Hagen-Haspe. Bei Prof. Dr. Harilaos Bogossian dreht sich alles rund ums Herz. Die Arbeit war nicht immer leicht, wird jetzt in Hagen aber belohnt:
Man sagt ja oft so Sätze, wie: Das ist Herzenssache. Oder eine Herzensangelegenheit. In diesem Fall ist das nicht nur eine Redewendung. Für Professor Dr. Harilaos Bogossian ist sein Job im wörtlichen und übertragenen Sinne genau das. Herzenssache. Und das nicht nur, weil er als Kardiologe tagtäglich mit Hunderten von fremden Herzen zu tun hat, sie analysiert, untersucht, sie im weitesten Sinne repariert. „Ich mache meinen Job einfach richtig gerne“, sagt er und lächelt.
Er, der 45-Jährige, der - das kann man wohl ganz subjektiv sagen - eine beeindruckende medizinische Laufbahn hingelegt hat, längst bevor er als Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Rhythmologie vor dreieinhalb Jahren nach Haspe gewechselt ist, wo er ein Team aus 18 Ärztinnen und Ärzten leitet. Jetzt ist er ganz offiziell zum Professor ernannt worden.
„Meine Familie ist aus Griechenland nach Deutschland gekommen, als ich viereinhalb Jahre alt war. “
Ja, Ärztinnen und Ärzten wie Prof. Dr. Harilaos Bogossian begegnen viele Patienten täglich auf dem Krankenhausflur. Man grüßt sich, vielleicht plaudert man. Aber oft geht es um Medizinisches und Fachliches, was im Krankenhaus wohl in der Natur der Dinge liegt. Was dabei oft untergeht: Jeder dieser Chefärzte, Oberärzte oder auch die Menschen vom Krankenpflegepersonal hat eine Geschichte. Und seine geht so:
Mit viereinhalb Jahren nach Deutschland gekommen
Medizin zu studieren - das sei mehr so ein Gefühl im letzten Schuljahr gewesen. „Dabei war meine schulische Laufbahn nicht immer von guten Noten geprägt“, sagt der Chefarzt und lacht. „Meine Familie ist aus Griechenland nach Deutschland gekommen, als ich viereinhalb Jahre alt war. Ich musste lange Nachhilfe in Deutsch nehmen und der Start in der Schule war für mich schwierig. Ich hatte ja eine griechische Grundschule besucht.“
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Mit einem Abischnitt von 1,9 standen die Chancen auf ein Medizinstudium damals nicht brillant. Aber er rückte über den Medizinertest rein. Von 2003 bis 2007 im Klinikum Westerwald und von 2007 bis 2010 im Klinikum in Lüdenscheid durchlief er dann seine Hauptlaufbahn als Assistenzarzt, „das war eine anspruchsvolle Zeit, man hat wenig verdient bei vollem Arbeitseinsatz. Teilweise gab es noch 36-Stunden-Dienste, die es so heute gar nicht mehr gibt“, blickt Bogossian zurück auf die ersten Schritte im Job.
Experte auf seinem Gebiet
Es sei ein wenig gewesen, wie in der Schule. Viel lernen. Viel üben. Und wo es Lehrer gab, die einen mitreißen konnten und welche, die es nicht konnten - gab es auch in der Medizin immer Menschen, die es schaffen, zu begeistern. Ähnlich war es bei ihm und der Kardiologie - dieser Herzenssache. „Ein kardiologischer Oberarzt im Klinikum Westerwald hat mich in die Fachrichtung gelenkt. Mein späterer Chefarzt Prof. Lemke (Klinikum Lüdenscheid) hat damals einen Vortrag in Siegen gehalten und mich für die Kardiologie fasziniert.“
Harilaos Bogossian, der 2010 Oberarzt wurde, hörte dort zu. Und entschied sich für die Spezialisierung. Schon ab 2012 übernahm er in der Lüdenscheider Klinik eine führende Position. Als Abteilungsmanager organisierte er die Abläufe in drei Herzkatheter-Laboren mit über 2.500 Untersuchungen jährlich. 2018 wurde er leitender Oberarzt für Elektrophysiologie.
