Hagen. Die Blitzanlagen bringen der Stadt Hagen eine Menge Geld ein. Dennoch kommen viele Sünder straffrei davon. Wir erklären, warum das so ist.

Wer in Hagen geblitzt wird, der muss nicht unbedingt mit einer Strafe rechnen. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden im vergangenen Jahr an den 27 stationären Blitzanlagen im Stadtgebiet 63.970 Verstöße registriert, von denen jedoch nur 44.244 verwertbar waren. Heißt: Die übrigen 19.726 geblitzten Verkehrsteilnehmer kamen ungeschoren davon.

Die Gründe dafür, dass so viele Temposünder nicht belangt wurden, sind vielfältig. Da sind zum einen Motorradfahrer, deren Maschinen vorne kein Nummernschild tragen und die daher nicht identifiziert werden können. Aber auch Autofahrer bleiben häufig straflos, etwa wenn die A-Säule oder eine in der Windschutzscheibe platzierte Vignette das Gesicht des Fahrers verdeckt bzw. das Foto von zu schlechter Qualität ist. Das Ordnungsamt verschickt nur dann Verwarn- oder Bußgeldbescheide, wenn der Fahrer zweifelsfrei zu erkennen ist. „Manchmal lassen auch Softwarestörungen oder schlechtes Wetter eine Nachverfolgung nicht zu“, erklärt Michael Kaub, Sprecher der Stadtverwaltung in Hagen.

Temposünder aus Ausland kommen oft davon

Fahrzeuge von Polizei und Feuerwehr, die im Einsatz mit hoher Geschwindigkeit an einer Messstelle vorbei brausen, werden natürlich ebenfalls nicht bestraft. Und dann sind da noch all die Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen, die geblitzt werden. Zwar gibt es einen EU-Beschluss, wonach in Deutschland fällige Geldbußen auch in anderen Staaten vollstreckt werden können, doch diese Regelung greift erst ab einer Grenze von 70 Euro aufwärts.

Und da Verwarngelder in Deutschland zu den niedrigsten in Europa gehören, kommen die meisten Temposünder aus dem Ausland ohne Strafe davon. Deutsche Autofahrer können dagegen selbst geringfügige Tempoverstöße im Ausland sehr teuer zu stehen kommen. So kann in Frankreich bereits eine geringe Geschwindigkeitsüberschreitung von 10 km/h eine Strafe von 135 Euro nach sich ziehen. Zum Vergleich: In Deutschland sind laut ADAC lediglich 30 Euro fällig.

Blitzer am Finanzamt bringt am meisten ein

Aber auch so spülten die stationären Blitzer der Stadt Hagen noch ein hübsches Sümmchen in die Kasse, 2023 waren es immerhin 2.709.194 Euro. Mit Abstand die meisten Autofahrer tappten in Höhe des Finanzamtes am Märkischen Ring in die Falle, 19.430 waren es in Richtung Emilienplatz, 9834 in Richtung Stadthalle. 6734 (verwertbare) Verstöße wurden an der Anlage an der Becheltestraße registriert, es folgten die Blitzer an der Saarlandstraße in Fahrtrichtung Innenstadt (4024), am Boeler Ring (3706), an der Altenhagener Straße in Fahrtrichtung Brinkstraße (3701), an der Delsterner Straße in Fahrtrichtung Dahl (3483), an der Voerder Straße in Fahrtrichtung Leimstraße (3376) sowie an der Delsterner Straße in Fahrtrichtung Delstern (3359).

Die Stadt Hagen betont, dass sie die Blitzanlagen aus Gründen der Verkehrssicherheit angeschafft habe: „Es handelt sich hier um schutzwürdige Zonen wie Schulen, Schulwege, Kitas oder Spielplätze sowie geprüfte Gefahrenstellen“, berichtet Kaub. Die Anlagen blieben, auch wenn sie wenig Geld einbrächten, so lange stehen, bis eine Gefahrenstelle entschärft sei oder ein Standort nicht mehr als schutzwürdige Zone eingestuft werde, was beispielsweise nach einem Kita-Umzug der Fall sein könne.

Im Dezember hat die Stadtverwaltung übrigens mit dem Umbau ihrer stationären Anlagen begonnen, sieben von ihnen wurden bereits mit der modernen S350-Lasertechnik ausgestattet. Die Lasertechnik ermöglicht die Erfassung von Fahrzeugen ohne Eingriff in die Fahrbahn. Bei den „alten“ Anlagen mussten Schleifen im Asphalt verlegt werden. „Die brauchen wir jetzt nicht mehr“, so Kaub. Damit entfallen Kosten der Wartung, der Reparatur und der regelmäßigen Eichung.

Die Umrüstung der anderen Blitzer folgt noch im Laufe dieses Jahres.