Hagen. Das Bündnis „Hagen offen bunt“ wächst jeden Tag. Am Donnerstag soll die Stadt bei einer Demo aufstehen. Das macht Hoffnung.
Das saß er da, dieser Christian Streich, vor einer Werbewand. Eigentlich, um über das nächste Fußball-Spiel des SC Freiburg gegen Hoffenheim zu plaudern. Eine Bundesliga-Partie - und das soll gar nicht respektlos klingen -, an die sich schon in einer Woche niemand mehr erinnern wird.
Dann aber wurde dieses Ritual durch die Frage unterbrochen, was ihn, den Trainer der Breisgauer, denn veranlasst habe, an einer Demonstration gegen rechts teilzunehmen. Und weil Streich nicht irgendein Trainer ist, sondern einer, der auch abseits eines Fußballplatzes beeindruckende Botschaften verkündet, sagt er darauf mit badischem Akzent Sätze wie diese: „Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden.“ Oder: „Es ist fünf Minuten vor zwölf. Und es braucht keiner zu klagen, der jetzt sitzen bleibt und sagt: Ein AfD-Wähler ist ein Protestwähler.“ Oder: „Seit 58 Jahren lebe ich in dieser Demokratie, als freier Mensch. Und das ist ein unglaubliches Glück.“
Demo am Donnerstag
Das hat mit Hagen, einer Stadt, in der eine überwältigende Zahl an Menschen Wurzeln hat, die in den verschiedensten Ländern liegen, eine ganze Menge zu tun. Auch deshalb hat sich in der Stadt jetzt das „Bündnis offen bunt“ (kurz Bob) formiert. Hagen steht auf. Und zwar am kommenden Donnerstag, 18 Uhr. Und alle Bürger, Menschen wie der Bürger Christian Streich, sind aufgerufen, nicht sitzen zu bleiben.
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Die Liste derer, die sich in Bob vereinen, ist ebenso lang wie dynamisch. Die Falken und die Grünen als Initiatoren zählen dazu. Der BDKJ, der Jugendring, die Evangelische Jugend, die Jusos, Hagen ist bunt, Terre des hommes und viele weitere. „Wir werden täglich mehr“, sag Jan Eckhoff (Bündnis 90/Die Grünen), der schon im letzten Sommer mit Max Adams (Falken) zusammengesessen hat, um zu überlegen, was man gegen wachsenden Rechtsradikalismus unternehmen könne. „Hassmails, Bedrohungen, Facebook - wir haben gemerkt, wie der Wind von rechts rauer geworden ist.“
AfD in Hagen in vielen Gremien
Dann kamen die Enthüllungen über ein Treffen von AfD-Politikern, Mitgliedern der Werteunion und Rechtsradikalen, die für Eckhoff nur bedingt Enthüllungen sind: „In ihrem Programm ist das, worum es da geht, sehr genau beschrieben.“ Das Unwort „Remigration“ fasst die massenhafte Abschiebung von Menschen mit ausländischen Wurzeln zusammen. „Da wären wir in Hagen 50 Prozent weniger.“
Hagen bleibt nicht sitzen. Eine Stadt, in der die AfD seit Jahren in Bezirksvertretungen und im Rat vertreten ist und in der AfD-Politiker Andreas Geitz am Tag des Reichstagssturms in Berlin auf den Stufen des Parlaments steht und trotzdem nicht einsieht, dass es an der Zeit ist, sein Ratsmandat zurückzugeben.
Starke Worte
Hagen bleibt nicht sitzen. Das macht Hoffnung. Was uns noch einmal zu den Worten von Christian Streich bringt: „Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden.“