Haspe. Am Hasper Krankenhaus wurde einer Patientin (50) der kleinste Herzschrittmacher der Welt eingesetzt. Das Gerät ist so groß wie eine Tablette.

Das nennt man wohl einen medizinischen Meilenstein: Am Hasper Krankenhaus hat Chefkardiologe Dr. Harilaos Bogossian einer Patientin den kleinsten Herzschrittmacher der Welt eingesetzt. Christiane Rippelmeyer (50) litt unter einer zu niedrigen Pulsfrequenz und hat den Eingriff, bei dem sie in einen leichten Schlaf versetzt wurde, gut überstanden: „Es hat nur gut 30 Minuten gedauert“, so die Patientin: „Ich brauchte keine OP und fühle mich wunderbar.“

Dass sie nun eine Kardiokapsel von der Größe einer Antibiotika-Tablette am Herzen trägt, spürt sie gar nicht. Der nur 25 Millimeter lange und sechs Millimeter breite Schrittmacher bietet die fortschrittlichste Technologie der Welt. Bogossian führte ihn an der Spitze eines Katheters unter Röntgendurchleuchtung über die Leistenvene ins Herz, wo sich das Gerät mittels eines Titanärmchens festkrallte. Herkömmliche Schrittmacher sind nicht nur zehnmal größer, sondern werden im Bereich des Schlüsselbeins in den Körper eingeführt und hinterlassen eine deutliche Wunde.

Leichte Stromstöße

Nun aktiviert die Kapsel, die eine Batterie und einen Mikrochip beinhaltet, mit leichten Stromstößen den Herzmuskel von Christiane Rippelmeyer, sobald dieser nicht von alleine rechtzeitig arbeitet. Die elektrischen Impulse für die Herzaktivität werden über einen Pol an der Spitze des Gerätes abgegeben. Das System reagiert auf den Aktivitätsgrad des Patienten, indem es die Schrittmachertätigkeit automatisch anpasst. Es ist für MRT-Untersuchungen aller Körperregionen zugelassen und hält dem Patienten so den Zugang zu den fortschrittlichsten diagnostischen Bildgebungsverfahren offen. Bogossian programmierte den Schrittmacher über Funk durch den Brustkorb der Patientin.

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Auf eben diese Weise kann in Zukunft auch überprüft werden, ob der Sender wie vorgesehen funktioniert. In gut zehn Jahren dürfte die Batterie aufgebraucht sein, dann muss gegebenenfalls ein zweiter Schrittmacher eingesetzt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schrittmachern seien an der Kardiokapsel weder Drähte erforderlich noch müsse operativ eine Art Tasche unter der Haut angelegt werden, so Chefarzt Bogossian: „Bei Bedarf kann die Kapsel umpositioniert oder entfernt werden.“

Viele Vorteile

Die Methode bietet für die Patienten viele Vorteile: „Das Infektionsrisiko ist deutlich geringer“, so Bogossian: „Denn die Elektroden der herkömmlichen Schrittmacher, die durch Blutgefäße und die Herzklappen laufen, sind bei der Kardiokapsel überflüssig.“

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Neben Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko kommt er vor allem für Dialysepatienten in Frage, erläutert Oberarzt Sebastian Robl, der mit Bogossian vor sechs Monaten vom Allgemeinen Krankenhaus Hagen ans Mops wechselte und ebenfalls die Zertifizierung für den Einsatz des Schrittmachers besitzt: „Durch herkömmliche Geräte kann es infolge der einliegenden Elektroden zu Reizungen und Gefäßverschlüssen kommen, was den Blutfluss in den Armen behindern kann.“ Eine Katastrophe für die Patienten, die durch den Mini-Impulsgeber ausgeschlossen werden kann.