Hagen. Nach nur zwei Jahren im Amt tritt der Vorstand des Festkomitees Hagener Karneval um den Vorsitzenden Markus Krause nicht wieder an.
Diesmal erklingt im Hagener Karneval nicht bloß das reichlich besungene Trömmelsche. Vielmehr erdröhnt ein markdurchdringender Paukenschlag garniert mit einem fulminanten Tusch, den in Reihen der Freunde des närrischen Brauchtums niemand so erwartet hätte: Denn von Prinzenkoordinator Bernd Besarese mal abgesehen, hat der Vorstand des Festkomitees Hagener Karneval geschlossen angekündigt, nach gerade einmal zwei Jahren im Amt für keine weitere Amtszeit mehr zur Verfügung zu stehen.
Ein jeckes Nachbeben nach den tollen Tagen rund um den Rosenmontag, das zurzeit in Reihen der Vereine für reichlich Rätselraten und Zukunftssorgen sorgt. Zumal sich die Beteiligten zu den wahren Gründen dieses Personalbebens im Vorstand weitgehend bedeckt halten: Während Besarese im Gespräch mit der Stadtredaktion den knappen Satz formuliert „Das Team ist ausgelaugt“, spricht Noch-Vorsitzender Markus Krause vorzugsweise von privaten Gründen.
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Start mit großen Ambitionen
Dabei war die stark verjüngte Crew um den aktuellen Frontmann und Ex-Prinzen aus der Session 2011/12 – dazu zählen noch Kerstin Fröhlecke (2. Vorsitzende/Schatzmeisterin), Robin Sieker (Zugleitung), Sandra Meißner (Schriftführung), Norbert Brodel (Presse/IT) und Sabrina Schützler (Beisitzerin) – nach den schmerzlichen Corona-Jahren 2022 mit dem ehrgeizigen Anspruch angetreten, dem Hagener Jecken-Brauchtum modernere Impulse verleihen zu wollen. Begleitet von deutlich mehr Social-Media-Aktivitäten, um näher an die jungen Leute heranzurücken und mehr weiblicher Kreativität im Team wollte der Vorsitzende, der sein Geld als Diplom-Betriebswirt bei der Firma Ebro-Armaturen verdient, eine neue Balance zwischen Tradition und zeitgemäßeren Ideen finden.
Umso überraschender kam jetzt für die neun verbliebenen Vereine unter dem Dach des Festkomitees das Aus des Führungsteams. „Was da tatsächlich vorgefallen ist, bleibt bislang unklar“, wundert sich Rainer Bartelheim, Vorsitzender von Grün-Weiß Haspe, nach dem jüngsten Treffen der Vereine am vergangenen Wochenende bei den Loßröcken über die plötzliche Vakanz: „Das Timing wird auch von den anderen Vereinen bemängelt – das war offensichtlich nicht von langer Hand geplant.“
Krause betont derweil, dass es für ihn und seine Vorstands- und Lebenspartnerin Kerstin Fröhlecke neben beruflichen Zwängen vor allem Entwicklungen im familiären Umfeld gewesen seien, die sie zu diesem Schritt bewegt hätten. Offenkundig sei bei den übrigen Vorstandsmitgliedern damit ebenfalls die Lust am Weitermachen geschwunden. Allerdings könne sich das Nachfolgeteam nicht bloß darauf verlassen, dass die Strukturen und Finanzen stimmten, sondern die scheidende Führungsmannschaft auch künftig sich beim Festkomitee konstruktiv einbringen und unterstützen werde: „Wir hängen da weiter mit Herzblut dran und werden auch präsent sein.“
Dachorganisation der Karnevalisten
Das Festkomitee Hagener Karneval versteht sich als Dachorganisation der Hagener Karnevalsgesellschaften und Heimatvereine und hat sich die Pflege und Förderung des heimatlichen Brauchtums zum Ziel gesetzt. Als solcher fördert und organisiert der Verein karnevalistische Aktivitäten, insbesondere den Rosenmontagszug und die Führung des Prinzenpaares der Stadt Hagen.
