Hohenlimburg. Trotz eisiger Kälte läuft das Training für die Kanuten in Hohenlimburg weiter. Wie sich die Sportler warm halten:
Als Luna Gurski und Felix Streubel ihre Kajaks gen Lenne tragen, stapfen sie an einer vereisten Pfütze vorbei. Es ist Abenddämmerung, die Temperaturen fallen langsam auf unter null Grad. Kälte und Glatteis haben Hohenlimburg in seiner eisigen Hand - aber die Kanuten lassen sich vom Training im Wasser nicht abhalten.
Training für Deutsche Meisterschaften
„Ich kann verstehen, dass uns Außenstehende für verrückt halten, wenn wir bei dieser Kälte auf den Fluss gehen“, räumt Trainer Mirko Flügge ein. „Aber ich fahre inzwischen seit 13 Jahren mit dem Kanu, da ist das für mich nicht mehr verrückt.“
Der 22-Jährige steht am Ufer der Lenne und bereitet mit seinem Trainerkollegen Yannick Wytelus die Übungen für die jungen Schützlinge vor. Eine Trainingspause gibt es für die Kanuten angesichts der Witterung nicht, auch im Winter wird für die anstehenden Wettkämpfe trainiert. Der Nachwuchs bereitet sich auf die Deutschen Meisterschaften vor, die vom 4. bis 6. Oktober dieses Jahres im Wildwasserpark an der Stennertbrücke stattfinden. Heimspiel für die Sportlerinnen und Sportler des Kanu-Club Hohenlimburg (KCH), die bei dem Turnier überzeugen wollen - und sich trotz Kälte nicht vom Training im Freien abhalten lassen.
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Kleiden nach „Zwiebelprinzip“
Zwar üben sie die Eskimorolle, bei der sich das Kajak mit dem gesamten Oberkörper einmal dreht, dabei ins Wasser ein und wieder auftaucht, bei dieser Witterung meist eher im Richard-Römer-Lennebad. Doch davon ab wird weiter Wildwasser gefahren und Athleten trainieren für den Kanu-Slalom. Für die Trainer am Flussufer sei es bei den herrschenden Temperaturen kälter, als für die Kanuten auf dem Fluss, erzählen die erfahrenen Kanuten Mirko Flügge und Yannik Wytelus.
Denn im Wasser sind die Sportler mit ihren Paddeln in Bewegung - und tragen keine Alltagskleidung. Modisch kommt auch im Kanu das altbewährte „Zwiebelprinzip“ zur Anwendung: Die Sportler tragen mehrere Schichten Kleidung übereinander, wodurch sie vor der Kälte geschützt sind und gleichzeitig Schichten ausziehen könnten, sollte es wärmer werden.
Fleecehemd und Thermojacke
Bevor er am Ufer ins Kanu steigt, zeigt Felix Streubel seine Kleidung: Eine Neoprenhose hält die Beine warm, dazu ein Fleecehemd und eine dicke Thermojacke, die bei Minus-Temperaturen die Körperwärme hält. Bevor er den Helm anzieht, kommt erst noch eine Mütze über den Kopf. Vor kalten Wasserspritzern ins Gesicht schützt das alles natürlich nicht - und wenn ein Kajak kippt, dann geht der Körper ins kalte Nass.
Doch das Training in der Kälte härtet auch ab, da sind sich Felix Streubel und seine Trainer einig. „Es schützt nicht vor jeder Erkältung“, sagt Felix. „Aber wenn ich erkältet bin, geht das schnell vorbei“, sagt er und setzte sich wenig später in sein Kajak, um die Tore im Wildwasserpark abzufahren. Heute liegt der Schwerpunkt des Trainings auf der Technik. An anderen Tagen stehen Ausdauer, Kraft oder Schnelligkeit auf dem Programm. Flutlichter beleuchten die Kanu-Strecke, denn mittlerweile ist die Sonne fast untergegangen.
Wer den ersten Winter übersteht, der bleibt länger
Auch wenn Kälte diesen jungen Sportlern wenig ausmacht, so trennt sich bei den Neulingen des KCH im ersten Winter doch die Spreu vom Weizen. „Rund die Hälfte der Neulinge sortiert sich im ersten Winter aus“, berichtet Trainer Mirko Flügge. „Wer den ersten Winter mit Training im Freien übersteht, der bleibt länger.“ Rund eine Stunde ist der Nachwuchs im Wasser, danach geht es für die Jugend unter die heiße Dusche und die Erwachsenen-Abteilung startet mit dem Training.
Paddeln bei Hochwasser
Das jüngste Hochwasser der Lenne vor zwei Wochen hat derweil keine Schäden an der Kanustrecke hinterlassen. Dass das heimische Gewässer seine Tücken hat, wissen Mirko Flügge und Yannik Wytelus sehr gut. Ungeübten und Laien würden sie nie empfehlen, den Fluss in Hohenlimburg auf eigene Faust mit Kanu und Kajak zu befahren. „Das Problem sind besonders die Wehre“, verweist Wytelus auf die starke Strömung.
Seit Jahren sind er und Mirko Flügge mit ihren Kajaks auf der Lenne unterwegs - und scheuten um Weihnachten auch nicht das Risiko, bei erhöhtem Pegelstand den Fluss zu befahren. Schmaler Grat zwischen Sport und Leichtsinn? „Meine Freundin hatte Sorgen“, räumt Yannick Wytelus ein. „Aber wir sind uns sehr sicher, dass nichts passieren kann.“ Eher knicke er beim Joggen um, als dass er mit seinem Kajak kentere. „Man muss Respekt haben und immer zu 100 Prozent wissen, was man tut, aber man muss keine Angst haben“, sagt der 25-jährige Kanu-Athlet, der bei Wettkämpfen schon mehrfach auf dem Treppchen stand.
Im Sommer starten
Was das Fahren bei Kälte angeht, gebe es letztlich keine Grenze. Vor einigen Jahren sei er mal bei Minus 17 Grad Kajak gefahren, erinnert sich Wytelus zurück. Auch da habe er weniger auf die Kälte geachtet, mehr auf die Freude an dem Sport, den er so gerne ausübt. Interessierten Neulingen empfehlen die Flügge und Wytelus, nicht im Winter mit dem Kanusport zu starten. Lieber bei höheren Temperaturen im Mai, um dann in den warmen Sommermonaten ein erstes Gefühl für das Kajak zu bekommen und sich sicherer zu fühlen.