Hagen. In Hagen soll im kommenden Jahr die Wertstofftonne den Gelben Sack ersetzen. Wir erklären, was sich damit für jeden Haushalt verändert.
Sollte der Rat in seiner Februar-Sitzung der Empfehlung der Stadtverwaltung folgen, könnte bereits im kommenden Jahr in Hagen die Wertstofftonne eingeführt werden und somit die Gelben Säcke mehr als ersetzen. Das ist das Ergebnis eines Prüfauftrages, den das Institut für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement GmbH (INFA) im Auftrag des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB) abgearbeitet hat. Damit würden zwar die Müllgebühren in Hagen um etwa 3,5 Prozent steigen, doch die Bürger könnten zugleich ihre Restmüll-Volumina reduzieren, die natürlichen Ressourcen noch umfassender schonen und das Stadtbild würde sich zudem weniger dreckig darstellen.
Genau dieses Sauberkeitsargument war vor gut einem Jahr der wesentliche Antrieb der Politik dafür, sich dieses Themas flächendeckend anzunehmen. Denn die hauchdünnen Gelben Säcke aus Kunststoff, die seit fünf Jahren in Hagen von dem Wetteraner Entsorger AHE eingesammelt werden, gelten als Mitverursacher der allerorten ins Auge springenden Vermüllung in Hagen. Denn die großen Abfalltüten neigen immer wieder dazu, bei zartester Berührung aufzureißen, sodass der Leichtverpackungsinhalt bereits bei geringen Verwehungen durch die Straßen und Grünflächen purzelt. Die alternativ denkbare Gelbe Tonne würde in puncto Stadtsauberkeit zwar die gleichen positiven Effekte erzielen und wäre zudem sogar kostenfrei zu haben. Allerdings bietet dieses System deutlich reduzierte Entsorgungsmöglichkeiten.
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Plastikeimer darf in die Tonne
Während eine Gelbe Tonne die Gelben Säcke quasi bloß ersetzt und darin wie bisher ausschließlich Verpackungsabfälle aus Kunststoff oder Metall (Joghurtbecher, Waschmittelverpackungen, Dosen, Aludeckel etc.) gesammelt werden können, dürften in einer Wertstofftonne zusätzlich stoffgleiche Nichtverpackungen aus Kunststoff oder Metall entsorgt werden. Dies können beispielsweise defekte Putzeimer, Plastikspielzeuge, Besteck, Schrauben oder auch ausgediente Pfannen sein. Angesichts dieser Möglichkeiten setzen im Ruhrgebiet beispielsweise Duisburg, Bottrop, Bochum, Unna, Dortmund oder auch Herne bereits auf dieses System.
Die Wertstofftonne habe den Vorteil, so die Einschätzung der Fachverwaltung, dass bei der Mülltrennung insgesamt nicht mehr nach Verpackung und Nichtverpackung, sondern lediglich nach Stoffen differenziert werden müsse. Das erhöhe zugleich die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung und erhöhe zudem das Volumen der Stoffe, die dem Recyclingkreislauf wieder zugeführt würden.
Denn die INFA-Untersuchung hat gezeigt, dass in Hagen im Jahr 2022 immerhin 3619 Tonnen Leichtverpackungen über die Gelben Säcke und an den Wertstoffhöfen eingesammelt wurden. Das entspricht etwa 18,4 Kilo pro Einwohner. Bei einer Sammlung mit der Wertstofftonne, so zeigen Werte aus Vergleichskommunen, kommen 33 Kilo pro Einwohner zusammen, also eine Steigerung um fast 80 Prozent. Im Gegenzug, so die Prognose des Instituts, würde die Restabfallmenge entsprechend sinken.
Müllgebühren müssen steigen
Insgesamt führt die Einführung der Wertstofftonne in Hagen bei vierwöchiger Leerung zu Mehrkosten von 700.000 Euro, also eine 3-prozentigen Gebührenerhöhung. Sollte sogar alle 14 Tage geleert werden, kostet dies 924.000 Euro, sodass die Gebühr um 3,5 Prozent steigen müsste. Dies hätte in den Augen der Verwaltung allerdings den Vorteil, dass das Behältnis deutlich kleiner ausfallen kann und somit noch ausreichend Stellfläche für die Biotonne bewahrt bleibt, die in Hagen ja ebenfalls noch etabliert werden soll.
Die Umweltverwaltung des Rathauses macht für die Einführung der Wertstofftonne eine Beispielrechnung: Eine vierköpfige Familie hat bei einer angenommenen Sammelmenge von 25 Litern pro Person einen monatlichen Volumenbedarf von etwa 400 Litern. Damit würde sie zwei 240-Liter-Gefäße benötigen. Bei einer 14-tägigen Leerung könnte hingegen eine einzelne standardisierte 240-Liter-Wertstofftonne völlig ausreichen. Der Extra-Gebührenaufwand läge für die Familie über das gesamte Jahr gesehen also bei 18,80 Euro.
Angesichts dieses eher überschaubaren Betrages empfiehlt die Fachverwaltung der Politik, sich für die Einführung der Wertstofftonne mit einem 14-Tage-Leerungsrhythmus zu entscheiden, da darin sämtliche Abfälle aus Kunststoff oder Metall entsorgt werden können. Sogenannte „intelligente Fehlwürfe“ wie Klarsichthüllen oder auch Legosteine werden plötzlich zu legal entsorgtem und sogar gewünschtem Abfall, der zusätzlich in den Stoffkreislauf zurückkehrt. Dass damit zugleich die Sammelmenge fast verdoppelt werden kann, ist in den Augen der Umweltbehörde das ausschlaggebende Argument.