Hohenlimburg. Christopher Clemente hat in den 1990ern eine Lehre zum Tankwart gemacht. Heute arbeitet er in einem besonderen Laden in Hohenlimburg:
Zwischen Coffeebar und „Danis Taverne“ steht neuerdings gebrauchtes Spielzeug zum Verkauf. Bisher fristete der Laden des Werkhof-Projekts „Rückspiel“ ein kaum beachtetes Schattendasein an der Kaiserstraße, oberhalb vom Platz der Sieben Kurfürsten. Nun ist der Rückspiel-Laden in ein leerstehendes Ladenlokal an der Unteren Isenbergstraße gezogen und rückt damit näher an die Innenstadt. Wo früher Handys verkauft wurden, stehen ab sofort Stoffpuppen, Hörspiele, Spielzeugautos und Lesebücher in den Regalen. Jedes dieser Spielsachen hat in seinem Leben schon mindestens ein Kind erlebt.
Lehre zum Tankwart
„Die ersten Kunden kamen schon vor der Eröffnung“, berichtet Christopher Clemente, der im neuen Laden hinter der Theke steht. Der 49-Jährige hat Anfang der 1990er eine Lehre zum Tankwart gemacht, später eine Umschulung zum Landschaftsgärtner versucht und landete dann in der Logistik. Seit gut einem Jahr gehört er zu den Mitarbeitern des Werkhof-Projekts „Rückspiel“. Hier arbeiten rund 45 Menschen mit sozialen und psychischen Handicaps, um gebrauchten Spielzeug ein neues Leben zu geben, vermittelt vom Jobcenter Hagen. Verwaltung, Lager und Werkstätten von „Rückspiel“ sind seit 15 Jahren im Gebäudekomplex der ehemaligen Schlossbrauerei untergebracht, die zum Werkhof Kulturzentrum gehört.
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Befristete Maßnahme
Zwei bis drei Jahre dürfen Menschen in der Maßnahme arbeiten. „Diese Frist reizen alle aus“, weiß Ina Schulz, die als Sozialarbeiterin das Projekt mit betreut. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Trotz engmaschiger Betreuung konnten kaum Mitarbeitende in den 15 Jahren seit Bestehen des Projektes weiter in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Die Hürden sind oftmals zu hoch.
Betriebliche Abläufe
Dabei unterscheiden sich die Abläufe im Projekt Rückspiel in ihren Grundzügen kaum von anderen Betrieben: Die Mitarbeitenden nehmen Kundenaufträge und Spielzeug entgegen, prüfen die Qualität und bereiten bei Bedarf handwerklich neu auf, regeln die Verwaltung und führen Verkaufsgespräche. Innerbetriebliche Abläufe, die wie in einer Übungsfirma trainiert werden, angelernt von einem fünfköpfigen Team.
Gebrauchtes Spielzeug
Das „Vormaterial“ des Betriebs, also gebrauchtes Spielzeug, kann jeder im Werkhof abgegeben. Rund 12.000 gebrauchte Spielsachen habe man in den ersten zehn Monaten dieses Jahres angenommen und verarbeitet, beziffert Sven Keller, Geschäftsführer Werkhof. Der Großteil des aufbereiteten Spielzeugs geht zu karitativen Zwecken etwa an Schulen und Kindergärten. Darüber hinaus können aber auch Eltern und Alleinerziehende, die ihre Bedürftigkeit nachweisen, dort Spielsachen abholen. Käuflich erwerben lassen sich die Spielsachen nicht - abgesehen von wenigen Ausnahmen. Und diese Ausnahmen stehen neuerdings zwischen Coffeebar und Taverne im Schaufenster.
Günstige Waren
Ein Fußball für 5 Euro, ein Holzhampelmann für 9 Euro, eine „Diddl“-Maus für 4 Euro - wer gebrauchtes Spielzeug aus einem Sozialprojekt kaufen möchte, findet in dem Laden eine kleine, günstige Auswahl. „Alles, was hier zu sehen ist, kann gekauft werden“, hofft Mitarbeiter Christopher Clemente hinter der Theke auf weitere Kundschaft, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit. Der Erlös fließt zurück in das Projekt Rückspiel und kommt den dort beschäftigten Menschen zugute.
Starkes Team
Er arbeite gerne bei „Rückspiel“, sagt Christopher Clemente. Gerade das Kaufmännische, das er noch aus seiner Lehre als Tankwart kennt, und die Arbeit mit Menschen bereite ihm Freude. Auch lobt er das gesamte Team. „Jeder hat hier sein kleines Handicap, deswegen unterstützen wir uns gegenseitig.“ Für die CVJM-Weinachtsfeier für Bedürftige in der Karl-Adam-Halle wolle er versuchen, Stofftiere aus dem Projekt Rückspiel für die Kinder zu organisieren. „Stofftiere haben wir immer viel zu viele.“
Noch eineinhalb Jahre kann Clemente bei Rückspiel arbeiten, danach läuft dieses Beschäftigungsverhältnis für den 49-Jährigen aus. Leider, wie er sagt. „Ich würde gerne länger bleiben, aber das geht nicht.“ Im Gespräch mit dem Jobcenter wird sich dann entscheiden, wo er künftig arbeiten wird.
Räume neu genutzt
Die ehemaligen Räume vom „Rückspiel“-Laden oberhalb vom Platz der Sieben Kurfürsten werden künftig neu genutzt, so Andreas Tietz vom Werkhof-Team: „Für sein Kulturbüro hatte der Werkhof e.V. einen neuen Standort gesucht, da passten diese Räume gut.“