Altenhagen. Weil in den Klebefallen an der Hegemann-Grundschule keine Schaben mehr hängen, soll das Gebäude schabenfrei sein. Doch das stimmt nicht.

Sie sind nicht weg. Erst kürzlich plumpste eine Kakerlake von der Decke eines Klassenraumes der Grundschule Erwin Hegemann hinab auf einen Tisch. Die Schule in Altenhagen und die ekelerregenden Schädlinge sind in der Öffentlichkeit seit vergangenem Sommer eine zusammenhängende Geschichte. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Kakerlaken-Thema gab es dort schon viel länger. Nun erklärt die Gebäudewirtschaft Hagen (GWH) die Schule überraschend für „schabenfrei“. Doch das stimmt nicht.

Die Eltern der Schule hatten im August gegen die hygienischen Zustände protestiert.
Die Eltern der Schule hatten im August gegen die hygienischen Zustände protestiert. © WP | Michael Kleinrensing

Auch interessant

Der Schulausschuss, in dem das ganze Dilemma noch mal deutlich wurde, fand im Ratssaal an der Volme statt. Hier findet man keine Kakerlaken. Das Rathaus ist ein hygienisch angemessener Bereich. Die Mitglieder des Ausschusses müssen hier keinen Ekel fürchten und auch keine Übertragung irgendwelcher Krankheiten durch Viren, Bakterien oder Pilze, die die Schaben mit sich herumtragen.

Die Politiker und der Oberbürgermeister haben auch keine extra grobkörnige Fußmatte vor dem Rathaus liegen, damit Kakerlaken-Eier aus den Rillen der Schuhprofile rausgefegt werden können. Und vermutlich wechseln die Lokalpolitiker und der Oberbürgermeister auch später am Auto nicht die Kleidung, damit etwaige Kakerlaken-Rückstände nicht in die eigenen vier Wände geraten.

„Sie sind weiter da“

Warum die Einordnung? Weil am anderen Ende der Alterspyramide in dieser Stadt Schüler ein Schulgebäude besuchen, in denen Kakerlaken weiter zur Realität gehören. Zwar erklärt die GWH, dass in den wöchentlich aufgestellten Klebefallen keine Kakerlaken mehr gesichtet worden seien, auch wenn zum Beispiel am 17. und 30. November Sichtungen dokumentiert wurden. Das ist aber wohl nur eine technische Wahrheit.

„Wir wissen, dass es anders ist und immer noch Kakerlaken gesichtet werden“, sagt FDP-Schulausschuss-Mitglied Katja Graf. Sie kennt die Um- und Zustände an der Schule. Dass explizit in den Klebefallen keine Kakerlaken mehr kleben würden, bedeute nicht, dass sie weg sind. „Sie sind da“, sagt Katja Graf.

Auch interessant

Ja, das sind sie. Und auch wenn die GWH schon sehr viel unternommen hat, um Schlupflöcher für die Schaben zu beseitigen (Bodenversiegelungen, Verschließen von Ecken, Fußleisten) - noch immer gibt es Optimierungsbedarf an dem sehr alten Gebäude an der Fraunhoferstraße. Und aus der Kulisse und dem Umfeld der Schule wird bis heute angezweifelt, dass der Schädlingsbekämpfer regelmäßig seine Arbeit gemacht habe.

Nicht dauerhaft, nur anlassbezogen. Immer noch haben Lehrer Wechselkleidung dabei, die Schüler fegen im Rahmen eines Ordnungsdienstes die Klassenräume nach dem Unterricht. Und über einzelne, offene Rohre soll es den Tieren immer noch möglich sein, in das Gebäude vorzudringen, wenn sie nicht schon im Gepäck der Schüler mitkommen.

Küche wieder freigegeben

Die Stadt hatte schon seit Sommer erklärt, dass laut Gesundheitsamt keine Gefahr bestanden habe. Zuletzt hatte das Gesundheitsamt laut GWH die Küche der Schule „abgenommen“ und nach entsprechenden Versiegelungen wieder freigegeben. Die GWH erklärt, dass die Schule nur „schabenfrei“ bleiben könne, wenn Schädlingsbekämpfer die Lage im Auge halten würden, die Lehrer und Schüler entsprechend für den Umgang mit Essensresten sensibilisiert würden und die Bauverwaltung „liefern“ würde.

Was bauliche Veränderungen an der Schule angeht, gibt es aktuell aber keinen Plan. Eine Stellungnahme aus der Schule erhält man nicht. Hier beantwortete zuletzt die Pressestelle der Stadt die Fragen, die direkt an die Schule gerichtet wurden. Eine Reaktion der Schulpflegschaft bleibt ebenso aus.

Hagen: Eltern protestieren vor der Erwin-Hegemann-Schule

weitere Videos

    Entspannt haben soll sich - so heißt es aus dem Schulumfeld - die Situation mit Blick auf beschmierte Toiletten mit Fäkalienresten. Die Probleme seien so nicht mehr festzustellen. Die Stadt hatte hier von dem „verantwortungslosen Verhalten einiger Schüler mit unzumutbaren Folgen für alle Beteiligten“ gesprochen.