Neben der langjährigen Erfahrung in der Behandlung der Koronaren Herzerkrankung und der Behandlung von Patienten mit Herzinfarkt, machte er sich einen Namen als Experte für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen. So verlieh ihm die Europäische Herzrhythmus-Gesellschaft den Titel „Fellow of the European Heart Rhythm Association (FEHRA)“ - eine Anerkennung für außergewöhnliche Leistungen und Expertise.
Viele Aufgaben im Alltag
Seit dreieinhalb Jahren ist er nun mittlerweile schon Chefarzt in Haspe. Sein Job bestehe dort aus vier großen Bereichen. „Den Rhythmusstörungen, der Device Therapie (Schrittmacher, Defibrillatoren etc.), interventioneller Kardiologie (Stents, Katheter etc.) und Herzklappenuntersuchungen (wir übernehmen dabei nur Diagnostik).“
Der Alltag kann oft stressig sein. Visite auf Stationen. Viel Zeit im Katheter-Labor, Implantationen, Behandlung von Rhythmusstörungen. Alles dreht sich ums Herz. Hinzu kommen ambulante Vor- und Nachsorgetermine. Abteilungs- und Röntgenbesprechungen. Qualitätssicherung, wie Hygiene- und Strahlenschutzfortbildungen. Der Austausch in Netzwerken. Vorträge. Vorlesungen. Und dann gibt es ja auch noch ein Leben abseits der Arbeit, mit zwei Töchtern und einer Frau, „für die ich abends so viel Zeit freischaufle wie möglich“, sagt der 45-Jährige.
Professoren-Titel nach jahrelanger Arbeit verliehen
„2009 habe ich promoviert und den Doktor-Titel erhalten, 2017 habe ich habilitiert (Titel des Privatdozenten) - nach jahrelanger Kooperation und Vorlesungen an der Uni Witten-Herdecke.“ Er hält Vorlesungen, begleitet Promotionen, übernimmt Mentoring-Programme, holt Oberärzte mit Potenzial als Dozenten an die Uni.
Und er forscht. Mit Schwerpunkt auf Elektrophysiologie und Elektrokardiogramm (EKG). „Es ist irre, in welchem Tempo sich die Medizin verändert hat und das auch weiter tut“, sagt Bogossian. Und: „Mich macht es immer wieder glücklich, zu sehen, dass es Patienten nach der Behandlung unmittelbar besser geht. Das sind für mich meine Aha-Erlebnisse in meinem Job.“
„Mich macht es immer wieder glücklich, zu sehen, dass es Patienten nach der Behandlung unmittelbar besser geht. Das sind für mich die Aha-Erlebnisse.“
Fast wie nebenbei erzählt er von seiner Forschung, die für Patienten lebensrettend sein kann. Er forschte und forscht zu Herzrhythmusstörungen und dazu, wie Extraschläge des Herzens schon bei frühen Untersuchungen Aufschluss darüber geben können, ob bei Patienten Probleme vorliegen. So kann man frühzeitig lebensbedrohliche Störungen identifizieren.
„Das EKG ist 120 Jahre alt und längst nicht komplett erforscht. Letztes Jahr wurden mehr als 5000 Publikationen herausgebracht.“ Aber, wie das so ist mit der Forschung. Sie endet nicht mit dem Professorentitel. Sie geht weiter. In verschiedensten Projekten und Studien. „Meine Antrittsvorlesung war für mich emotional“, blickt er auf den Termin im Dezember - „irgendwo ist das auch eine Belohnung für jahrelange Arbeit.“
Wann noch Zeit für Freizeit bleibt? „Man schläft einfach ein bisschen weniger“, sagt Bogossian und schmunzelt.