Hohenlimburg. Die Betreiber des Steinbruchs in Hohenlimburg öffnen ihre Auftragsbücher. Grund dafür ist auch Kritik an Plänen des Unternehmens:
Ob Fußballmuseum in Dortmund, Polizeipräsidium in Hagen oder die neue Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid: In allen Bauwerken spielt Kalkstein aus dem Steinbruch in Hohenlimburg eine Rolle. Die Betreiber der Hohenlimburger Kalkwerke gewähren einen Blick in ihre Auftragsbücher - auch um angesichts von Kritik die eigene Bedeutung zu unterstreichen. Wie wichtig ist der Betrieb aus Oege?
Kritik an Vertiefungs-Plänen
Zwar können noch Monate bis Jahre ins Land gehen, bis der neue Flächennutzungsplan des Regionalrates Arnsberg vorliegt und damit Klarheit über eine mögliche Erweiterung des Steinbruchs in Richtung des Naherholungsgebiets auf dem Ahm herrscht. Doch die Pläne der Hohenlimburger Kalkwerke, den Steinbruch innerhalb der bestehenden Grenzen bis unter den Grundwasserspiegel vertiefen zu wollen, haben der Debatte um das Abbaugebiet zwischen Hohenlimburg und Iserlohn zuletzt neuen Aufwind gegeben.
Kritiker aus der angrenzenden Nachbarschaft in Oege und der Bürgerinitiative zum Erhalt des Ahms in Iserlohn erheben die Stimme und blicken mit Skepsis und Sorge auf das Genehmigungsverfahren, das hierzu bei der Unteren Wasserbehörde in Hagen läuft. Für Februar ist ein Erörterungstermin angesetzt, an dem Kritiker und Kalkwerke an einem Tisch zusammenkommen.
Kalkstein auf vielen Baustellen
Wie wichtig ist also das Abbaugebiet in Hohenlimburg - und geht es nicht auch ohne? Aus dem Kalkstein, den die Kalkwerke aus dem Steinbruch sprengen, werden Beton und Asphalt für verschiedene Kunden hergestellt. Teils wird das Gestein vor Ort verarbeitet, teils wird es hierzu an umliegende Mischwerke geliefert. Hauptabsatzmarkt ist das Ruhrgebiet. „Jeder Bürger in unserer Region betritt oder befährt täglich ein Bauwerk aus Hohenlimburger Kalkstein. Das lässt sich kaum verhindern“, sagt Matthias Lange, der mit seinem Bruder Christian Lange die Geschäftsführung innehat.
Kurze Transportwege
Grund dafür sind nicht zuletzt die Transportkosten - je kürzer der Weg zur Baustelle, desto günstiger. Zudem soll frischer Transportbeton laut DIN-Normen bereits nach 90 Minuten wieder entladen sein. So fährt kaum ein Lastwagen weiter als 60 Kilometer. Wer sich auf die Spur der Fahrmischer begibt, die das Asphalt- und die beiden Beton-Mischwerke in Oege verlassen, der endet meistens auf Baustellen im nahen Umfeld - zum Beispiel bei den vier neuen Windrädern, die in diesen Monaten auf dem Stoppelberg in die Höhe wachsen. Rund 1500 Tonnen Beton haben die Kalkwerke pro Windrad-Fundament geliefert, beziffert das Unternehmen.
Baustoff für Rahmedetalbrücke
Auch in den Neubau des St.-Elisabeth-Hospitals, der derzeit in Iserlohn entsteht, fließt Beton mit Kalkstein aus Hohenlimburg, ebenso wie in das neue Polizeipräsidium in Hagen, die aktuell größte Baustelle im Stadtgebiet. Jüngst hat ein Kunde der Kalkwerke den Auftrag bekommen, Beton für den Neubau der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid zu liefern. Auch in den Betonpfeilern der neuen Lennetalbrücke, die vor bald drei Jahren für den Verkehr freigegeben wurde, steckt Kalkstein der Kalkwerke. Außerdem in der Rathaus-Galerie in Hagen, in dem neu eröffneten Lidl in Elsey, dem Fundament der Produktionshalle von Bilstein in Hohenlimburg und dem Sichtbeton des Fußballmuseums in Dortmund.
„Wir drängen nicht auf den Markt“
Viele zehntausend Tonnen Beton werden jedes Jahr aus dem Steinbruch gewonnen - wobei der Absatz in den vergangenen Jahren weitestgehend gleich geblieben ist, so die Geschäftsführung. Überkapazitäten gebe es nicht. „Wir drängen dem Markt nichts auf, sondern liefern nur das, was ohnehin gebraucht wird – nicht mehr“, sagt Geschäftsführer Matthias Lange. Dass der Bedarf in den kommenden Jahren nicht weniger wird, davon ist er überzeugt.
Als Lieferant von Rohstoffen macht sich die schwächelnde Konjunktur erst mit Verzögerung bemerkbar. „Wenn jetzt weniger Baugenehmigungen erteilt werden, merken wir erst in mehreren Monaten, wenn die Projekte normalerweise beginnen, dass die Nachfrage sinkt“, so Christian Lange. Andererseits spüre man aktuell eine erhebliche Nachfrage im Bereich der Infrastruktur. Stichwort: marode Straßen und Brücken. Falle der Steinbruch in Oege weg, müssten andere Steinbrüche in der Region den Bedarf auffangen.
Blick in die Zukunft
Wie viel Kalkstein aus den Steinbrüchen in den nächsten Jahrzehnten gebraucht wird, dazu gibt es verschiedene Prognosen. Eine Studie des Bundesverbands der Baustoffindustrie (BBS) geht davon aus, dass bei Steine-Erden-Rohstoffen das hohe Niveau der 1990er-Jahre nicht mehr erreicht wird und stattdessen mit einem Rückgang von 10 Prozent bis 2035 zu rechnen ist. Die Bedeutung von recycelten Baustoffen werde dagegen wachsen, bis 2040 um 5 bis 17 Prozent. Dagegen rechnet eine Studie des NRW-Wirtschaftsministeriums damit, dass angesichts der Entwicklung in der Bauindustrie die Nachfrage nach Kies, Sand und auch Natur- und Kalkstein weiter steigt.
Kalkstein bleibt wichtig
„Wir werden auch in Zukunft auf den Abbau der Georessourcen Kalkstein und Kalksandstein angewiesen sein“, sagt Sebastian Pewny, Sprecher des Bergbaumuseums Bochum, das zugleich ein Forschungsmuseum für Georessourcen ist. „Insgesamt gilt, dass Deutschland auch weiterhin ein Land sein wird, dass Georessourcen - zu denen die Kalksandsteine gehören - hebt. Auch um seine wirtschaftliche Prosperität als Industrienation zu sichern“. Kalkstein und Kalksandstein haben für NRW eine große Bedeutung, so Pewny. „Gerade auch viele alte und historische Gebäude in der Region sind von regionalen Kalksteinen und Kalksandsteinen geprägt. Darüber hinaus sind regionale Steinbrüche einer nachhaltigen Transportkette förderlich.“