Hohenlimburg. Rula Tsirakidu hat lange in einem Imbiss gearbeitet. An Heiligabend lädt sie Alleinstehende in Hohenlimburg zum Essen - dank Spender:
Überrascht und ein bisschen verunsichert wirkt Rula Tsirakidu, als plötzlich ein Herr von der Zeitung bei ihr anruft. Denn weder Gefallsucht noch Werbung hatte sie im Sinn, als sie auf ihrem Facebookprofil jüngst Alleinstehende und Menschen mit wenig Geld für Heiligabend zum gemeinsamen Essen in das Vereinsheim „Zum Eck“ einlud. „Für mich ist das selbstverständlich“, sagt die Hohenlimburgerin, die seit Jahren im griechisch-deutschen Kulturverein „Zum Eck“ am Kronenburgplatz aktiv ist.
Kulturverein als Treffpunkt
Rund 40 Mitglieder hat der Verein, und immer wieder kommen auch Menschen hierher, die gerade mit Problemen kämpfen - wenig Geld haben, eine persönliche Krise durchleben, ihre Arbeit verloren haben oder einsam sind. „Sowas kann jedem passieren“, weiß Tsirakidu, die selbst harte Zeiten durchlebt hat und zurzeit ohne Arbeit ist. „Gerade an Tagen, wo es kalt ist und regnet, sollte man diese Menschen nicht ignorieren.“ Seit Jahren lädt sie alleinstehende Menschen an Heiligabend in das Vereinsheim zu einem gemeinsamen Essen. „Zu den Feiertagen muss man Menschen, die wenig Geld haben und alleine sind, eine Freude machen“, sagt sie.
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Festmahl dank Spende
Dass sie dieses Angebot nun erstmals über Facebook öffentlich und über die Vereinsgrenzen hinaus bekannt gemacht hat, dafür hat Wolfgang Herr den finanziellen Weg bereitet. Er kenne Rula Tsirakidu seit Jahren und komme manchmal in das Vereinsheim ,Zum Eck‘, sagt Herr. „Das war eine spontane Idee, bei der ich gemerkt habe, da kann ich helfen“, sagt der Berchumer, der eine Reinigungsfirma mit vier Mitarbeitern leitet. Auch er wollte ursprünglich lieber anonym bleiben. Denn für ihn sei diese Spende „eine Herzensangelegenheit“, weil er damit Menschen direkt vor Ort eine Freude bereiten kann. „Es gibt dieser Tage genug Leute, die Unterstützung brauchen“, sagt er, „und ich finde es toll, dass sich Rula an Heiligabend Zeit nimmt.“
Hundert Portionen geplant
Dank Spender können nun die Lebensmittel für ein beachtliches Festmahl gekauft werden: Eine Suppe, Gans, Nackenbraten, Klöße und Rotkohl stehen auf dem Menüplan, den Rula Tsirakidu erstellt hat. An Heiligabend will sie morgens gegen 10 Uhr mit dem Kochen in der kleinen Küche des Vereinsheims „Zum Eck“ beginnen - unterstützt von weiteren Mitgliedern des griechisch-deutschen Kulturvereins. Ab 16 Uhr sind dann die Gäste eingeladen. Das Ende ist offen, jeder soll in Ruhe essen. Weihnachtlich geschmückt ist das Vereinsheim passend zum Anlass bereits. Dazu gibt es Musik aus der Musikbox. 15 Gäste hätten sich bisher zum Essen angemeldet, sagt Tsirakidu. „Da es inzwischen öffentlich ist, werden es vielleicht noch ein paar Leute mehr. Ich lasse mich überraschen“, gibt sie sich gelassen. Sicherheitshalber will die gebürtige Griechin rund hundert Portionen vorbereiten. „Auch wenn die Küche klein ist, das klappt schon. Man muss sich nur Zeit lassen.“
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Erfahrene Gastronomin
Erfahrungen in der Küche hat Rula Tsirakidu derweil genug: Viele Jahre habe sie in der Gastonomie gearbeitet, in Griechenland und in Iserlohn - und dabei auch die Not erlebt, die manche Menschen im Alltag haben. Sie erinnert sich an Begegnungen aus ihrer Zeit, als sie in einer Pommesbude in Letmathe gearbeitet hat. „Da sah ich eine Frau, die in Mülleimern nach Essen oder Pfandflaschen gesucht hat. Ich dachte, das darf doch nicht wahr sein“. Wenig später bekam diese Frau einen Gyros-Teller und ein Getränk aus der Pommesbude - geschenkt. „Sie war damals sehr dankbar.“
Dass sie Heiligabend mit anderen Menschen teilt, dafür habe ihre eigene Familie Verständnis, sagt Rula Tsirakidu. „Das Familientreffen ist für den ersten Weihnachtstag geplant.“ Dabei sind 25 bis 30 Personen angekündigt - und auch hier wird die Hohenlimburgerin in der Küche stehen und das Essen vorbereiten. „Meine Schwester hilft mir dabei, wir kriegen das hin“, sagt sie und lacht.