Hagen. Die Zuschauerzahlen rund um die närrischen Umzüge am vergangenen Sonntag und Montag sorgen für erhebliches Erstaunen.
Jeder kennt dieses Scharmützel von Großdemonstrationen: Wenn es um Teilnehmerzahlen geht, klaffen die Betrachtungen von Organisatoren und Ordnungsbehörden oft meilenweit auseinander. Denn natürlich haben Veranstalter stets ein hohes Interesse, die Resonanz auf ihre Botschaft in imposante Höhen schnellen zu lassen.
Zu einem ähnlichen Politikum haben sich inzwischen die Zuschauerzahlen entlang des Boeler Tulpensonntag- sowie des Hagener Rosenmontagszuges entwickelt. Während im Hagener Norden von der Polizei offiziell etwa 35.000 begeisterte Narren geschätzt wurden, meldete das Festkomitee Hagener Karneval am Folgetag sogar 42.000 Jecken entlang des Zuges.
Dabei war die zweite Auflage nicht bloß deutlich fixer unterwegs, sondern mit exakt 50 Programmpunkten sogar einen Hauch kürzer als die Narretei vom Vortag. Um der Wahrheit Genüge zu tun, darf nicht unerwähnt bleiben, dass bei der Auflistung der närrischen Beiträge sogar das Polizeifahrzeug an der Spitze, drei Fahrzeuge der Zugleitung, sechs Bagagewagen, zwei Standarten, ein Begleitfahrzeug, ein Vorstandswagen und die Kehrmaschine mitgezählt wurden. Somit verbleiben gerade mal noch 35 echte Kreativbeiträge.
Ähnlich müssen womöglich auch die Zuschauerzahlen vom Montag nach unten korrigiert werden. Behördlicherseits wurde nämlich nicht einmal die Hälfte des vom Festkomitee gezählten Publikums registriert. Da Alkohol im Zug streng verboten ist, dürfte ein Promillerausch jedoch keineswegs der Grund für den närrischen Doppelblick sein. Vielleicht verklärt hier einfach der Wunsch die Sicht auf die Realitäten.
Manche wollen einfach nicht wahrhaben, dass der Boeler Zug das Rosenmontagsspektakel längst überholt hat.