Hagen. 2023 fanden im Straßenverkehr sieben Menschen den Tod in Hagen. Sechs von ihnen starben allein in einem Zeitraum von elfeinhalb Wochen.

So viele tödliche Verkehrsunfälle wie im vergangenen Jahr hat es in Hagen schon lange nicht mehr gegeben. Sieben Menschen kamen auf den Straßen im Stadtgebiet zu Tode, alle in der zweiten Jahreshälfte 2023. Allein zwischen Mitte Juli und 1. Oktober starben in einem Zeitraum von elfeinhalb Wochen sechs Verkehrsteilnehmer.

Doch zugleich stehen die Unfälle in keinem Zusammenhang miteinander, bieten sich der Polizei Hagen keine Ansatzpunkte, um Schlüsse für eine künftige Unfallprävention aus den Geschehnissen zu ziehen: „Alle sieben Unfälle hatten unterschiedliche Ursachen und haben sich an unterschiedlichen Örtlichkeiten ereignet“, sagte Stefan Boese, Leiter der Direktion Verkehr, am Montag bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das vergangene Jahr in Hagen.

Auch zwei Fußgänger unter den Toten

Dafür lieferte Boese aber eine mögliche Erklärung dafür, dass die Gesamtzahl aller Verkehrsunfälle in Hagen gestiegen ist - 8024 waren es im vergangenen Jahr gegenüber 7639 im Jahr 2022. „Das könnte mit der zunehmenden Verkehrsdichte, die sich im Kontext der A45 ergibt, zu tun haben“, verwies er auf die zahlreichen Autofahrer, die wegen der gesprengten Rahmedetalbrücke durchs Volmetal fahren.

Die Gesamtzahl der Verletzten betrug im vergangenen Jahr 685 Personen (Vorjahr 623), darunter 609 Leicht- und 69 Schwerverletzte. 105 Fußgänger kamen im Jahr 2023 im Hagener Straßenverkehr zu Schaden, zwei von ihnen starben.

Dennoch: Auf die Einwohnerzahl umgerechnet, ist die Wahrscheinlichkeit, in Hagen bei einem Verkehrsunfall geschädigt zu werden, trotz der sieben Opfer nach wie vor gering. Im Landesvergleich der 47 Behörden in NRW belegt Hagen Platz 17 und befindet sich somit im ersten Drittel. „Damit können wir zufrieden sein“, sagte Polizeipräsidentin Ursula Tomahogh.

Unfallflucht soll eine Straftat bleiben

Was den Verantwortlichen im Polizeipräsidium Kopfzerbrechen bereitet, ist die nach wie vor hohe Zahl an Unfallflüchtigen. 1783 Mal suchten Unfallbeteiligte im vergangenen Jahr das Weite, immerhin 39 Prozent dieser Fälle konnten aufgeklärt werden. Boese ließ durchblicken, dass er nichts davon hält, wenn dieses Delikt, wie es Bundesjustizminister Marco Buschmann von der FDP ins Spiel gebracht hatte, von einer Straftat zu einer Ordnungswidrigkeit herabgestuft werden sollte: „Zumal es für uns keine Arbeitserleichterung bedeuten würde, denn auch eine Ordnungswidrigkeit muss ja weiter bearbeitet werden.“

Zudem könnten Unfallverursacher, die sich freiwillig melden, schon jetzt mit einer wohlwollenden Prüfung ihres Falls rechnen. Boese rief daher etwaige Zeugen eines Unfalls dazu auf, ihre Beobachtung bei der Polizei zu melden, damit den Geschädigten geholfen werden könne und sie nicht auf dem Schaden sitzen blieben.

Ein Toter (22) und mehrere Schwerverletzte waren die Bilanz des schrecklichen Unglücks am 12. September auf der Volmetalstraße.
Ein Toter (22) und mehrere Schwerverletzte waren die Bilanz des schrecklichen Unglücks am 12. September auf der Volmetalstraße. © Alex Talash | Alex Talash

Drogen und Alkohol am Steuer

Auch das bevorstehende Inkrafttreten des Cannabisgesetzes sorgt bei der Polizei weiterhin für erheblichen Diskussionsstoff und bei den für den Straßenverkehr zuständigen Beamten für nicht geringe Sorgen. „Die Legalisierung wird zu mehr Unfalltoten führen“, zitierte Polizeipräsidentin Tomahogh Innenminister Herbert Reul.

Und Boese fügte hinzu, dass es einen großen Unterschied mache, ob man freitagabends Alkohol konsumiert oder Drogen: „Wer etwas trinkt, kann am Montagmorgen sicher sein, dass er nichts mehr im Blut hat. Bei Drogen sieht das anders aus.“ Diese würden sich länger im menschlichen Körper halten und könnten einen Autofahrer selbst drei Nächte später bei einer Kontrolle in Schwierigkeiten bringen.

Zwar hat Alkoholgenuss (37) in Hagen 2023 zu deutlich mehr Unfällen geführt als Drogenkonsum (7). Doch bei Blutproben in Zusammenhang mit Kontrollen zur Fahruntüchtigkeit verzeichnete die Polizei deutlich mehr Drogen- als Alkoholfahrten. Das Verhältnis lag bei 398 zu 111.