Haßley. Im Hagener Rathaus ist man weiterhin fest davon überzeugt, dass der Möbelhaus-Riese XXXLutz auf Haßley bauen wird. Hier die neuen Fakten-
Die Planungen des europaweit agierenden Möbelgiganten XXXLutz, auf Haßley einen Möbelmarkt zu errichten, werden weder von der Hagener Verwaltung noch von der Politik in Frage gestellt. Im Gegenteil: In den nächsten Tagen wird sogar die Baugenehmigung verlängert. Zuletzt hatten die Hagener Grünen im Ausschuss für Stadt-, Beschäftigungs- und Wirtschaftsentwicklung einen Vorstoß unternommen, nach Jahren des Stillstandes an der Haßleyer Straße dem Handelsunternehmen die bestehende Baugenehmigung für das Areal neben der Sauerlandlinie (A45) nicht weiter zu verlängern und die Fläche stattdessen für Gewerbeansiedlungen vorzusehen.
Zumal, so die Argumentation der Grünen, die Stadt an dem Standort ursprünglich ja ohnehin anspruchsvollere Ziele verfolgt habe, als das Areal auf Haßley im Jahr 2005 für Planungen freigegeben wurde: Damals habe die Entwicklungsidee gelautet, in exponierter verkehrsgünstiger Lage zum Autobahnanschluss Hagen-Süd attraktiven Raum für die Ansiedlung von zukunftsorientierten Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben anzubieten, mit denen sich weitere Arbeitsplätze schaffen lassen. Beides werde durch die Verlagerung der Enervie-Konzernzentrale und die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandels nicht erfüllt.
Kritischer Blick der Grünen
Hagen- Riesige Flügel rollen über schmale Straße
Die brachliegende Fläche für den XXXLutz-Möbelmarkt auf Hagen-Haßley soll in den nächsten Wochen als Lagerfläche für Windrad-Bauteile genutzt werden. Diese benötigt der Investor SL Naturenergie, der zurzeit eine Windenergieanlage am Stoppelberg (Nabenhöhe: 148 Meter) zwischen dem Hohenlimburger Schloss und Brechtefeld errichtet.
Die mächtigen Flügel werden vorzugsweise in Nachtfahrten über die Autobahn aus dem norddeutschen Raum angeliefert, können aber kaum „just in time“ zum Bauplatz in den Hohenlimburger Wälder chauffiert werden. Daher ist eine solche Zwischenlager-Möglichkeit unvermeidbar.
Ursprünglich war angedacht worden, die etwa 60 Tonnen schweren Transporte weiter über die Autobahn und eine gesonderte Baustellenausfahrt zum Stoppelberg zu führen. Doch angesichts der mangelhaften Tragfähigkeit der baufälligen Brücke Brunsbecke will die Autobahn GmbH es nicht riskieren, hier die Standfestigkeit zusätzlich zu gefährden.
Deshalb werden die Bauteile über die schmale Zuwegung entlang der Autobahn über die Kattenohler Straße geführt. Da die Spezialtransporter in der Lage sind, die gut 70 Meter langen Flügel aufzurichten, um die Schwenkbereiche zu reduzieren, kann der Baumbewuchs entlang der Strecke weitgehend geschont werden, so der vorläufige Stand.
