Hagen. Rund 5000 Menschen sind in Hagen gegen Rechtsradikalismus auf die Straße gegangen. Mit dieser Resonanz haben die Organisatoren nicht gerechnet.
Er selbst hat als Ordner an der Ecke Elberfelder Straße/Adolf-Nassau-Platz vor dem Kaufhaus C&A gestanden. „Als dieser Strom von Menschen an mir vorbeigezogen ist - das wahr Wahnsinn“, sagt Jan Eckhoff, „überwältigend ist vielleicht das Wort, das die Resonanz am ehesten beschreibt. Vielleicht gibt es gerade nicht viele Gründe, stolz auf Hagen zu sein. Aber das ist ganz bestimmt einer.“
5000 Menschen - so die grobe Schätzung der Polizei - waren am Donnerstagabend für Demokratie und gegen Rechtradikalismus in Hagen auf die Straße gegangen. Das „Bündnis offen bunt“ (Bob) hatte dazu aufgerufen. Ein Zusammenschluss der unterschiedlichsten Organisationen - Gewerkschaften, Ratsfraktionen, Jugendorganisationen der Kirchen - hatte dazu aufgerufen. Jan Eckhoff, der sich selbst für Bündnis 90/Die Grünen engagiert, war einer der Initiatoren.
Größte Demo der letzten Jahre
„Dabei hat sich das Bündnis nicht erst im Vorfeld der Demo gefunden“, sagt Eckhoff. „Die Wurzeln liegen im Sommer 2023. Da haben wir schon überlegt, was man gegen aufkommenden Populismus, Rassismus und Antisemitismus unternehmen kann.“
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Diese Überlegungen und die Strukturen mögen die Basis für die größte Demonstration gewesen sein, die Hagen in den letzten Jahren erlebt hat. „In den letzten Tagen haben so viele über ihre Kanäle und über soziale Netzwerke dazu aufgerufen, sich zu beteiligen“, sagt Eckhoff, „und trotzdem hätten wir nie gedacht, dass wir so viele Menschen mobilisieren.“
Bündnis breit aufgestellt
Wie breit aufgestellt die Schar derjenigen war, die sich am Ende an der Konzertmuschel im Volkspark versammelten, zeigt vielleicht, dass sowohl SIHK-Präsident und Unternehmer Ralf Stoffels (das SIHK-Haus war mit dem bunten Schriftzug „Für Demokratie, gegen Hass“ versehen) als auch quasi an seiner Seite DGB-Chef Andreas Marx demonstrierten. Dazu gesellte sich beispielsweise die Gruppe „Omas gegen rechts“ oder der Dackelklub, der allerdings ohne Dackel demonstrierte.
Einziger kleiner Aufreger am Rande: Ein laut den Organisatoren bekannter Hagener aus der Querdenker-Szene habe versucht, sich Zugang zur Bühne und zum Mikrofon zu verschaffen. „Zum Glück haben wir ihn rechtzeitig identifiziert“, sagt Eckhoff, „es hat nicht einmal die Polizei gebraucht, damit er von seinem Vorhaben abgelassen hat.“
Lob für die Teilnehmer
Ein ausdrückliches Lob hingegen haben die Organisatoren für all die Teilnehmer: „Bei der Zahl an Menschen hatten wir damit gerechnet, dass wir im Anschluss den Ebertplatz und den Platz vor der Muschel säubern müssen“, sagt Eckhoff. „Aber niemand hat achtlos seinen Müll fallen lassen.“
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Das „Bündnis offen bunt“ will bestehen bleiben und wachsen. „Es gibt einige, die sich anschließen wollen“, sagt Eckhoff. „Es wird immer wieder Anlässe geben, an denen wir auf die Strukturen zurückgreifen oder kurzfristig mobilisieren.“ Aber man plane selbst zunächst keine weiteren Veranstaltungen. „Wir sind ja kein Verein, eher ein Zweckbündnis. Wir wollen auch künftig anlassbezogen agieren.“