Kommentar: Angst vor dem Rechtsruck - Die Frau aus der Menge
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Hagen. Eine ältere Dame zieht den Lokalreporter in Hagen aus dem Demo-Marsch an den Rand und wirkt auf ihn ein. Eine bemerkenswerte Begegnung.
Mitten unter den 5000 Menschen zieht mich eine Frau aus der Menge. „Ihr müsst mehr machen“, wirkt sie auf mich ein. „Mehr, mehr, mehr. Jeden Tag. Ihr müsst die enttarnen“. Ich erkläre, was wir tun. Wie oft wir es tun. Welche Berichte wir veröffentlicht haben. „Das reicht nicht“, sagt die Frau. Sie wolle auch nicht von mir wissen, was wir schon gemacht hätten. Sie wolle mir sagen, dass es nie reiche und noch mehr werden müsse. Ob ich das verstehen würde? Wir seien doch wichtig. Die Augen der Dame sind weit geöffnet. Sie blinzelt kaum. Ihre Hand hat sie auf meinen Unterarm gelegt. Immer, wenn sie „mehr“ sagt, drückt sie zu.
Was sollen diese Zeilen über die Frau? Sie ist doch eine Randnotiz. Nein, das ist sie nicht. Sie hat Angst. Spür- und sichtbar. Um das, was unser Leben ist. Frei, demokratisch, mit Grundrechten für jeden und jede versehen. Um das, was OB Schulz in der Konzertmuschel als „gelebte Realität in dieser Stadtgesellschaft“ bezeichnet. Nachbarschaft mit Menschen, die einst von woanders herkamen. Toleranz gegenüber allem Queeren. Zusammenhalt trotz himmelweiter Unterschiede.
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Die Frau verschwindet wieder in der Menge. Es war ihre Art von Aufstehen, jemanden von der Presse anzusprechen - auch wenn es nur die lokale ist. Es braucht jeden Tag viel mehr Zeichen dieses bürgerlichen Mutes.
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