Hohenlimburg. Jugendliche haben E-Zigaretten im Wert von 350 Euro im Lottoladen von Theo Vielhaber gestohlen. Auch Pokemon-Karten sind häufig im Visier:

Einen dreisten Diebstahl musste Kioskbetreiber Theo Vielhaber am Dienstag in seinem Laden in Hohenlimburg erleben: Vier Jugendliche kamen gegen 13.15 Uhr in den Lottoladen, nahmen sich gezielt mehrere Pakete E-Zigaretten aus dem Regal und liefen aus dem Laden – ohne einen Ton zu sagen. Vielhaber reagierte sofort und rannte hinterher, um seine Ware wiederzubekommen.

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Auf Asphalt gefallen

Doch vor der Tür stand bereits ein weiterer Jugendlicher aus der Gruppe – bereit, um ihm ein Bein zu stellen. Der Ladenbetreiber fiel auf den Asphalt. Schürfwunden von dem Sturz hat er an der Hand und die Hüfte schmerzt. Die Polizei schaltete er sofort ein, doch die Suche nach den jungen Tätern blieb bislang erfolglos: Die Gruppe war mit den E-Zigaretten schnell verschwunden.

Wert von 350 Euro

Rund 350 Euro betrug der Wert der E-Zigaretten, die die Jugendlichen gestohlen haben. „An dem Tag habe ich umsonst gearbeitet“, sagt Vielhaber ernüchtert. Nicht das erste Mal, dass der Kiosk von Tätern, die kaum dem Kindesalter entwachsen sind, überfallen wird.

Insgesamt drei Lottoläden betreibt Theo Vielhaber, alle an zentralen Orten im Stadtgebiet. Einer liegt an der Bushaltestelle im Hohenlimburger Zentrum, einer an der Schwenke am Hagener Bahnhof und der Dritte an der Badstraße, gegenüber vom Sparkassen-Karree in Hagen-Mitte. „Ich habe schon viel erlebt“, sagt Vielhaber, „aber das war oberdreist.“

Gesichert in der Vitrine: E-Zigaretten bei Lotto Vielhaber an der Badstraße in Hagen.
Gesichert in der Vitrine: E-Zigaretten bei Lotto Vielhaber an der Badstraße in Hagen. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Lottoladen häufig bestohlen

Gerade sein Lottoladen in Hohenlimburg sei eher selten Ziel von Diebstählen. Häufiger dagegen sind die Vorfälle in den Läden an der Schwenke und in der Badstraße. „In der Badstraße haben sie mir mal eine ganze Vitrine voll Zippo-Feuerzeugen aus dem Schaufenster gehoben und sind damit weggelaufen“, berichtet Vielhaber.

Zehn hochwertige Feuerzeuge à 49 Euro – macht rund 490 Euro Schaden. Nicht zuletzt wegen solcher Vorfälle sind die E-Zigaretten an der Badstraße mittlerweile in Vi­trinen eingeschlossen und hinter der Theke, um es Langfingern nicht so leicht zu machen.

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Auch Pokémon-Karten begehrt

Bei jungen Tätern sind aber auch andere Waren begehrt, weiß Natalie Matrowitz, die bei Lotto Vielhaber in Hohenlimburg arbeitet: „Meistens sind es E-Zigaretten. Aber auch Pokémon-Karten sind begehrt.“ Rund 5 Euro kostet ein Paket Pokémon-Karten. Die Pakete stehen inzwischen näher an der Verkaufstheke, um sie besser vor Raub schützen zu können.

Pokémon-Karten bei Lotto Vielhaber in Hohenlimburg sind ein begehrtes Diebesgut. Deswegen stehen die Karten inzwischen auch näher an der Kassentheke.
Pokémon-Karten bei Lotto Vielhaber in Hohenlimburg sind ein begehrtes Diebesgut. Deswegen stehen die Karten inzwischen auch näher an der Kassentheke. © Marcel Krombusch

Alle Diebstähle werden von Lotto Vielhaber zur Anzeige gebracht, auch am Dienstag war die Polizei vor Ort und sucht nun nach den Tätern. Die Ermittlungen laufen, heißt es auf Anfrage von Ramona Arnhold, Sprecherin der Polizei Hagen.

Zahl der Ladendiebstähle erhöht

Derweil ist die Zahl der Ladendiebstähle im Einzelhandel im Stadtgebiet in den vergangenen zwei Jahren gestiegen. Demnach gab es im Jahr 2021 insgesamt 857 (davon waren 289 Beschuldigte unter 21 Jahre alt). Im Jahr 2022 stieg die Zahl auf 1573 Ladendiebstähle (davon waren 569 Beschuldigte unter 21).

Natalie Meistrowitz arbeitet bei Lotto Vielhaber in Hohenlimburg.
Natalie Meistrowitz arbeitet bei Lotto Vielhaber in Hohenlimburg. © Marcel Krombusch

„Die Steigerung der Zahlen ist aber auch bedingt durch die Corona-Pandemie“, verweist Arnhold unter anderem auf die Folgen des Lockdowns, als viele Branchen im Einzelhandel geschlossen oder eingeschränkt geöffnet waren.

Jugendstrafrecht ab 14 Jahren

Wenn es um das juristische Nachspiel geht, greift bei Jugendlichen ab 14 Jahren das Jugendstrafrecht. Je nach Straftat kann der Jugendrichter Strafen von Sozialstunden über Anti-Gewalt-Training und Drogentherapien bis zum Jugendarrest anordnen. Die Palette ist breit, das Ziel aber immer eine erzieherische Wirkung.

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Erzieherische Wirkung

Ladendiebstähle von Jugendlichen habe es schon früher gegeben, sagt Philippos Botsaris, Rechtsanwalt aus Hagen, der häufig als Strafverteidiger im Einsatz ist. Deutlich zugenommen habe zuletzt jedoch das „Abziehen“, bemerkt der Rechtsanwalt. Gemeint sind Gruppen von jungen Leuten, die gezielt Gleichaltrigen oder Jüngeren teure Handys und Kopfhörer oder Geld klauen – Raub und Erpressung unter Jugendlichen.

Elternhaus wichtig

Ob die Strafe des Jugendrichters Wirkung zeigt, das hänge immer vom Einzelfall ab, sagt Botsaris. „Es gibt junge Menschen, die Ratschläge annehmen und bei anderen Jugendlichen weiß man, da redet man gegen eine Wand.“ Eine große Rolle spielt das Elternhaus. „Wo man merkt, dass Jugendliche von den Eltern im Stich gelassen werden, ist viel mehr Raum für dumme Gedanken“, sagt Botsaris. „Es gibt aber auch Jugendliche, wo sich die Eltern intensiv kümmern.“

Doch auch in gefestigten Elternhäusern gebe es schwierige Einzelfälle. Eine Garantie gebe es nie.