Hagen. Mit Blick auf den Fall Andreas Geitz in Hagen zu warten, dass der Wähler es schon richtet, ist eine gefährliche Annahme, findet Mike Fiebig
Er hat niemandem weh getan, keine Behörde ermittelt gegen ihn. Aber die verheerende Kraft, die die Bilder vom Reichstagssturm und das Foto von ihm darin ausgelöst haben, will Andreas Geitz auch nicht erkennen. Das ist persönlich und nur mit Blick auf ihn, einen nach demokratischen Grundsätzen gewählten Ratsherrn, bitter und traurig.
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Ebenso traurig machen aber auch jene Stimmen, die glauben, man könnte das Thema aussitzen. Bei der nächsten Wahl würden die Wähler schon ihr Urteil fällen und dann wären Geitz und Co. wieder Randfiguren. Das werden sie nicht sein. Sie reiten auf der immer größer werdenden AfD-Welle, die angesichts vieler ungeklärter Migrationsfragen zum Beispiel immer mehr Energie erhält. Die aktuelle Forsa-Umfrage sähe sie bei einer theoretischen Bundestagswahl nächste Woche bei 22 Prozent. Als zweitstärkste Kraft. In Ostdeutschland knabbern sie in drei Ländern an der 30-Prozent-Marke. Wer die AfD aussitzen will, der sitzt bald selber draußen und darf sich dann verhöhnen lassen, weil die „Altparteien“ - eine typische AfD-Vokabel - die Zeichen der Zeit nicht richtig gedeutet haben.
Mit Wegignorieren und Abwarten ist es also auch im Hagener Stadtrat nicht mehr getan. Es braucht richtige politische Auseinandersetzung, offene Debatte, die Kraft der Argumente und des öffentlichen Hinterfragens. Sich nur mit Andreas Geitz und seinen Mitstreitern zu beschäftigen, wenn einer an Querdenker-Demos teilnimmt, ist zu wenig. Man muss sie inhaltlich stellen. In Hagen, wo die AfD bei der vergangenen Kommunalwahl bereits das zweitbeste Ergebnis im Land einfuhr, umso mehr.