Hohenlimburg. „Soll ich die verschicken?“ - Hohenlimburgerin erhält 18 Briefe an Enervie-Kunden in Hagen und Halver zum Austausch der Stromzähler:

Eigentlich wäre Post von Enervie für Sabine Turner kein Grund, um die Zeitung anzurufen - doch dieser Brief war anders. Denn ihr Brief enthielt auch Anschreiben des Netzbetreibers an 18 fremde Enervie-Kunden aus Hohenlimburg, Hagen und Halver. Wie umgehen mit der ungewöhnlichen Post?

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Anschreiben zum Zähler-Austausch

Belustigt, aber auch verdutzt blickt Sabine Turner auf die 18 Anschreiben auf Papier, die sich über ihrem Wohnzimmertisch ausbreiten. „Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll“, schüttelt die Hohenlimburgerin den Kopf. Als sie neulich einen Postbrief von Enervie aus dem Briefkasten geholt hat, war der Umschlag dicker als erwartet. Beim Öffnen dann die Erklärung: Neben dem Schreiben, dass sie über den Termin für ihren Zähler-Tausch informierte, erhielt sie auch die Anschreiben an 18 weitere Enervie-Kunden, die ebenfalls über den Austausch von deren Zählern informiert wurden. Darunter sind neben Namen und Adressen aus ihrer direkten Nachbarschaft in Hohenlimburg auch Briefe, die an Personen aus Halver und Hagen adressiert waren. „Dass auch ein Anschreiben an meine verstorbene Tante dabei war, die früher in der Wohnung im selben Haus gewohnt hat, konnte ich ja noch nachvollziehen“, sagt Turner. Doch die anderen Anschreiben waren an ihr gänzlich fremde Personen adressiert, die offenkundig Enervie-Kunden sind. „Soll ich diese Anschreiben jetzt alle verteilen?“, fragt Turner.

Fehler bei Zustelllung

Tatsächlich hat es einen technischen Fehler beim Versand gegeben, wie Enervie auf Anfrage dieser Zeitung mitteilt. Rund 1300 Kunden im gesamten Verbreitungsgebiet schreibt der Netzbetreiber derzeit an, um Termine für den Zähler-Tausch zu vereinbaren. Der Versand der Anschreiben läuft über einen externen Dienstleister, der die Anschreiben automatisiert zusammenstellt und einkuvertiert. „Bei diesem Prozess ist ein Fehler aufgetreten“, so Andreas Köster, Sprecher Enervie. Deshalb habe von den 1300 angeschriebenen Kunden eine niedrige zweistellige Zahl nun Post mit mehreren Anschreiben bekommen - darunter auch Sabine Turner.

Neue Zählernummern

Nun landete die Post der 18 Enervie-Kunden bei einer Dame, die als Schatzmeisterin beim Hohenlimburger Heimatverein sehr wohl um das Thema Datenschutz weiß und die fremden Enervie-Kundendaten mit Anschriften und Zählernummern nicht nutzt. Aber andere Personen mit krimineller Energie hätten da vielleicht andere Gedanken? Tatsächlich sei das Problem aus Sicht des Datenschutzes nicht so gravierend, so Enervie-Sprecher Andreas Köster, weil die betroffenen Zähler ohnehin ausgetauscht werden und in dem Zuge neue Nummern bekommen. Die Nummern aus den Anschreiben seien also bald veraltet. „Nichtsdestotrotz ist es aber nicht schön und darf nicht passieren. Wir entschuldigen uns bei den betroffenen Kunden für den Fehler.“

Betroffene werden kontaktiert

Man habe sofort reagiert und gemeinsam mit dem externen Versanddienstleister nach der Ursache des Problems gesucht. „Den Vorfall nehmen wir zum Anlass, auch mit dem Dienstleister in die Qualitätssicherung zu gehen, damit der Fehler nicht nochmal vorkommt.“ Alle von dem Zustellungsproblem betroffenen Kunden würden kontaktiert und erneut Post vom Netzbetreiber bekommen, so Köster. Die niedrige zweistellige Zahl an Kunden, die wie Sabine Turner mehrere Anschreiben erhielt, wolle man ebenfalls kontaktieren, damit die fremden Schreiben eingesammelt werden.

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Keine Gedanken verlor Sabine Turner derweil daran, mit den 18 Anschreiben die Weihnachtsbaum-Aktion von Mark-E zu kapern: Denn dieser Tage verteilt der Netzbetreiber an einem Stand auf dem Hagener Weihnachtsmarkt kostenlose Tannenbäume an seine Kunden. Mit den 18 Anschreiben dann 18 Tannenbäume ergattern zu wollen, dieses Ansinnen wäre aber auch nicht von Erfolg gekrönt gewesen: Denn um eine Tanne zu bekommen, da braucht es eine aktuelle Strom- oder Gasrechnung und einen Personalausweis als Nachweis. „Da hätte ich auch einen Hänger gebraucht, wenn ich 18 Tannenbäume transportieren wollte“, sagt Turner und lacht.

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