen bis Hattingen rollt, fährt künftig bis Hagen durch. Ergänzt werden soll die S-Bahn durch die Regionalbahn (RB) 40. Daraus würde sich ein Verkehr im 15-Minuten-Takt ergeben.

Zweiter Bahnsteig für den Bahnhof Vorhalle

Eine Reaktivierung wäre zumindest für einen Hagener Bahnhof mit erheblichen Veränderungen verbunden. So sollte laut Gutachten in Vorhalle ein zweiter Bahnsteig entstehen. Dieser könnte über den bestehenden Gleistunnel angeschlossen werden. Aufzüge sollen ihn barrierefrei erreichbar machen. Eine Verknüpfung mit der S-Bahnlinie 5 (fährt in Richtung Dortmund) wäre im Hagener Norden möglich. Am Hauptbahnhof, so heißt es in der Ausarbeitung, könne die bestehende Infrastruktur genutzt werden. Umsteigeverbindungen gibt es diverse.