Hagen. Mit breiter Mehrheit hat sich der Hagener Rat für die Einführung der Wertstofftonne ab 2025 ausgesprochen. Wir erklären, was das bedeutet.
Die Hagener Bürger können in ihren Garagen und Kellern schon einmal Platz schaffen: Denn zu Beginn des Jahres 2025 wird in Hagen die gelbe Wertstofftonne eingeführt, was mit einer Erhöhung der Müllgebühren einhergeht. Das hat der Rat mit breiter Mehrheit gegen die Stimmen von SPD, AfD und Teile von Hagen Aktiv entschieden.
Das neue Behältnis soll die Gelben Säcke nicht bloß ersetzen und somit für mehr Stadtsauberkeit sorgen, sondern zugleich die Menge der recycelbaren Abfallmengen in Hagen deutlich erhöhen. Zugleich können die Bürger ihre Restmüll-Volumina deutlich reduzieren. Das ist das Ergebnis eines Prüfauftrages, den das Institut für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement GmbH (INFA) im Auftrag des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB) abgearbeitet hat.
Kritik vom Ex-HEB-Chef
Kritisch argumentierten vorzugsweise die Sozialdemokraten, die angesichts der drohenden Steuererhöhungen sowie weiterer Gebührenerhöhungen und Spareinschnitte im Rahmen der aktuellen Haushaltsdiskussion den Hagenern keine weitere finanzielle Belastung aufbürden möchten. „Die Gelbe Tonne löst unsere Verschmutzungsprobleme genauso, erzeugt aber keine Mehrkosten“, kritisierte der ehemalige HEB-Geschäftsführer und SPD-Ratsherr Werner König. Zugleich warnte er davor zu glauben, dass die gesammelten Kunststoff- und Altmetall-Abfälle tatsächlich allesamt wiederverwertet würden. AfD-Fraktionschef Michael Eiche formulierte zudem die Sorge, dass die Tonnen genauso wie die Säcke umgetreten und somit die Abfälle auf den Straßen verteilt würden.
Als Boelerheider, der den Pilot-Versuch im Hagener Norden mitgemacht hat, sprach sich CDU-Fraktionschef Jörg Klepper hingegen für die Wertstofftonne aus: „Die Vorteile überwiegen.“ Diese Bilanz zog auch Umweltamtsleiter Thomas Köhler und versicherte zugleich, dass man immer individuelle Lösungen gefunden habe, die Tonne auch bei beengten Verhältnissen zu platzieren. Grünen-Ratsfrau Elke Freund rechnete zudem vor, dass seit 2021 die Müllgebühren um 17 Prozent gesunken seien, daher sei eine Anhebung um 3,5 Prozent durchaus zumutbar.
Das Stadtsauberkeitsargument war vor gut einem Jahr der wesentliche Antrieb der Politik dafür, sich dieses Themas flächendeckend anzunehmen. Denn die hauchdünnen Gelben Säcke aus Kunststoff, die seit fünf Jahren in Hagen von dem Wetteraner Entsorger AHE eingesammelt werden, gelten als Mitverursacher der allerorten ins Auge springenden Vermüllung in Hagen. Denn die großen Abfalltüten neigen immer wieder dazu, bei zartester Berührung aufzureißen, sodass der Leichtverpackungsinhalt bereits bei geringen Verwehungen sich in den Straßen verteilt.
Breitere Entsorgungsmöglichkeiten
Im Gegensatz zur Wertstofftonne bietet die Gelbe Tonne deutlich reduzierte Entsorgungsmöglichkeiten. Sie ersetzt quasi die Gelben Säcke, weil darin wie bisher ausschließlich Verpackungsabfälle aus Kunststoff oder Metall (Joghurtbecher, Waschmittelverpackungen, Dosen, Aludeckel etc.) gesammelt werden können. In einer Wertstofftonne dürfen zusätzlich stoffgleiche Nichtverpackungen aus Kunststoff oder Metall entsorgt werden. Dies können beispielsweise defekte Putzeimer, Plastikspielzeuge, Besteck, Schrauben oder auch ausgediente Pfannen sein.
Die Wertstofftonne habe den Vorteil, so die Einschätzung der Fachverwaltung, dass bei der Mülltrennung insgesamt nicht mehr nach Verpackung und Nichtverpackung, sondern lediglich nach Stoffen differenziert werden müsse. Das erhöhe zugleich die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung und erhöhe zudem das Volumen der Stoffe, die dem Recyclingkreislauf wieder zugeführt würden.
Denn die INFA-Untersuchung hat gezeigt, dass in Hagen im Jahr 2022 immerhin 3619 Tonnen Leichtverpackungen über die Gelben Säcke und an den Wertstoffhöfen eingesammelt wurden. Das entspricht etwa 18,4 Kilo pro Einwohner. Bei einer Sammlung mit der Wertstofftonne, so zeigen Werte aus Vergleichskommunen, kommen 33 Kilo pro Einwohner zusammen, also eine Steigerung um fast 80 Prozent. Im Gegenzug, so die Prognose des Instituts, würde die Restabfallmenge entsprechend sinken.
Angesichts dieses eher überschaubaren Betrages empfiehlt die Fachverwaltung der Politik, sich für die Einführung der Wertstofftonne mit einem 14-Tage-Leerungsrhythmus zu entscheiden, da darin sämtliche Abfälle aus Kunststoff oder Metall entsorgt werden können. Sogenannte „intelligente Fehlwürfe“ wie Klarsichthüllen oder auch Legosteine werden plötzlich zu legal entsorgtem und sogar gewünschtem Abfall, der zusätzlich in den Stoffkreislauf zurückkehrt. Dass damit zugleich die Sammelmenge fast verdoppelt werden kann, ist in den Augen der Umweltbehörde das ausschlaggebende Argument.