Hagen. Ein Taxi mit Elektromotor? Viel zu teuer. Taxifahrer beklagen außerdem fehlende Reichweite und mangelnden Komfort der Fahrzeuge.

Nach wie vor gibt es bei der Taxi-Zentrale in Hagen nicht ein elektrisch angetriebenes Taxi. „Viel zu teuer“, winkt Achim Knopek, Vorstand der Vermittlungs-Genossenschaft Taxi Hagen e.G., ab: „Die Anschaffung eines E-Autos kann sich ein Taxibetrieb schlichtweg nicht leisten. Da brauchen wir gar nicht lange drum herumzureden.“

Die Anschaffung eines E-Autos kann sich ein Taxibetrieb schlichtweg nicht leisten.
Achim Knopek - Vorstand der Vermittlungs-Genossenschaft Taxi Hagen e.G.

Der Taxi Hagen e.G. gehören immerhin 35 Unternehmer mit rund 70 Wagen an. Insgesamt hat die Stadtverwaltung in Hagen 159 Taxi-Konzessionen vergeben. Darunter befinden sich rund zehn Autos mit Hybrid-Antrieb, also einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor. Gegen reine Elektrofahrzeuge hege so mancher Taxifahrer durchaus Vorurteile, so Knopek: „Damit meine ich die mangelnde Reichweite und den fehlenden Komfort.“ In manchen E-Typen sei es, weil der Elektromotor viel Platz einnehme, nicht möglich, einen Rollstuhl zu befördern. Ein Taxi müsse jedoch mindestens vier Fahrgäste samt Gepäck transportieren können.

Verankert im Masterplan, aber keine Förderung

Zudem fehlt es in Hagen an Ladepunkten für die Branche. Ein Taxifahrer könne sich natürlich nicht hinten in der Schlange an einer öffentlichen Ladestation einreihen, so Knopek: „Wir benötigen Ladestationen ausschließlich für Taxen.“ Mit der Stadtverwaltung und dem heimischen Versorger Mark-E habe man diesbezüglich Gespräche geführt. „Aber so lange die Nachfrage fehlt, benötigen wir auch keine Ladestationen.“

Achim Knopek istTaxiunternehmer und Vorstandsmitglied der Taxizentrale Hagen.
Achim Knopek istTaxiunternehmer und Vorstandsmitglied der Taxizentrale Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Die Verwaltung verweist auf Anfrage auf den Masterplan Mobilität, in dem die Förderung von E-Taxis als Maßnahme im Baustein „Hagen elektrisiert“ verankert sei. Eine Förderung sei nach Kenntnis der Stadt aber nicht erfolgt, heißt es lapidar.

Möglicherweise können die Fahrzeuge über Schnellladetechnik während der Pausenzeit innerhalb von 20 bis 30 Minuten wieder aufgeladen werden.
Andreas Köster - Sprecher von Mark-E

Auf Seiten von Mark-E bestätigt Unternehmenssprecher Andreas Köster die Verhandlungen mit der Taxi-Genossenschaft. Mit der standardisierten Ladetechnik sei das Laden der Fahrzeuge innerhalb einer klassischen Taxischlange, in der die Autos Stück für Stück nach vorne rutschen, freilich nicht umsetzbar: „Möglicherweise können die Fahrzeuge über Schnellladetechnik während der Pausenzeit innerhalb von 20 bis 30 Minuten wieder aufgeladen werden.“

69 öffentliche Ladesäulen in Hagen

Aber das ist Zukunftsmusik. Derzeit gibt es in Hagen 69 öffentliche Ladesäulen, die überwiegend mit je zwei Ladepunkten ausgestattet sind. Mark-E betreibt davon allein 105 Ladepunkte. Die Auslastung der Säulen bewege sich, ähnlich wie im Bundesdurchschnitt, im mittleren bis unteren zweistelligen Prozentbereich, so Köster: „Sie sind problemlos mit unserer DriveCard oder den Ladekarten anderer großer Anbietet wie EnBW, Ionity, Aral, DKV, EWE oder Shell zu nutzen.“

Eine Ladesäule des Energieversorgers Mark-E in Hagen.
Eine Ladesäule des Energieversorgers Mark-E in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Im vergangenen Jahr seien bei allen von Mark-E und den Stadtwerken Lüdenscheid errichteten Ladestationen 53.521 Ladevorgänge abgewickelt worden. Im Durchschnitt wurden pro Ladevorgang rund 14,5 Kilowattstunden (kWh) „getankt“. Somit sind in Summe fast 750.000 kWh geladen worden. „Tendenz weiter deutlich steigend“, hebt Köster hervor.

Mark-E ist als Grundversorger in Hagen neben der Versorgung mit Strom, Gas und Wasser auch für die Grundversorgung für E-Autofahrer verantwortlich. Zusammen mit der Stadt Hagen hat das Unternehmen vor sechs Jahren ein kommunales Elektromobilitätskonzept (eine Ergänzung zum Masterplan Nachhaltige Mobilität in Hagen) verabschiedet.

Kooperation mit Unternehmen und Wohnungswirtschaft

Mark-E ist demnach für einen flächendeckenden Mindestausbau mit öffentlichen Normalladesäulen verantwortlich, bietet punktuell aber auch Schnelllademöglichkeiten. Darüber hinaus baue Mark-E in Kooperation mit Hagener Unternehmen das Angebot an Lademöglichkeiten für Mitarbeiter aus, so Köster: „Gleiches gilt für Mieter, für die wir zusammen mit den Unternehmen der Wohnungswirtschaft halböffentliche und öffentliche Lademöglichkeiten schaffen.“ Aber auch die Versorgung von Orten mit hohem öffentlichen Interesse, etwa Bäder, Sportarenen oder Veranstaltungsplätze, habe man im Blick.

Auf den Straßen in Hagen dominieren weiterhin die Verbrennungsmotoren. Ende September lag die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge in der Stadt bei 126.805. Darunter waren 2032 E-Fahrzeuge.