Hagen. Die Supermarkt-Kette „Mein Real“ mit 62 Filialen ist insolvent. Ein Käufer wird gesucht. Wie es in der Filiale in Hagen-Haspe weitergeht.

Ein Blick nach Haspe: Das Bangen für die Mitarbeiter geht weiter. Auch in Hagen. Die Rede ist von „Mein Real“ – die SB-Warenhauskette hat beim Amtsgericht Mönchengladbach einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Betroffen sind insgesamt 62 Filialen mit etwa 5000 Beschäftigten. Auch die Mitarbeiter in der „Mein Real“-Filiale in Hagen-Haspe in der Vollbrinkstraße 9 kommen also nicht zur Ruhe.

Markt in Haspe eigentlich ein Vorzeigeobjekt

Zwar heißt es seitens des Unternehmens, der Betrieb ginge bis auf weiteres weiter und Löhne und Gehälter würden weitergezahlt, doch die Ungewissheit über die Zukunft quält die Beschäftigten dennoch. Auch die Tatsache, dass der Markt in Haspe vor einiger Zeit modernisiert und zu einem Flagship-Store (Vorzeigeobjekt) umgestaltet wurde, heißt letztendlich nicht viel.

Käufer wird gesucht

Zum Hintergrund: Die SB-Warenhauskette „Mein Real“ steckt in immensen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung soll der Real GmbH ermöglichen, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Parallel dazu werde man, so das Unternehmen, Gespräche mit potenziellen Käufern, die Interesse daran hätten, Real-Standorte zu übernehmen, führen.

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Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Real GmbH, Bojan Luncer, macht für die wirtschaftliche Schieflage das Management um den Investor Dr. Sven Tischendorf verantwortlich, der zwischenzeitlich „Mein Real“ übernommen hatte.

Tischendorf an Salamander-Verkauf beteiligt

Apropos Sven Tischendorf: Der Rechtsanwalt war auch in das Schutzschirm-Verfahren des insolventen Schuhhauses Salamander/ Klauser (eine Salamander-Filiale befindet sich in Hagen an der Ecke Marienstraße/ Mittelstraße) involviert. Insolvenzverwalter Dr. Christian Holzmann sowie die Sanierungsexperten Dr. Sven Tischendorf und Dr. Alexander Höpfner verfolgten Anfang des Jahres das Ziel, das Unternehmen zu stabilisieren, neu auszurichten und bis zum Herbst 2023 neue Eigentümer zu gewinnen.

Das Ergebnis? Der von Holzmann und Co. präsentierte Insolvenzplan samt neuem Käufer wurde Mitte September einstimmig angenommen und die Hagener Salamander-Filiale nach kurzer, angekündigter Schließung am 19. September wieder geöffnet.

SCP-Gruppe kauft Warenhauskette von Tischendorf zurück

Aber zurück zum Handelskonzern Real: Im Mai 2023 gab Sven Tischendorf das Unternehmen „Mein Real“ zurück, seitdem gehört die Warenhauskette wieder zur britischen SCP-Gruppe.

Riesige Verkaufsflächen

SCP-Geschäftsführer Karsten Pudzich erklärt die aktuellen wirtschaftlichen Probleme von Real mit stark gestiegenen Energiekosten, Mieten sowie Lebensmittelpreisen.

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An die 60.000 Artikel werden bei Real in Hagen-Haspe angeboten.
An die 60.000 Artikel werden bei Real in Hagen-Haspe angeboten. © WP | Michael Kleinrensing

Knackpunkt: Gerade Real-Filialen zeichnen sich häufig durch riesige Verkaufsflächen aus; der Markt in Haspe ist ca. 4100 Quadratmeter groß; an die 60.000 Artikel werden dort verkauft. Die Größe sowie das vielschichtige Sortiment der Real-Filialen scheint jedoch nicht mehr in die aktuelle Handelslandschaft zu passen.

Aufwendige Sanierung

Rückblick: Vor fünf Jahren wurde der Real-Markt an der Vollbrinkstraße aufwendig saniert. Die Gemeinnützige Wohnstättengemeinschaft (GWG) und der Handelskonzern investierten dort gemeinsam einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Das damals schon lange in die Jahre gekommene Geschäft wurde über Monate (bei laufendem Betrieb) in einen Markt umgestaltet, in dem der Bereich Lebensmittel an Bedeutung gewann.

Frank Nowak, Marktleiter in Haspe, war am 2. Oktober für unsere Zeitung nicht zu sprechen.

Weitere Infos:

Der Supermarkt an der Vollbrinkstraße 9 im Hasper Zentrum wurde im Jahr 2005 von Real übernommen.

Der frühere Real-Verbrauchermarkt in der Kabeler Straße in Bathey wurde vor eineinhalb Jahren von Edeka gekauft.

Aus dem Real-Markt in Hagen-Bathey wurde im vergangenen Jahr das Warenhaus Marktkauf.
Aus dem Real-Markt in Hagen-Bathey wurde im vergangenen Jahr das Warenhaus Marktkauf. © WP | Michael Kleinrensing

Der Markt, der über eine Verkaufsfläche von rund 6800 Quadratmetern verfügt, eröffnete als Warenhaus Marktkauf (die „große Schwester“ von Edeka-Märkten) neu.

Der Begriff Insolvenz in Eigenverwaltung:

Laut deutscher Insolvenzordnung versteht man darunter die Möglichkeit eines Schuldners, die Insolvenzmasse unter Aufsicht eines Sachwalters selbst zu verwalten und über sie zu verfügen. Der eigenverwaltende Schuldner wird so gleichsam zum Insolvenzverwalter in eigener Sache.

Seit einer Änderung der Insolvenzordnung im Jahre 2012 durch das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen findet diese besondere Spielart des Insolvenzverfahrens häufig Anwendung.

Gerade in mittleren und großen Insolvenzfällen hat die Eigenverwaltung inzwischen ihren festen Platz in der deutschen Insolvenz- und Sanierungspraxis gefunden.

Der Sinn der Eigenverwaltung ist die Nutzung des vorhandenen unternehmerischen Know-hows bei der Sanierung, sofern sich das insolvente Unternehmen bzw. dessen Geschäftsführung nicht vor der Insolvenz durch Missmanagement diskreditiert hat.