Vorhalle. Zum zweiten Mal in seinem Berufsleben wurde Taxifahrer Karsten Gaul überfallen. Der bewaffnete Räuber erbeutete lediglich 80 Euro Bargeld.
Karsten Gaul (56) stand mit seinem Wagen am Taxi-Stand in Vorhalle, es war eine warme Juninacht, es war nichts los, und er hoffte, dass einer der Lokführer vom nahen Rangierbahnhof bald Dienstschluss haben und dann ein Taxi ordern würde, um nach Hause zu kommen. Vielleicht würde es ein Lokführer sein, der außerhalb von Hagen wohnte, denn das würde eine längere Fahrt und eine höhere Einnahme bedeuten, und Gaul müsste am Ende der Nacht nicht das Gefühl haben, sich all die schlaflosen Stunden umsonst um die Ohren gehauen zu haben.
Solches dachte er wohl, als er da so wartete um 2 Uhr in der Nacht, mutterseelenallein, die Tür verriegelt, aber das Fenster halb geöffnet wegen der Wärme. Der Räuber muss den Überfall geplant haben, da ist sich Gaul sicher, er muss gewusst haben, dass um diese Zeit häufig ein einsamer Taxifahrer auf Kundschaft wartet, sonst hätte er den Fluchtwagen nicht strategisch günstig geparkt. Aber das fiel Gaul erst später auf.
Mit Pistole bedroht
Plötzlich stand er vor ihm, aufgetaucht aus der Dunkelheit, maskiert, eine Pistole im Anschlag, den Lauf Karsten Gaul ins Gesicht gerichtet. „Ich brauche das Geld, gib mir dein Portemonnaie“, schrie er. Einen Moment lang überlegte Gaul, ob er tatsächlich tun sollte, was der Kerl verlangte oder ob es nicht doch einen Ausweg gab, aber die Pistole überzeugte ihn davon, dass es am besten wäre nachzugeben. „Gib es ihm lieber, das ist es nicht wert“, habe er gedacht, berichtet Karsten Gaul. Der Verlust von 80 Euro lässt sich verschmerzen, wenn man unbeschadet aus so einer Sache herauskommt. . .
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Der Räuber flüchtete mit der Börse in die Dunkelheit, aus der er gekommen war. Doch Torsten Gaul ist kein Mensch, der erstarrt vor Schreck, weil er in den Lauf einer Waffe geschaut hat. Er startete das Taxi und fuhr in die Kirchbergstraße, weil hier irgendwo die Dunkelheit den Mann verschluckt hatte. Dann sah er im Rückspiegel ein Auto ohne Licht, er wendete und nahm die Verfolgung auf, doch wieder kam die Dunkelheit dem Täter zu Hilfe. Gaul suchte ihn am Wasserschloss und am Eierautomaten, zwischendurch alarmierte er die Polizei, dann sah er den Wagen, einen VW Passat mit EN-Kennzeichen, noch einmal in der Westpreußenstraße, der Mann kannte sich offenbar aus in dem Netz kleiner Straßen, sonst hätte er nicht zielsicher den Weg zur Weststraße gefunden, auf der er endgültig entkam.
Der zweite Überfall
Karsten Gaul fährt seit 35 Jahren Taxi in Hagen, es war sein zweiter Überfall, der erste liegt ein Vierteljahrhundert zurück. Die einsamen Taxi-Stände wie der vor der Sparkasse in Vorhalle mögen er und seine Kollegen nicht, es sei vollkommen überflüssig, sie nachts zu besetzen. „Der Taxi-Stand in Ambrock ist noch abgelegener, der stellt geradezu eine Einladung zum Überfall dar“, sagt Gaul.
Grüner Kapuzenpullover und schwarze Sturmhaube
Der Raubüberfall auf Karsten Gaul geschah in der Nacht zum Mittwoch, 17. Juni, gegen 1.50 Uhr am Europaplatz in Vorhalle.
Der Täter war etwa 180 cm groß und schlank. Er trug einen grünen Kapuzenpullover, eine schwarze Hose, eine schwarze Sturmhaube und sprach akzentfreies Deutsch.
Bei dem Auto des Täters handelte es sich um einen VW Passat mit EN-Kennzeichen. Die Polizei sucht nach Zeugen: Hinweise unter 02331-986 2066.
Er trauert der Geldbörse hinterher, sie war aus Leder. Karsten Gaul sagt, dass er den Taxi-Stand in Vorhalle vor allem wegen der Lokführer regelmäßig aufsuche, er könnte auch woanders warten. Es ist die Erklärung eines Mannes, der gern Taxi fährt, in seinem Leben nie etwas anderes gemacht hat als Taxi zu fahren und den der wirtschaftliche Druck dazu zwingt, sich in potenzielle Gefahr zu begeben.
Natürlich habe man Angst in jenem Moment, in dem man in den Lauf einer Waffe blicke. „Logisch, ich fahre weiter“, sagt er. Schließlich muss er Geld verdienen. Er wartet wieder nachts am Taxi-Stand in Vorhalle auf einen Lokführer.