Hagen. Das Theater Hagen bekommt einen neuen Intendanten und einen neuen Generalmusikdirektor. Der Rat muss die beiden Personalien noch absegnen.

Findungskommission und Aufsichtsrat haben sich nach Informationen unserer Zeitung darauf festgelegt, wer ab Sommer 2025 am Theater Hagen neuer Intendant und wer neuer Generalmusikdirektor werden soll. Søren Schuhmacher und Hermes Helfricht sind die beiden finalen Kandidaten. Das ist das Ergebnis einer nicht unumstrittenen Entscheidungsfindung.

Neben den ausstehenden Vertragsverhandlungen muss nur noch der Rat der Stadt Hagen diese beiden wichtigen Personalien, die in einer nicht öffentlichen Sitzung auf den Weg gebracht wurden, absegnen. Da auch politische Vertreter dem Aufsichtsrat angehören, gilt dies allerdings als reine Formsache.

Zuletzt am Staatstheater Darmstadt

Søren Schuhmacher, der als Intendant Francis Hüsers nachfolgen soll, ist bisher Künstlerischer Betriebsdirektor am Staatstheater Darmstadt. Außerdem ist er nach Angaben seines Hauses in künstlerischen Fragen Stellvertreter des Intendanten. Im Jahr 2020 hatte er zudem die Leitung des Bereichs Casting des Musiktheaters übernommen.

Studium in Köln

Der gebürtige Hamburger hat an der Universität Köln Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Philosophie studiert. Erste Engagements als Regieassistent führten ihn an die Opernhäuser in Bonn, Köln, Leipzig und Hamburg, zu den Bayreuther Festspielen und ans Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel.

Ab 2005 arbeitete Schuhmacher - so seine Vita auf der Internetseite des Staatstheaters Darmstadt - als szenischer Leiter an der Komischen Oper Berlin. Von 2006 bis 2010 war er Oberspielleiter an der Deutschen Oper Berlin und Mitglied der erweiterten Direktion. 2019 dann der Wechsel nach Hessen.

Hagen-Premiere bei Sinfoniekonzert

Hermes Helfricht, der potenzielle GMD, der wiederum Joseph Trafton beerben soll, hatte am 13. Februar das Sinfoniekonzert in Hagen dirigiert und sich damit an seiner künftigen Wirkungsstätte (damals noch als einer von zwei verbliebenen Kandidaten) vorgestellt. Er dirigierte das Violakonzert von York Bowen und die Sinfonie e-Moll von Amy Beach, die wiederum mit zwei Pomp-and-Circumstance-Märschen von Edward Elgar zusammengespannt waren.

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Das Publikum feierte das begeisternde Dirigat des 31-Jährigen in der Stadthalle mit lang anhaltendem Applaus im Stehen.

Sowohl die Findungskommission als auch das Philharmonische Orchester hatten nach dem Konzert getagt und über die neue Leitung befunden. Die Entscheidung fiel letztlich zu Gunsten von Helfricht aus - einem jungen und engagierten Dirigenten, dem Experten eine Karriere an den ganz großen Häusern zutrauen.

Zweiter Kandidat war Andreas Wolf. Der 55-Jährige war seine gesamte Karriere hindurch an erstklassigen Häusern tätig. Derzeit ist er 1. Kapellmeister am Deutschen Nationaltheater in Weimar. Wenn man so will, standen die beiden finalen Kandidaten - ursprünglich waren drei Frauen und 77 Männer ins Rennen gegangen - für Aufbruch und Bewahrung.

Findungskommission, Orchester und Aufsichtsrat haben nun für „Aufbruch“ votiert. Wobei spannend werden dürfte, ob Hagen für einen hochbegabten Dirigenten am Ende nicht nur eine kurzfristige Durchgangsstation ist. Denn die Aufgabe, die Helfricht erwartet, ist ambitioniert: gilt es doch zum einen, in eine Stadt mit komplexer Sozialstruktur hineinzuwirken, und zum anderen, die traditionellen Netzwerke des Orchesters ins Sauerland hinein zu pflegen.

Seit November 2022 steht fest, dass der bisherige Intendant Francis Hüsers und Joseph Trafton, GMD am Hagener Haus, ihre im Sommer 2025 auslaufenden Verträge nicht verlängern werden. Beide waren seit der Spielzeit 2017/18 in Hagen beschäftigt.

Während sich die Sinfoniekonzerte beim Publikum weiter großer Beliebtheit erfreuen, lässt sich für das Große Haus in den letzten Jahren ein deutlicher Abwärtstrend erkennen. Über 180.000 Besucher kamen in der letzten Spielzeit 2016/17 des damaligen Intendanten Norbert Hilchenbach; 2021/22 waren es (auch coronabedingt) laut Statistik des Deutschen Bühnenvereins nur noch 51.975. Seit seiner Umwandlung in eine gGmbH hat das Theater Hagen keine Auslastungszahlen mehr veröffentlicht. Zuletzt waren in den Aufführungen aber immer wieder zahlreiche Plätze unbesetzt geblieben.