Hagen. Die Sparkasse an Volme und Ruhr dreht bei den Girokonten an der Preisschraube. Wir geben einen Überblick über die künftigen Kosten in Hagen.

Die fusionierte Sparkasse an Volme und Ruhr hat zuletzt mit ihren unternehmerischen Entscheidungen in Reihen der Kundschaft, aber auch der Politik ohnehin schon reichlich Unmut und Kritik ausgelöst: Doch jetzt sorgt das größte Bankhaus in Hagen, das nach der Fusion mit den Lüdenscheidern inzwischen über die 6-Milliarden-Euro-Umsatzschwelle gesprungen ist, für den nächsten Paukenschlag: Zum 1. Januar 2024 sollen die Kosten für die Girokonten deutlich erhöht werden – eine Verdreifachung steht im Raum. Betroffen sind sowohl die Online-Kunden als auch die klassischen Girokonto-Besitzer.

Die zum Teil sehr erheblichen Wartezeiten in der Kundenhalle der Sparkasse gepaart mit den immer wieder auftretenden Automaten-Ausfällen gehen vielen Kunden inzwischen gehörig auf den Wecker.
Die zum Teil sehr erheblichen Wartezeiten in der Kundenhalle der Sparkasse gepaart mit den immer wieder auftretenden Automaten-Ausfällen gehen vielen Kunden inzwischen gehörig auf den Wecker. © WP | Michael Kleinrensing

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In einem Anschreiben an die Kunden machen die Banker zunächst in klassischem Marketing-Sprech die Vorzüge des Produkts deutlich und loben, dass das Sparkassen-Girokonto „ausgezeichnete Leistungen“ biete, mit dem man „überall Geldgeschäfte mit höchster Sicherheit“ erledigen könne. Allerdings würden „gestiegene Kosten in vielen Bereichen die Wirtschaft belasten“, so dass mit Blick auf Leistungen und Preise eine „Anpassung unseres Angebots“ erforderlich sei.

Zehn Euro für Giro Plus

Hier die neuen Gebühren auf einen Blick.
Hier die neuen Gebühren auf einen Blick. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Konkret ersetzt die Sparkasse zum neuen Jahr ihre bisherigen Kontomodelle mit Giro Comfort (8,50 Euro), Giro Classic (4 Euro) und Giro Online (3,50 Euro) durch zwei neue Modelle namens Sparkassen-Giro Plus (10 Euro) und Sparkassen-Giro Pur (4 Euro). In den neuen Preisen sind jeweils eine Debit-Karte und das Online-Banking enthalten. Dennoch sorgt eine Verdreifachung der monatlichen Grundgebühr vor allem bei den Online-Kunden für reichlich Pulsbeschleunigung. Zur Beruhigung der Gemüter gewährt das Kreditinstitut für das erste Jahr zumindest einen 30-Prozent-Rabatt, sodass bis Silvester 2024 monatlich nur 7 Euro Kontogebühr fällig werden.

Wer ein normales Sparkassen-Girokonto besitzt, zahlt ab 2024 für jede Überweisung 50 Cent extra.
Wer ein normales Sparkassen-Girokonto besitzt, zahlt ab 2024 für jede Überweisung 50 Cent extra. © dpa | Benjamin Nolte

Preisstruktur bei der Märkischen Bank

Die Märkische Bank als zweitgrößtes Kreditinstitut in Hagen plant nach Angaben von Vorstand Achim Hahn für das Jahr 2024 derzeit keine Preisanpassungen.

Hier kostet das klassische Online-Girokonto (VR-net) 3,95 Euro. Bis auf Überweisungen auf Papier (4 Euro extra) und am SB-Terminal (1 Euro extra) sind hier alle weiteren Service-Leistungen inklusive.

Das traditionelle Girokonto (VR-classic) ist bei der Märkischen Bank für 9,50 Euro zu haben. In dem Preis sind alle Bankgeschäfte inkludiert. Der Dispositionskredit bei Kontoüberziehung kostet 13,31 Prozent.

Ansonsten gilt bei der Genossenschaftsbank, dass sämtliche Bevollmächtigten für ein Konto kostenlos eine Kontokarte erhalten.

Dafür müssen die klassischen Giro-Konto-Kunden zur Kenntnis nehmen, dass künftig fast jede Form der Überweisung abseits der Daueraufträge eine Extra-Gebühr von 50 Cent auslöst (siehe Grafik-Tabelle). Die Dispositionskreditzinsen belaufen sich bei der Sparkasse an Volme und Ruhr zurzeit auf 11,59 Prozent, bei einem Überziehungskredit werden gar 16,09 Prozent Zinsen fällig, ist der 102-seitigen Anlage (!) zur Giropreisänderung zu entnehmen, mit der sich die Kunden konfrontiert sehen. Zur Fortsetzung der Zusammenarbeit erwartet das Bankhaus bis zum Jahresende die Zustimmung zu den neuen Kontomodellen, dankt „ganz herzlich“ für das Vertrauen und versichert, auch künftig „partnerschaftlich beim Thema Finanzen zur Seite zu stehen“.

Entscheidungen sorgen für Unmut

Zuletzt hatten vor allem die Schließungen von Filialen und Geldautomatenstandorten, aber auch die immensen Wartezeiten in der Schalterhalle in der Innenstadt für Unmut gesorgt. Mit dem letzten Missstand hatte sich zuletzt sogar schon der Hagener Rat beschäftigt. Hinzu verärgert die Menschen, dass das größte Hagener Bankhaus trotz permanenter Zinssteigerungen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bislang an seiner Null-Zins-Politik bei Tagesgeldkonten festhält. Auf Anfrage der Stadtredaktion stellt der Vorstand zuletzt in Aussicht, ab Oktober ebenfalls eine Verzinsung auf Tagesgeldkonten und Sparbücher anbieten zu wollen, Details lassen bis heute auf sich warten. Darüber hinaus, so der Hinweis der Hagener Banker, gebe es neben den Tagesgeldkonten ja verschiedene langfristigere Alternativ-Anlageprodukte, auf die auch schon heute attraktive Zinsen gezahlt würden.

Wer bei der Sparkasse in Hagen ein Girokonto besitzt, muss sich auf veränderte Preise einrichten.
Wer bei der Sparkasse in Hagen ein Girokonto besitzt, muss sich auf veränderte Preise einrichten. © dpa | Fabian Sommer

Der Hagener Rat hatte den Verwaltungsrat des Bankhauses aufgefordert, durch ein engmaschigeres Netz mit Geldautomaten wieder die ortsnahe Versorgung der Menschen mit Bargeld zu sichern. Hier hatte die Sparkasse zuletzt ihr Angebot mit Hinweis auf drohende Sprengstoff-Anschläge und die daraus resultierenden Folgen deutlich ausgedünnt: „Sie kapituliert vor verbrecherischen Umtrieben und nimmt den Serviceverlust für ihre Kunden achselzuckend hin“, hieß es in einer Ratsvorlage. Die Politik schrieb dem Verwaltungsrat sowie dem Vorstand einstimmig ins Stammbuch: „Die Sparkasse an Volme und Ruhr entfernt sich immer weiter von dieser gesetzlichen Aufgabe. Die Kundenfreundlichkeit scheint gänzlich verloren gegangen zu sein.“

Die Stadtredaktion Hagen hatte anlässlich der Giro-Preisänderungen um eine Stellungnahme des Vorstandes gebeten. Doch dieser ließ über einen Sprecher ausrichten, dass neben der Kundenpost keine weitergehende Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen sei.