Die Gründung führt bis in das Jahr 1979 zurück, als der damalige Oberbürgermeister Rudolf Loskand das Festkomitee mit der Durchführung des Hagener Rosenmontagzuges betraute. Der heutige Vorsitzende Markus Krause übernahm die Spitzenrolle erst vor zwei Jahren als Vorgänger seines 2022 verstorbenen langjährigen Vorgängers Moritz Padberg. Er engagiert sich jedoch bereits seit zwölf Jahren im Festkomitee.
Zu den Mitgliedern des Festkomitees zählen heute noch neun Vereine, nämlich die Loßröcke Boele, die Heidefreunde Boelerheide, Grün-Weiß Vorhalle, der Karneval & Kirmes Club Hagen, die Blau-Weißen Funken, Grün-Weiß Haspe, Ka. Ge. Witt-Schwatt Peaperstatt, KG Volmefunken, und KG Rheingold. In den Hochzeiten des Hagener Karnevals waren es mal stolze 28 närrische Organisationen.
Intensive Personalsuche
Bei der jüngsten Zusammenkunft haben sich die Vereine jetzt zunächst einmal gegenseitig in die Hand versprochen, bis Mitte April jeweils eine Person für Aufgaben im Festkomitee abzustellen, um zumindest
die Session 2024/25 durchorganisieren
zu können. Wobei die Blau-Weißen Funken und Witt-Schwatt aufgrund ihrer internen Vorstandssorgen und -vakanzen bereits signalisiert haben, hier sich kaum einbringen zu können.
„Ich bin noch nicht ganz sicher, ob sich aus unseren Reihen jemand findet, hier die Posten nachzubesetzen“, gibt sich auch Heidefreunde-Chef Michael Werth zurückhaltend, zumal sein Verein sich nicht bloß der Narretei, sondern ganzjährig dem Brauchtum in der Boelerheide verpflichtet fühle. „Die Rückzugswelle hat hier offenkundig eine überraschende Eigendynamik gefunden“, reibt er sich ebenso die Augen, dass der Wachwechsel im Festkomitee nach bereits zwei Jahren nicht langfristiger avisiert worden sei.
Jetzt geht es zunächst einmal darum, die Grundlagen für die nächste Session zu schaffen: Bewerbungen für das Amt des Prinzenpaares gibt es schon, doch es müssen natürlich auch der Rosenmontagsumzug sowie der Sessionsauftakt am 11.11. organisiert werden.
Keine Perspektive gibt es derweil für den Prinzenball: Hier regte sich zuletzt immer wieder Widerstand aus den Vereinen, die in der ohnehin nie kostendeckenden Veranstaltung eine unliebsame Konkurrenz zu ihren eigenen Prunksitzungen sahen: „In Hagen haben die Leute einfach nicht das Geld, um drei oder vier Festveranstaltungen zu besuchen“, spricht Heidefreunde-Vorsitzender Werth den Karnevalisten aus der Seele. Zumal es laut Satzung auch gar nicht zu den originären Aufgaben des Festkomitees zählt, auf diesem Terrain aktiv zu werden. Stattdessen soll künftig eine zünftige Residenzeröffnung in der künftigen Heimstätte des Hagener Prinzenpaares genügen.
Dennoch bleibt noch reichlich zu tun für das künftige Vorstandsteam des Festkomitees Hagener Karneval. Mitte April kommen die angeschlossenen Vereine mit ihren Spitzenvertretern erneut im Rahmen einer Mitgliederversammlung zusammen – diesmal bei den Heidefreunden.
Die Schlüsselfrage lautet dann: Wer stellt wen für welchen Posten neben dem letzten verbleibenden Ur-Karnevalisten Bernd Besarese ab? Die eigentliche Neuwahl des Vorstandes steht dann am Dienstag, 23. April, im närrischen Kalender – sicherlich erneut begleitet von einem branchenüblichen Tusch.