Hohenlimburg. Die Kosten für Live-Fußball steigen - und nicht nur Kneipen ziehen die Reißleine. Besonders teuer wird es für die Lenne-Arena:
Wer gerne mit seinen Freunden bei ein paar Bierchen in der Kneipe die Fußball-Bundesliga genießen möchte, der wird zumindest in Hohenlimburg bald in die Röhre schauen, denn hiesige Gastronomen ziehen die Reißleine. Mit der jüngsten Kostenerhöhung vom Pay-TV Anbieter Sky Sport rentiert sich das Angebot schlicht nicht mehr, sagen viele - und seit diesem Jahr werden zusätzliche Kosten für die Gema fällig.
Mehr als 1000 Euro pro Monat
Bereits bis zum Ende des Vorjahres mussten Gaststätten und Kneipen wie der Stadtschreiber in Elsey und das Limmeg in Hohenlimburg mehr als 600 Euro pro Monat an Sky bezahlen, um nur die Samstagsspiele zeigen zu können. Wollte man auch die Freitags- und Sonntagsspiele und damit den gesamten Spieltag zeigen, dann wäre ein zusätzliches Abo beim Sport-Streamingdienst Dazn nötig gewesen. Für die Gastronomen wären dafür zusätzlich mehr als 400 Euro im Monat fällig gewesen. Heißt: Mehr als 1000 Euro pro Monat, die für alle Bundesligaspiele im Monat zu zahlen wären. Damals schon eine horrende Summe, die sich für die wenigsten Gastronomen gelohnt hat.
Gema neu berechnet
Zum neuen Jahr steigen die ohnehin hohen Kosten noch weiter an. Denn der Vertrag zwischen der Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) und dem Sport-TV-Anbieter Sky ist ausgelaufen und wurde nicht verlängert, sodass die Gema ab diesem Jahr ihre Kosten direkt mit den Gastronomen abrechnet. Da sich diese Gema-Gebühren über die Fläche der Gaststätte errechnen, die Fußball zeigt, ergeben sich teils absurde Summen - wie Harry Sonnenberg erfahren durfte.
Lenne-Arena kündigt Sky
Er ist der Betreiber der „Lenne-Arena“ in Hohenlimburg. Eine Halle, die auf mehr als 3000 Quadratmetern mehrere Fußball- und Volleyballfelder beherbergt und dazu einen kleinen Gastrobereich mit Sitzplätzen besitzt, wo Live-Fußball läuft. „Für die Berechnung der Gema-Gebühr wird die gesamte Fläche inklusive Spielflächen mit eingerechnet“, erklärt Sonnenberg. Denn der Ton der Spielübertragungen sei in der gesamten Indoor-Fußballhalle zu hören. „Mit dieser Rechnung rutsche ich in einen ordentlichen fünfstelligen Betrag.“ Er hat wenig Verständnis für diese Rechnung, nicht zuletzt, weil kaum ein Spieler beim Volleyball oder Fußballspielen auf die TV-Übertragungen im Gastrobereich achtet. Die Konsequenz für ihn: Nach Jahren hat er den Vertrag mit Sky gekündigt und ab sofort gibt es keinen Live-Fußball mehr in der Lenne-Arena zu sehen.
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Generell ist der Frust bei Gastronomen groß, wenn sie auf die Fußball-TV-Anbieter angesprochen werden. So hatte die Gaststätte Limmeg in Hohenlimburg bereits im Vorjahr die Reißleine gezogen und ihre Abos bei Sky und Dazn gekündigt. „Es war einfach nicht mehr tragbar für uns“, heißt es aus dem Limmeg. Auch die Kneipe Stadtschreiber in Elsey zieht bald nach: „Wir haben unseren Vertrag gekündigt und werden zum März keinen Fußball mehr zeigen. Das kann sich doch keiner leisten“, so der Schankwirt. Damit fällt in ein paar Wochen auch die letzte Gastronomie in Hohenlimburg weg, die noch Live-Fußball gezeigt hat. Wer mit seinen Freunden in einer Kneipe die Bundesliga schauen möchte, der muss sich künftig also eine Gaststätte außerhalb von Hohenlimburg suchen.
Preise schrecken ab
Die gestiegenen Preise halten zudem angehende Gastronomen davon ab, das Angebot einzuführen. Wie Anke Quirin, die erst kürzlich als Pächterin den Zehnertreff am Erich-Berlet-Stadion übernommen hat. „Erstmal muss der Betrieb anlaufen.“, erklärt Quirin, „Aber bei diesen Summen, weiß ich nicht, ob wir uns überhaupt Sky anschaffen sollen, wenn es nicht entsprechend läuft.“
Auch Märkte betroffen
Die neue Flächenberechnung der Gema-Gebühren trifft derweil nicht nur Gastronomien, die Fußball zeigen wollen. So hat das Thema zuletzt Schlagzeilen gemacht, als es um die Weihnachtsmärkte für dieses Jahr ging. War für die Gema bislang etwa für den Hagener Weihnachtsmarkt nur die Fläche vor der Bühne in der Muschel im Stadtpark relevant, wird ab diesem Jahr die gesamte Fläche des Weihnachtsmarktes für die Gebühr berechnet. Das bedeute zehn Mal so hohe Kosten wie bisher, wenn der Markt Gema-Musik abspielen lassen will, rechnete Veranstalter Dirk Wagner jüngst vor.
Die Gema kündigte auf Anfrage dieser Zeitung eine Stellungnahme zur neuen Flächen-Berechnung an. Bis Redaktionsschluss lag diese noch nicht vor.