Hagen. Vor rund zweieinhalb Jahren hat ein Jahrhunderthochwasser weite Teile der Stadt verwüstet. Das ist die Bilanz zum Wiederaufbau.
Zweieinhalb Jahre ist es her, dass das Jahrhunderthochwasser weite Teile von Hagen entlang der Lenne, der Volme, der Ennepe und deren Zuflüssen geflutet hat. Allein der Schaden an den städtischen Gebäuden, Brücken und Straßen liegt bei 83,5 Millionen Euro, bislang sind rund 26 Millionen Euro vom Land NRW geflossen. Dass sich die Auszahlung der Mittel hinzieht, lag nach Angaben der Stadt auch an einem komplizierten Verfahren, das nun vereinfacht worden sei. In einem Bericht zieht die Stadt nun eine vorläufige Wiederaufbau-Bilanz.
Viele Schäden sind in Hagen mittlerweile beseitigt worden, einige Maßnahmen stehen noch aus. Die Rede ist derzeit von einem Volumen in Höhe von 25 Millionen. Sanierungen, Reparaturen und Ersatzvornahmen, die noch in Planung sind.
106 Brücken und Stützmauern beschädigt
Von 106 Brücken und Stützmauern, die von der Strömung teilweise oder ganz hinfortgespült wurden, sind mittlerweile 85 wieder hergestellt. Als Beispiele listet die Verwaltung die historische Brücke „Zwischen den Brücken“ in Dahl oder die Brücke „Lücköge“ auf. Behelfsbrücken seien an der Hasselstraße (Eilpe, Verbindung zum städtischen Tierheim) und Rehbecke (Volmetal) errichtet.
Zerstörte Ampeln, so die Verwaltung, seien repariert. Die öffentliche Beleuchtung weitestgehend wieder hergestellt.
Fast 100 Gebäude der Stadt betroffen
Erheblich waren auch die Schäden an den städtischen Gebäuden. Fast 100 Schulen, Kindergärten, Jugendeinrichtungen, Sportstätten und Verwaltungsgebäude seien von der Flut in Mitleidenschaft gezogen worden. „Schwere Schäden waren insbesondere im Bereich des Rathauses I zu verzeichnen“, heißt es in dem Papier, das Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Baudezernent Hennig Keune und Umweltdezernent André Erpenbach unterzeichnet haben, „das Untergeschoss und Teile des Erdgeschosses wurden überflutet. Das zentrale Bürgeramt konnte über Monate nicht genutzt werden.“
An Bächen und Flüssen seien, so die Stadt, seit der Flut rund 400 Maßnahmen abgearbeitet worden. Dabei ging es um die Beseitigung von Geröll und Treibgut, um die Wiederherstellung der Gewässerläufe, die Reinigung oder den Tausch von Verrohrungen sowie die Instandsetzung von Stützwänden. Aktuell wird noch gearbeitet an der Volme hinter der Tennishalle in Dahl, im Bereich des Tierheims in Eilpe, am Asker Bach in Haspe sowie am Nahmerbach in Hohenlimburg. Darüber hinaus stehen noch Arbeiten an diversen Bächen und Flussläufen aus.
Ausbaggern kommt oft nicht infrage
Immer wieder habe es, so die Stadt, von Betroffenen den Wunsch gegeben, Bach- und Flussläufe tiefer auszuheben, um so dem Wasser mehr Raum zu geben. Diverse Prüfungen seien erfolgt. Häufig aber, ohne dass ein Bagger anrücken musste, oft wären Stützmauern ansonsten in ihrer Statik gefährdet worden.
Seit Mai 2022 laufen die Arbeiten an einem Hochwasserschutzkonzept, das helfen soll, das Ausmaß der Schäden bei künftigen Hochwassern einzudämmen, „Erste Ergebnisse für Volme und Lenne liegen bereits vor“, heißt es in dem Bericht, konkrete Maßnahmen will die Verwaltung bis Ende des Jahres auf den Tisch legen. Fest steht schon jetzt: Im Bereich Laake in Delstern soll der Hochwasserschutz verbessert werden. Die Maßnahmen sollen 2025 starten. In der Obernahmer soll der Bach mehr Platz erhalten. Zusätzlich sollen Flächen geschaffen werden, auf denen sich ein mögliches künftiges Hochwasser ausdehnen kann. Beginn der Arbeiten: 2024.
Bessere Vorhersage mit künstlicher Intelligenz
Ziel der Stadt ist es auch, eben diese in Zukunft besser vorhersagen zu können. Gelingen soll das beispielsweise mit Radarsonden, die Pegelstände genau erfassen und mit künstlicher Intelligenz verknüpft werden sollen.
Daneben steht auch die interkommunale Zusammenarbeit im Fokus. Wenn es um den Hochwasserschutz an der Ennepe geht, so befindet sich die Stadt nach eigener Aussage in gutem Austausch mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Ein überregionales Schutzkonzept für die Ennepe soll her. Was den Märkischen Kreis betrifft, gibt es noch Luft nach oben: „Die Kooperation mit den entsprechenden Gemeinden wurde bislang noch nicht konkretisiert.“