Hohenlimburg. Schutzarmbänder gegen K.O.-Tropfen bietet Klaus Jansen in seinem Headshop in Hohenlimburg an. Für ihn auch ein persönliches Thema, sagt er:
Wer Partys und Clubs besucht, der kennt die Warnung vor K.O.-Tropfen. Also vor Substanzen, die von Tätern unbemerkt in Getränke gemischt werden, um Opfer willenlos zu machen. Der Headshop in Elsey bietet Armbänder an, die Schutz versprechen. Wie kam es dazu? Und halten die Armbänder, was sie versprechen?
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Auf Festival verteilt
Dass es Papierarmbänder gibt, die solche Substanzen im eigenen Glas nachweisen können, das wusste Klaus Jansen lange nichts. Aber rund 500 dieser Armbänder wurden diesen Sommer beim Festival „Bochum Total“ verteilt – und da wurde er hellhörig. „Das ist ein Thema, natürlich macht man sich Gedanken“, sagt der Vater von zwei Töchtern. Er nahm Kontakt mit dem Hersteller der Schutzarmbänder auf.
Verkauf im Headshop
Zum einen für seine Töchter (16 und 23 Jahre). Zum anderen, um die Armbänder in seinem eigenen Laden zu vertreiben. Denn seit sieben Jahren führt Klaus Jansen das Geschäft „Shishas und mehr“ an der Möllerstraße in Elsey. Ein sogenannter „Headshop“, in dem man auch Zubehör für den Cannabiskonsum kaufen kann. Mit den Schutzarmbändern, die er am Schaufenster bewirbt, möchte er junge Menschen und Eltern erreichen, die sich gegen Übergriffe durch K.O.-Tropfen bei Partys schützen möchten. „Es gibt auch Nagellack, der K.O.-Tropfen nachweisen soll“, weiß Klaus Jansen, „aber da bin ich eher skeptisch, wie gut das klappt.“
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Seit vier Jahren auf dem Markt
Die Armbänder, die er vertreibt, sind schon seit vier Jahren im Handel erhältlich, unter anderem auch bei der Drogeriekette „dm“. Dort beobachtet man, dass saisonbedingt, etwa zu Karneval, die Nachfrage nach den Bändern stark zunimmt, so eine „dm“-Sprecherin auf Anfrage.
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Keine absolute Sicherheit
Die Armbänder funktionieren recht simpel: Auf eines der Testfelder auf dem Bändchen tropft man ein bis zwei Tropfen des Getränks, das man auf K.O.-Tropfen testen will. Färbt sich das Testfeld blau, ist das ein Hinweis auf die Droge GHB (Gamma-Hydroxy-Butyrat, auch bekannt als Liquid Ecstasy). Eine verbreitete Substanz, die als K.O.-Tropfen genutzt wird, jedoch auch nicht die einzige. Andere Stoffe kann das Armband nicht nachweisen, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es also nicht.
Abschreckende Wirkung
Dass die Papierarmbänder dennoch helfen können, davon ist Klaus Jansen überzeugt. Allein schon als Vorsichtsmaßnahme. „Wenn diese Armbänder getragen werden, dann schreckt das Täter ab“, sagt Jansen. Auch bei Aufklärungskampagnen werden die Armbänder genutzt, um Jugendliche zu sensibilisieren. Bislang ist das Interesse an den Papierarmbändern im Laden von Klaus Jansen noch gering. Er hofft, dass sich das ändert. Denn neben Eigeninteresse als Händler liege ihm auch etwas an dem Thema selbst, wie er sagt. Für seine jüngere Tochter hat er mehrere Packungen der Schutzarmbänder gesichert
Interesse bei Jugendlichen
„Ich würde die Armbänder gerne mal ausprobieren“, sagt Emilia Leppert, „und dann wahrscheinlich auch regelmäßig nutzen.“ Die 19-Jährige wohnt in Hohenlimburg. Im Freundeskreis seien K.o.-Tropfen oft ein Thema, auch wenn sie keinen kennt, der persönlich betroffen war. „Sehr oft, wenn ich feiern gehe, kann ich mir von meinen Eltern oder von Freunden eine Predigt darüber anhören, dass ich doch bitte immer auf mein Getränk achten soll“, erzählt Emilia, „und immer dabei sein soll, wenn mir jemand mal einen ausgeben möchte.“ Solche Armbänder würden eine gewisse Sicherheit und Kontrolle geben, sagt sie, „die vor allem Frauen beim Feiern leider noch fehlt.“
Kostenlos verteilen
Grundsätzlich seien diese Armbänder eine gute Idee, findet auch Monika Vracic. Die Hohenlimburgerin ist selbst Mutter einer Tochter und kennt die Sorgen, die man als Eltern hat, wenn das Kind zum Feiern nach Hagen fährt. „Ich finde, die Armbänder sollten in Diskotheken kostenlos verteilt werden“, sagt sie.
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Gefährliche Körperverletzung
Wer anderen Menschen mit K.O.-Tropfen betäubt, der begeht nach Strafgesetzbuch gefährliche Körperverletzung, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren bestraft werden kann. Wie viele nachgewiesene Fälle von K.O.-Tropfen es im Stadtgebiet gibt, dazu liegen derweil keine Daten vor. „Wir haben hierzu keine verlässlichen Zahlen“, sagt Ramona Arnhold, Sprecherin der Polizei Hagen. Auch weil die Fälle zur Anzeige gebracht werden müssen.
Schwer nachzuweisen
Die Drogen können allerdings oft nur wenige Stunden im Blut nachgewiesen werden. So kann es schwer sein, die Tat nachzuweisen, gerade weil ein Rausch durch K.O.-Tropfen im Nachhinein oft nur schwer von einem Alkoholrausch zu unterscheiden ist. Die Frauenberatungsstelle Hagen wollte auf Anfrage zu Erfahrungen mit K.O.-Tropfen keine Stellungnahme abgeben, um ihre Klientinnen zu schützen.