Hagen. Die Stadt Hagen erlebt eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre. Tausende Menschen sind bei der Demo gegen rechts:
Eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre erlebt die Stadt am Donnerstagabend. Das „Bündnis offen bunt“ (Bob) ruft zum Protest für Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf. Treffen ist auf dem Friedrich-Ebert-Platz. Von dort geht es zur Kundgebung im Volkspark. Begleitet wird der Zug von der Polizei Hagen: „Wir rechnen mit einem friedlichen Verlauf“, so Sprecher Tim Sendler.
Fotostrecke: Großdemo gegen Rechtsextremismus
Wir berichten hier live:
19.33 Uhr: Der offizielle Teil der Demonstration ist vorbei. Die ersten Besucherinnen und Besucher machen sich so langsam wieder auf den Heimweg. Fazit: Alles verlief friedlich und ohne größere Vorkommnisse. Der Live-Ticker wird jetzt eingestellt.
19.16 Uhr: OB Erik O. Schulz zeigt sich sichtlich bewegt von der riesigen Menge. „Liebe Hagener, es ist richtig, sich dieser Tage Sorgen um die Demokratie zu machen. Zunehmend bestimmen populistische Haltungen auch in dieser Stadt politische Diskussionen. Die Enthüllungen aus Potsdam haben uns wachgerüttelt. Sie haben eine nie dagewesene Welle der Solidarität ausgelöst“
„Unsere Städte gehören allen Menschen, die hier leben.“
18.58 Uhr: Immer wieder bricht während der Wortbeiträge Jubel in der Menge auf. Sven Söhnchen und Manu Rottmann lesen vor der Menge AfD-Parolen und dazu Texte aus dem Grundgesetz vor. Der Kontrast solle darstellen, wie verfassungsfeindlich viele Äußerungen von AfD-Abgeordneten und -Mitarbeitern sind.
18.39 Uhr: 5000 Menschen jubeln den Organisatoren an der Konzertmuschel im Volkspark zu. Michael Eckhoff, der auch Stadtheimatpfleger ist, sagt am Mikrofon: „Ich habe ein Foto mitgebracht. Mein Opa Erich Eckhoff. Er ist gefoltert worden von den Nazis. Ich habe ihm später versprochen, dass es Folter und Diktatur nie wieder geben wird in Hagen und in Deutschland. Deswegen stehen wir hier.“
18.29 Uhr: Chandra Prakash Iha lebt seit 15 Jahren in Hagen. Er ist Inder. „Wenn es um Remigration geht, bin ich gemeint. Mir geht es um Menschenwürde und Vielfalt“, sagt er. „Unglaublich, was die Menschen hier für uns alle für ein Zeichen setzen“
18.19 Uhr: Knapp 5000 Leute sollen es nach erster Schätzung sein. Der Oberbürgermeister, der im Volkspark vor der Menge sprechen wird, hat sich fast unerkannt unter die Menschen gemischt. Mit Mütze und hohem Kragen.
18.12 Uhr: Der Marsch geht los. Es ist unmöglich, sich einen Meter auf dem Ebert-Platz zu bewegen. Unterschiedlichste gesellschaftliche Gruppen sind da, einige haben Plakate oder Schirme in Regenbogen-Farben dabei. Auch die „Omas gegen rechts“ sind dabei: „Ich habe drei Enkel. Ich will, dass die in einer sicheren, wertschätzenden Gesellschaft leben. Ich will zeigen, was Demokratie ist“, sagt Andrea Honickel (65).
Kurz vor 18 Uhr: Tausende sind auf dem Weg zum Ebert-Platz. Aus den Randbereichen der City strömen so viele Menschen in den Kern der Stadt, dass der Platz schon gleich nicht mehr ausreichen wird.
17.52 Uhr: Der Friedrich-Ebert-Platz ist schon gut gefüllt. Es gesellen sich immer weitere Menschen dazu, die gegen Rechtsextremismus demonstrieren möchten.
Demo in Hagen: Hintergrund und Ablauf
500 Teilnehmer haben die Organisatoren um Jan Eckhoff (Bündnis 90/Die Grünen) und Max Adams (Die Falken) offiziell zunächst angemeldet. Allerdings ist angesichts der Rasanz, mit der sich der Aufruf zur Demonstration auch über die sozialen Medien verbreitet hat, mit einer deutlich höheren Teilnehmerzahl zu rechnen. „Wie viele Menschen es am Ende sein werden, lässt sich nicht prognostizieren“, sagt daher auch Eckhoff. „Wir freuen uns über jeden, der kommt und damit ein Zeichen für Demokratie setzt.“
Diverse Organisationen rufen auf
Erheblich ist auch die Zahl all der Organisationen, die mittlerweile den Aufruf auch mit ihrem Logo oder ihrem Namen unterstützen. Jugendorganisationen der Kirchen sind darunter, Terre des hommes, Hagen ist bunt, und auch Phoenix Hagen haben dazu aufgerufen, sich an der Demo zu beteiligen. „Dazu haben wir alle im Rat vertretenen demokratischen Fraktionen und Gruppen angeschrieben“, sagt Jan Eckhoff, „aber nicht von allen haben wir eine Rückmeldung erhalten.“
Gleichwohl betont Eckhoff, selbst bei den Grünen engagiert, dass die Demo keine Veranstaltung der Politik sei. „Wir werden auch auf politische Statements bei der Kundgebung verzichten“, sagt Eckhoff. Geplant sei lediglich eine Rede von Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der ja keiner Partei angehöre. „Ich bin guter Hoffnung, dass viele Hagenerinnen und Hagener am kommenden Donnerstag ein deutliches Zeichen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus setzen“, schreibt Schulz da.
Statt langatmiger Reden soll es an der Konzertmuschel im Volkspark ein kompaktes Kulturprogramm auf der Bühne geben. Verantwortlich dafür zeichnet Sven Söhnchen.