Breckerfeld. Die Windmühle am Mühlenhof hat ihrer Flügel zurück. Was dort noch entstehen soll und wann sie sich zum ersten Mal wieder dreht.
Autofahrer Vorsicht! Es kann zu abrupten Bremsmanövern auf der Landstraße 528 unterhalb des Kreisverkehrs Königsheide in Breckerfeld kommen. Alles so am Dienstagabend geschehen: Ein Fahrer hält plötzlich an, lässt die Seitenscheibe herunter, zückt sein Handy und schießt ein Foto.
Mirko Krüger, Jan Winterhoff und Philippe Bremicker stehen ein Stück unterhalb der Straße und beobachten das Treiben. Die drei Männer, die den Verein Mühlenhof ins Leben gerufen haben, sind nicht das Ziel dieses selbst ernannten Paparazzo. Es ist die Bockwindmühle in ihrem Rücken, die nun wieder ihre Flügel bekommen hat.
Gottvertrauen in ein Projekt
Es braucht starke Nerven, wenn man ein uriges Ensemble alter Häuser erwirbt, um ihnen wieder oder erstmals Leben einzuhauen. Es braucht starke Nerven, und ein gewisses Gottvertrauen kann auch nicht schaden. Beides haben sie, die Herren, die sich selbst als gläubige Christen bezeichnen und aus diesem Glauben, so sagen sie, die Zuversicht schöpfen, dass sie dieses Mammutprojekt auch stemmen können.
Das alleine kann es aber nicht sein. Es braucht Material und Handwerker, die auch bezahlt werden müssen. Und es braucht Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Sowie jene Truppe, die neulich die schweren Flügel getragen haben. „16 Mann haben mit angepackt und die Flügel einzeln geschultert“, sagt Jan Winterhoff, „das war ein beeindruckendes Bild.“
Möbelwerkstatt unterstützt
Zusammengesetzt und gebaut wurden sie in der Werkstatt Kakutsch, nur ein paar Meter vom Mühlenhof entfernt. „Vor diesem Projekt kannten wir uns gar nicht“, sagt Philippe Bremicker, „aber der Inhaber hat uns die Halle und die Maschinen zur Verfügung gestellt. So konnte etwas wohl Einzigartiges entstehen: Jede Latte in den Flügeln verändert ihren Winkel leicht. Früher muss das Zusammenbauen Monate gedauert haben. Die modernen Maschinen haben uns sehr geholfen. Und alles passt zu 100 Prozent.“
Technik steckt in der neuen, alten Mühle. Und Herzblut. „Ohne das hätten wir das Projekt nicht angehen können“, sagt Mirko Krüger. So soll der Mühlenhof nebst Kaffee zu einem Ort der Begegnung werden und zu einem, an dem „Menschen ihren Glauben teilen“ können. „Es geht darum“, so Jan Winterhoff, „eine Heimat zu finden.“
Ehepaar Thorschmidt baut Ensemble auf
Deshalb entstehen in dem Fachwerkhaus, das unten direkt an der Zufahrt liegt, ein Kaffee und später auch wieder ein Hofladen. „Die sanitären Anlagen sind fertig, die übrigen Räumlichkeiten schon in Teilen“, sagt Philippe Bremicker, „für die übrigen Gebäude des Mühlenhofs haben wir noch keine konkreten Pläne.“
Aufgebaut hat all das das Ehepaar Thorschmidt. Erwachsen ist es erst vor rund einem Vierteljahrhundert: eine Bockwindmühle, eine der letzten ihrer Art in Nordrhein-Westfalen, ein Kornspeicher, ein Backhaus und ein Gebäude, das sich seit Jahren im Rohbau befindet. Eine Art kleines Freilichtmuseum, das das rührige Ehepaar einst mit Leben gefüllt hat. „Zum 600-jährigen Stadtjubiläum hat sich die Mühle zum ersten Mal gedreht“, hatte Helga Thorschmidt noch erklärt, als sie vor etwas mehr als zwei Jahren den Schlüssel für das Ensemble übergeben hatte.
Eröffnung an Ostern
Im Inneren der Mühle stehen noch Arbeiten aus. Denn - so der Plan - in Breckerfeld soll nach alter Tradition wieder gemahlen werden. Dafür müssen sie sich dann drehen - die Flügel der neuen Mühle. Das kann theoretisch schon in den nächsten Tagen der Fall sein. Offiziell eröffnen will der Verein den Mühlenhof an den Osterfeiertagen. „Wir planen, von Karfreitag bis Ostermontag zu öffnen“, sagt Jan Winterhoff.