Zugleich kritisierten die Grünen, dass für das XXXLutz-Areal bereits seit zwölf Jahren ein Bebauungsplan vorliege, der Einrichtungsriese jedoch erst 2019 einen Bauantrag gestellt habe – im Juli 2020 folgte seitens der Stadt die Baugenehmigung. „Geschehen ist seitdem absolut nichts“, sieht Grünen-Sprecher Hans-Georg Panzer in der bereits erschlossenen Fläche auf der Haßleyer Insel weitaus attraktivere Chancen: „Wir möchten hier eine Diskussion anstoßen, den Bebauungsplan aufzugeben und stattdessen Raum für qualifizierte gewerbliche Arbeitsplätze zu schaffen.“
XXXLutz versicherte derweil zuletzt auf Anfrage der Stadtredaktion: „Fakt ist, dass wir unsere Planungen vorantreiben, um die Ansiedlung so zeitnah wie möglich umzusetzen. Am Vorhaben hält unsere Unternehmensgruppe uneingeschränkt fest“, hieß es aus der Deutschland-Zentrale in Würzburg, „für etwaige Zweifel gibt es keinen Grund. XXXLutz freut sich auf den Standort in Hagen.“ Allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Monaten mehrfach verändert, „so dass wir auch unsere Planungen entsprechend anpassen. Hierbei handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, der noch nicht abgeschlossen und daher auch noch nicht spruchreif ist. Wir befinden uns hier weiterhin im Austausch mit den betreffenden Stellen der Stadt.“
Enge Abstimmung mit der Stadt
Eine Aussage, die von der städtischen Planungsverwaltung ausdrücklich so bestätigt wird. „Aufgrund der multiplen Krisen ist es hier zuletzt immer wieder zu Verzögerungen gekommen und XXXLutz sah sich aufgrund dessen zu Umplanungen gezwungen“, warb Christoph Diepes, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, -planung und Bauordnung, zuletzt im Stadtentwicklungsausschuss für Verständnis. Zugleich kündigte er an, dass die Verwaltung kurz davor stehe, die im Herbst auslaufende Baugenehmigung für ein weiteres Jahr zu verlängern. „Wir glauben an das Projekt“, unterstrich auch Stadtbaurat Henning Keune, „der Bedarf dafür ist in Hagen unbestritten da.“ Zugleich erinnerte er daran, dass XXXLutz erhebliche Aufwendungen in sechsstelliger Höhe für die aktuellen Umplanungen betreibe, was wiederum für die Entschlossenheit des Möbelriesen spreche. „Niemand hat ein Interesse, Zeit zu verplempern und Geld zu verbrennen“, teilte Bürger-für-Hohenlimburg-Sprecher Frank Schmidt die These des Baudezernenten.
Als weiteres Indiz für die Investitionswilligkeit des Möbelhändlers wertet Keune die bereits erledigten archäologischen Rettungsgrabungen auf dem Areal. Seine persönlichen Erfahrungen mit XXXLutz auch an anderen Standorten habe gezeigt, dass die Deutschland-Zentrale in Würzburger die Bauliste sehr stringent abarbeite und ein Projekt während der Wartezeit auf eine Baugenehmigung auch schon einmal weit nach hinten rutsche. Allerdings dürften die Umsatzzahlen der Lüdenscheider Dependance wohl das Interesse am Standort Hagen durchaus noch einmal beflügeln, meinte der Baudezernent mit Blick auf die abgeschnittene Lage des dortigen XXXLutz-Hauses hinter der Rahmedetalbrücken-Baustelle.
Dimensionierung unverändert
Fachbereichsleiter Diepes betonte gegenüber der Politik ausdrücklich, dass die von XXXLutz angedachten Modifikationen vorzugsweise den Mömax-Mitnahmemarkt betreffen würde, der neben dem Einrichtungshaus mit einer Gesamtverkaufsfläche von 33.000 Quadratmetern entstehen soll. An der Kubatur des Baus, der etwa 180 Meter lang, 80 Meter breit und 16 Meter hoch werden soll, werde sich kaum etwa ändern, so dass es planungsrechtlich nichts nachzubessern gebe. Allerdings müsse noch einmal eine veränderte Baugenehmigung her, weil brandschutzrechtliche Aspekte betroffen seien. Hier würden gerade die letzten Details für die Investition, die zuletzt auf ein Gesamtvolumen von etwa 40 Millionen Euro beziffert wurde, abgestimmt.
Die Grünen zeigten sich mit dem Vorgehen der Planungsverwaltung und auch mit einer Verlängerung der Baugenehmigung um ein weiteres Jahr bis zum Herbst 2024 zunächst einmal einverstanden. „Aber wir werden in drei Jahren wieder nachfragen“, signalisierte Panzer, dass die Geduld seiner Fraktion endlich sei. Dann ist es 20 Jahre her, dass die Fläche seitens der Politik für Gewerbeansiedlungen ausgeguckt wurde.