Hagen. Lange Jahre war er Chefarzt der Kardiologie in Haspe und am AKH. Warum Dr. Kaffer Kara sich jetzt mit einer Praxis in Hagen niederlässt.
Er packt zu, links und rechts, dreht die Arme, legt die Tür dann in die waagerechte und hievt sie davon. Nun gehört das Schleppen von Türen vielleicht nicht zu den Spezialdisziplinen von Dr. Kaffer Kara. Was für das Fegen und das Wischen des Bodens oder für das Zusammenbauen von Möbelstücken auch gelten mag. Aber all das sind Dinge, die gerade gefordert sind. Und so packt der Mediziner mit an.
Dr. Kaffer Kara, einst Chefarzt der Kardiologie am Agaplesion Klinikum Hagen und am Evangelischen Krankenhaus Haspe, ist ein Spezialist für das Herz. Diese Praxis aber ist seine Herzensangelegenheit.
Praxis auf den Kopf gestellt
Rembergstraße 6, erste Etage: Neue Böden sind verlegt, Wände gezogen und weiß gestrichen. Im Eingangsbereich steht die neue Theke, dahinter noch die Tür, die der Mediziner für das Foto von sich, seinem Vorgänger und seinem Team mal eben aus dem Bild trägt. Noch genau eine Woche bis zur Eröffnung der kardiologischen Praxis.
Die Handwerker sind noch nicht durch, Leitungen müssen noch verlegt werden, am Ende steht der Härtetest für die IT-Anlage. Nur wenig gleicht hier in den Praxisräumen jenem Zustand, in dem Dr. Georg Beyer, ein Schilddrüsenspezialist, die Etage übergeben hat. Er, der hier 35 Jahre lang gearbeitet hat, ist noch einmal gekommen. Und er staunt über ein Projekt, das den Eindruck macht, als hätten Tine Wittler („Einsatz in vier Wänden“) und ihr RTL-Team hier mal eben renoviert.
Kardiologie in Haspe aufgebaut
Die aber hatten ihre Hände nicht im Spiel. „Das ist so ein bisschen das Zwiebel-Prinzip“, sagt Kaffer Kara. „Als wir einmal angefangen hatten, ist immer mehr dazu gekommen.“ Und so kämpfen sich er, das Praxisteam und die Handwerker - um im Bild zu bleiben - Schicht für Schicht voran, um den Traum des gebürtigen Lüdenscheiders, der mittlerweile in Gelsenkirchen lebt, wahr werden zu lassen.
Eines Mediziners, der einen eher ungewöhnlichen Weg gegangen ist. Dr. Kaffer Kara erhielt als relativ junger Arzt die Chance, in Haspe eine neue Abteilung aufzubauen, war Chefarzt in zwei Kliniken und hat sich doch entschlossen, sich nun in der Hagener Innenstadt direkt am Bettermann-Parkplatz niederzulassen. Was gleich mehrere Gründe hat: „Da ist zum einen der enorme Zeitdruck. Patienten bleiben heute im Schnitt nur drei Tage auf der Kardiologie - und das gilt nicht nur für das AKH“, sagt Kaffer Kara, „ich habe in den letzten acht Jahren vielleicht 30.000 Menschen behandelt - aber welchen kenne ich denn wirklich? Ich will mir künftig einfach die Zeit nehmen können, die es auch braucht.“
Zwei Abteilungen parallel
Hinzu kommt: Am AKH war Kaffer Kara nach der Übernahme der Kardiologie der Katholischen Kliniken einer von zwei Chef-Herzexperten. „Es haben praktisch in einem Haus zwei Abteilungen parallel existiert“, blickt Kaffer Kara kritisch auf eine Zeit zurück, die nicht mehr seinen Vorstellungen entsprach, „die Patienten wurden bei Aufnahme gefragt, ob sie in die Kardiologie eins oder zwei wollen. Das konnte auf Dauer nicht funktionieren.“
Und letztlich ergab sich in dieser Gemengelage die Möglichkeit, die Praxis zu übernehmen. „Ich habe eineinhalb Jahre nach einem Internisten mit Schwerpunkt Schilddrüse gesucht und niemanden gefunden“, sagt Georg Beyer, 72 Jahre alt, der nun mehr Zeit für Sport, das Lesen und Weiterbildung in Sachen Akupunktur hat. „Auch wenn sich der Fokus der Praxis ändert. Ich bin froh, dass es hier weitergeht.“
Digitaler Praxisbetrieb
Mit demselben Team. „Wir ergänzen uns prima“, sagt Kaffer Kara, der weiterhin noch freitags in der Helios-Klinik Wuppertal im OP stehen will, „ich verstehe etwas von Kardiologie, und sie wissen, wie hier der Praxisbetrieb läuft.“ Der - das ist eines seiner Ziele - soll künftig digitalisiert werden. Mit Programmen, die bei der Untersuchung schon gesprochene Befunde aufnehmen und daraus einen Bericht fertigen, den Kaffer Kara bei Bedarf noch ergänzen kann. „Wenn die Patienten die Praxis verlassen, können sie den Bericht entweder ausgedruckt mitnehmen, oder wir lassen ihnen den per App zukommen.“
Zukunftsmusik, die ab dem kommenden Montag erklingen soll. „Wir fangen in den ersten Tagen mit einigen wenigen Patienten an“, sagt Kaffer Kara, „aber rund 300 Menschen haben uns schon kontaktiert. Der Bedarf ist groß.“
Er packt zu, links und rechts, dreht die Arme, legt die Tür dann in die waagerechte. Sie muss wieder zurück in ihre alte Position.