Hagen. Die fusionierte Sparkasse an Volme und Ruhr steht angesichts der Schließung von Filialen und Automatenstandorten in Hagen in der Kritik.

Die fusionierte Sparkasse an Volme und Ruhr stößt mit ihren jüngsten unternehmerischen Entscheidungen zunehmend auf Kritik in Reihen der Kundschaft, aber auch der Politik. Vor allem die jüngsten Schließungen von Filialen und Geldautomatenstandorten, aber auch die immensen Wartezeiten in der Schalterhalle in der Innenstadt sorgen für Unmut.

Hinzu kommt, dass das größte Hagener Bankhaus trotz permanenter Zinssteigerungen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bislang an seiner Null-Zins-Politik bei Tagesgeldkonten festhält. Stattdessen, so Informationen der Stadtredaktion, steht kurzfristig eine Erhöhung der Girokonto-Gebühren im Raum.

Die enormen Wartezeiten in der Kundenhalle der Sparkasse Hagen sind inzwischen sogar schon zum Thema im Hagener Rat geworden.
Die enormen Wartezeiten in der Kundenhalle der Sparkasse Hagen sind inzwischen sogar schon zum Thema im Hagener Rat geworden. © WP | Michael Kleinrensing

Im Wettlauf um die höchsten Sparzinsen übertreffen sich die Banken derzeit im Wochentakt. Selbst Tagesgeldkonten werfen wieder Renditen ab, sechs Anbieter knacken sogar schon die 4-Prozent-Marke, wobei sich hier häufig auch unseriöse Lockangebote dahinter verbergen.

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Doch ein Drittel der Geldhäuser, so eine Studie des Vergleichsportals Verivox, verharren auf einem 0,25- bzw. 0-Zins-Niveau, so auch die Hagener Sparkasse. Auf Anfrage der Stadtredaktion stellt der Vorstand jetzt in Aussicht, ab Oktober ebenfalls eine Verzinsung auf Tagesgeldkonten und Sparbücher anbieten zu wollen, möchte sich zu Details aber nicht äußern. Darüber hinaus, so der Hinweis der Hagener Banker, gebe es neben den Tagesgeldkonten ja verschiedene langfristigere Alternativ-Anlageprodukte, auf die auch schon heute attraktive Zinsen zwischen 1,9 und 3,0 Prozent gezahlt würden.

Kapitulation vor Verbrechern

Parallel hat der Hagener Rat in seiner jüngsten Sitzung den Verwaltungsrat des Bankhauses aufgefordert, durch ein engmaschigeres Netz mit Geldautomaten wieder die ortsnahe Versorgung der Menschen mit Bargeld zu sichern. Hier hatte die Sparkasse zuletzt ihr Angebot mit Hinweis auf drohende Sprengstoff-Anschläge und die daraus resultierenden Folgen deutlich ausgedünnt: „Sie kapituliert vor verbrecherischen Umtrieben und nimmt den Serviceverlust für ihre Kunden achselzuckend hin“, hieß es in einer Ratsvorlage.

„Unsere Bevölkerung wird immer älter“, forderte Bürgermeister Dietmar Thieser (SPD) eine seniorengerechte Geldpolitik und verwies auf andere Städte, die nach dem Vorbild der Sparkasse Mülheim längst dazu übergehen, sichere Geldautomaten neu aufzustellen. Verbraucherschützer gehen inzwischen sogar so weit, die Automatendichte nach dem Vorbild der Post-Briefkästen gesetzlich regeln zu wollen, um eine flächendeckende Verfügbarkeit zu gewährleisten.

Durch zahlreiche Filialschließungen – hier die Dependance in Vorhalle – und die Aufgabe von Automatenstandorten fühlen sich vorzugsweise ältere Kunden von ihrer Sparkasse im Stich gelassen.
Durch zahlreiche Filialschließungen – hier die Dependance in Vorhalle – und die Aufgabe von Automatenstandorten fühlen sich vorzugsweise ältere Kunden von ihrer Sparkasse im Stich gelassen. © Michael Kleinrensing

„Die Sparkassen sind nach dem Sparkassengesetz NRW verpflichtet, als Wirtschaftsunternehmen der Kommune der geldwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung zu dienen“, schrieb der Rat dem Verwaltungsrat sowie dem Vorstand einstimmig ins Stammbuch. „Die Sparkasse an Volme und Ruhr entfernt sich immer weiter von dieser gesetzlichen Aufgabe. Die Kundenfreundlichkeit scheint gänzlich verloren gegangen zu sein.“

Geldverdienen mit Geldeinlagen

Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Inflation sowie zahlreichen Lockangeboten für Tagesgeld beispielsweise bei den vorzugsweise im Internet agierenden Online-Banken sind in der ersten Jahreshälfte 2023 bei vielen Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Einlagenbestände erstmals seit vielen Jahren wieder gefallen.

Das ist das Ergebnis einer Marktuntersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Beratungsfirma PricewaterhouseCoo­pers­ (PwC), die diese auf Grundlage von Bundesbank-Daten für ein deutsches Wirtschaftsmagazin erstellt hat.

Die Bedeutung von Einlagen für Banken hat zuletzt zugenommen. Seit der Zinswende im Sommer 2022 können Geldhäuser mit ihnen nicht nur mehr Geld verdienen. Sie sind auch für die Refinanzierung wichtiger geworden, da die Mittelaufnahme über den Kapitalmarkt für die Institute teurer geworden ist.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zuletzt die Zinsen neunmal in Folge angehoben und zahlt den Banken für überschüssige Liquidität mittlerweile immerhin 3,75 Prozent.

Dies, so die erneute Kritik aus der Politik, spiegele sich auch am Schalter im Sparkassen-Karree wider: „Hier kommt es immer wieder zu Wartezeiten von 30 bis 45 Minuten“, berichtete SPD-Ratsherr Werner König, „und das keineswegs bloß zum Monatswechsel.“

Preisanpassung kommt 2024

Darüber hinaus, so dringt aus Sparkassenkreisen bereits in die Öffentlichkeit, sollen die Kosten für die Girokonten bald wieder angehoben werden. Eine Information, die der Vorstand keineswegs dementiert, aber auch nicht konkretisiert: „Im Zuge der Fusion der beiden Sparkassen Hagen/Herdecke und Lüdenscheid zur Sparkasse an Volme und Ruhr wurden beiderseitig bereits zahlreiche Anpassungen umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht“, lässt das fünfköpfige Führungsteam über seinen Sprecher Thorsten Irmer gegenüber der Stadtredaktion vieldeutig verlautbaren. „Hierzu gehört auch die Harmonisierung der beiden Produktwelten“, was wiederum zu sogenannten Preisanpassungen führe. „Vor diesem Hintergrund können wir bestätigen, dass die Sparkasse an Volme und Ruhr Anfang 2024 die Girokontomodelle der beiden Teilmärkte Hagen/Herdecke und Lüdenscheid zusammenführen möchte.“ Was das die Kunden kostet, soll zunächst dem Verwaltungsrat präsentiert werden.