Hohenlimburg. Daniel Knappstein aus Hohenlimburg war 22 Jahre im Einzelhandel – und fängt nun als Berufseinsteiger nochmal neu an. Das ist seine Geschichte.
Für diese Entscheidung brauchte Daniel Knappstein (42) mehrere Wochen Zeit, schließlich sollte sie seinem Leben eine andere Richtung geben. Mehr als zwei Jahrzehnte hat der Hohenlimburger im Einzelhandel gearbeitet, war in Supermärkten und bei Modehändlern angestellt.
Anfang dieses Jahres wechselte er die Branche und tauschte die Supermarktregale gegen Blumenbeete und Bäume: Daniel Knappstein ist heute in der Gärtnerei Schilken als Landschaftsgärtner im Einsatz – und kann sich kaum Schöneres vorstellen.
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Vielfältige Arbeit
„Die Arbeit ist sehr vielfältig“, sagt Knappstein. „Wir sind viel draußen und auch körperlich bin ich fitter geworden.“
Dabei führte ihn sein Lebensweg doch bislang in eine völlig andere Richtung. Nach dem Abschluss an der Hauptschule ließ er sich zunächst bei Sport Elhaus in Hohenlimburg zum Einzelhandelskaufmann ausbilden. Es folgten Zivildienst, dann 18 Jahre bei der Modekette H&M und anschließend Stationen bei den Supermärkten Rewe und Edeka. Zuletzt sei er Schichtleiter gewesen. „Der Abschied tat schon weh“, erinnert er sich an seinen letzten Arbeitstag, als Kunden mit Geschenken für ihn in den Supermarkt kamen. Insgesamt 22 Jahre hat er im Einzelhandel gearbeitet.
Warum der Wechsel?
Neue Freundin
Seine neue Freundin habe sein Leben auf den Kopf gestellt, sagt Knappstein. Mit in die Beziehung brachte sie ein Kind, plötzlich änderte sich der Alltag. Schichtdienst und lange Arbeitszeiten bedeuteten, dass er – die Heimfahrt eingerechnet – teils nicht vor 22.30 Uhr zuhause war. Dazu die Arbeitszeiten am Wochenende.
Der Arbeitsrhythmus passte nicht mehr mit dem Privatleben zusammen – und das wirkte sich aus: „Meine Freundin sagte damals, du kommst immer unzufrieden nach Hause“, erinnert er sich zurück. „Dann fiel irgendwann der Entschluss: Ich wollte etwas Neues machen und etwas wagen.“
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Kontakt zu Gartenbauer
Schon zu seiner Zeit im Einzelhandel hatte er mal für ein paar Monate im Garten- und Friedhofsbaubetrieb Schilken ausgeholfen. Auch über die Ladengemeinschaft in Elsey kannte man sich. Das Gesicht war seinem heutigen Chef, Klaus-Dieter Macekas, also bekannt. Dennoch blieb auch für ihn ein gewisses Risiko, räumt er ein: „Man weiß vorher nicht, mag er diese Arbeit? Hat er wirklich Interesse?“
Doch der Gärtnermeister entschied sich, dieses Wagnis einzugehen. Nicht zuletzt – auch das ist Teil der Wahrheit –, weil er händeringend nach Personal gesucht hat. „Wir haben lange überlegt, aber mussten auch eine Entscheidung treffen, weil wir unterbesetzt waren.“
Personal fehlt
Das Jobcenter sei bemüht und schicke potenzielle Kandidaten. Doch so richtig passte es bisher nicht. „Wir haben uns dann entschieden, neue Wege zu gehen“, setzte Macekas auf den damals 41-Jährigen und brachte ihn in den Betrieb. Ein Glücksfall für beide Seiten – und die Vorzüge, die ein Berufseinsteiger im mittleren Alter hat, bemerkte der Chef schnell: „Er kennt die Routine, täglich arbeiten zu gehen, und ist deshalb zuverlässig.“ Bei jungen Menschen, gerade aus der Schule, sei das oft noch anders.
Von Azubis lernen
Dennoch ist Knappstein bereit, auch von den jungen Azubis im Betrieb zu lernen: „Ich muss mir auch mal was von den Kollegen sagen lassen, sie haben ja mehr Erfahrung als ich.“ Er kümmert sich um Grabpflege, schneidet Hecken, mäht Rasen, fegt Laub und pflanzt Blumen. Routinen, die sich mit den Jahreszeiten wiederholen – und auch deshalb gute Voraussetzungen bieten, um sich langsam einzuarbeiten. Denn was in diesem Jahr noch nicht gut klappt, daraus lernt man für das nächste Jahr. Daniel Knappstein will lernen und seine Fähigkeiten ausbilden – und sein Chef ist bisher zufrieden.
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Chef ist zufrieden
„Er macht sich gut und hat auch schon einen Blick bekommen für die Arbeit“, findet Klaus-Dieter Macekas Worte, die seinen neuen Mitarbeiter motivieren dürften. Rückenwind für die nächsten Monate und Jahre, in denen es noch reichlich Erfahrungen aufzubauen und Wissen zu sammeln gibt. Nächstes Ziel: Führerschein machen. Denn den hat Daniel Knappstein nicht, er nutzte stattdessen bisher immer Bus und Bahn.
Führerschein machen
Um zu Kunden zu fahren, da brauche es jedoch einen Führerschein, auch damit er künftig unabhängiger für Aufträge eingesetzt werden könne, erläutert Macekas, der seinen neuen Schützling weiter fördern will. Lehrgänge bei der Landwirtschaftskammer, Weiterbildungen, ein Motorsägen-Schein – die Möglichkeiten sind vielfältig. „Er kann sich hier in den nächsten Jahren zum Vorarbeiter hocharbeiten“, sagt Macekas.
Arbeit passt zum Leben
Dass er diesen Weg weiter gehen will, da ist Daniel Knappstein sicher. Er hat eine Arbeit gefunden, die in sein jetziges Leben passt – und bekommt das auch daheim zu hören: „Meine Freundin sagt, ich wäre viel entspannter als früher.“