Hohenlimburg. Bekommt Hohenlimburg wieder ein Kino? Im Werkhof Kulturzentrum beschäftigt man sich mit dem Thema, seit ein alter Raum neu entdeckt wurde:

Ein leerstehendes Tonstudio im Werkhof Kulturzentrum sorgt bei den Kulturmachern vor Ort für Gedankenspiele: Ließen sich dort nicht auch mal Kinofilme zeigen? Norbert Höhne führt durch den Raum und will prüfen, wie groß das Interesse an so einem Angebot in Hohenlimburg wäre.

Kein Kino im Bezirk

In jedem Fall wäre damit wieder ein Kulturangebot geschaffen, was es seit vielen Jahren in Hohenlimburg nicht mehr gibt. Ehemalige Lichtspielhäuser wie das Lux im früheren Rockpalast in Oege sind längst Geschichte. „Wir haben dort damals Filme wie Blues Brothers und die Rocky Horror Picture Show“ gezeigt, erinnert sich Norbert Höhne, der damals zu den Mitbegründern des Rockpalastes und des dortigen Kinos zählte. Nostalgische Erinnerungen, auf die er zurückblickt, während er durch einen leeren Raum im Werkhof Kulturzentrum am Schlossberg führt.

Buddha für den Yoga-Kurs: Wöchentlich treffen sich in dem rund 90 Quadratmeter großen ehemaligen Tonstudio nun die Kursteilnehmer. Künftig könnte dort auch Kino angeboten werden – doch ob aus der Idee auch Realität wird, das ist noch nicht klar.  
Buddha für den Yoga-Kurs: Wöchentlich treffen sich in dem rund 90 Quadratmeter großen ehemaligen Tonstudio nun die Kursteilnehmer. Künftig könnte dort auch Kino angeboten werden – doch ob aus der Idee auch Realität wird, das ist noch nicht klar.   © WP Hagen | Marcel Krombusch

Ehemaliges Tonstudio

Schwarze Vorhänge fallen zu den Seiten von den Decken. Teppiche, mit fernöstlichen Ornamenten verziert, brechen das kahle Aussehen. In der Ecke steht eine kleine Buddha-Statue auf einem Stuhl. Ein Yoga-Kursus nutzt den rund 90 Quadratmeter großen Raum für seine Treffen. Rund 15 Jahre war an selber Stelle ein Tonstudio eingemietet. Viele Jahre zuvor wurden dort Veranstaltungstechniker ausgebildet, der Raum zu einem hochwertig ausgestatteten Fernsehstudio ausgebaut. Es war die Zeit vor Flachbildschirm und Digitaltechnik. Alte Sony-Kameras von damals stauben heute in den Lagerräumen des Werkhofs zu.

Schallschutzwände

Doch der Raum hat in den Jahren immer neue Nutzer gefunden, nicht zuletzt wegen seiner soliden Ausstattung: Dicke Schallschutzwände und ein mit Sand verstärkter Boden lassen kaum einen Ton nach außen. Wenn es nach dem Werkhof-Team geht, sollen in dem Raum künftig nicht nur Yoga-Fans einen Platz zum Trainieren finden, sondern auch Filmfans einkehren: „Wir können Kino“, sagt Norbert Höhne selbstbewusst – nicht nur wegen der Erfahrung mit dem Rockpalast in den 1980ern.

Autokino im Lockdown

Im ersten Corona-Lockdown vor drei Jahren hat der Werkhof ein Autokino auf dem Parkplatz vor Bilstein im Weinhof auf die Beine gestellt. Neben aktuellen Hollywood-Filmen flimmerten dabei auch Musikfilme wie „Bohemian Rapsody“ und „Lindenberg – Mach dein Ding“ über die zehn mal zwölf Meter große Leinwand an der Lenne.

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Gerade Musik- und Musicalfilme könne er sich für künftiges Kino im Werkhof auch gut vorstellen, sagt Höhne. „Das würde unser Live-Konzertprogramm gut ergänzen.“ Auch Übertragungen von Fußballspielen, etwa zur Europameisterschaft im kommenden Jahr, seien denkbar. Generell stellt er sich für den Werkhof mehr ein Programmkino vor als ein Kino für große Blockbuster von Traumfabriken wie Disney und Warner Brothers.

Vage Pläne

Die Pläne sind aber noch vage und die Zurückhaltung groß, nicht zuletzt weil das Kinogeschäft in Zeiten von Streaming-Portalen zu kämpfen hat. Auch die Nachwehen der Corona-Zeit sind noch nicht gänzlich überstanden, weiß Alexander Thiele, der zu den Betreibern des Kino Babylon im Hagener Kulturzentrum Pelmke gehört. „Wie in anderen Kultursparten auch haben wir noch eine Corona-Delle. Es sind schon deutlich weniger Besucher“, sagt Thiele.

Der Eingang zum ehemaligen Tonstudio – direkt im Innenhof des Werkhof Kulturzentrums in Hohenlimburg.
Der Eingang zum ehemaligen Tonstudio – direkt im Innenhof des Werkhof Kulturzentrums in Hohenlimburg. © Marcel Krombusch

Weniger Besucher

Verglichen mit 2019 vor der Pandemie habe man teils einen Rückgang von 40 bis 50 Prozent zu verkraften. Immerhin: Das Freiluftkino an der Pelmke hatte zuletzt großen Zulauf. Seit bald drei Jahrzehnten kümmern sich größtenteils Ehrenamtliche um den Betrieb des Programmkinos, stimmen sich in regelmäßigen Treffen ab, welche Filme man zeigen will. Große Blockbuster wie zuletzt „Oppenheimer“, „Indiana Jones 5“ oder „Barbie“, die Millionen Menschen in die Lichtspielhäuser zogen, könne man zum Deutschlandstart kaum bekommen.

Blockbuster mit Auflagen

Je nach Verleihfirma werden Vorgaben gemacht, wie groß die Kinos seien müssten und wie oft die Filme gezeigt werden müssten, berichtet Thiele. „Je nach Film muss man sich zum Beispiel verpflichten, über mehrere Woche zwei bis drei Vorführungen am Tag anzubieten.“ So ein Angebot mit Ehrenamtlichen zu stemmen, das sei kaum denkbar. Den Film „Barbie“ zeigen sie nun im Kino Babylon erst lange nach dem Filmstart in Deutschland.

Ehrenamtliche gesucht

Aber solche Blockbuster stehen auch für den Werkhof Kulturzentrum in Hohenlimburg nicht im Fokus. Bis dort aus Gedankenspielen die ersten Filmvorführungen werden, kann es noch dauern: Einen Zeitplan für ein Kino im Werkhof gibt es noch nicht. Zunächst will das Werkhof-Team nach Ehrenamtlichen suchen, die den Filmbetrieb mit aufbauen können, sagt Norbert Höhne. „Wir müssen schauen, ob so ein Angebot überhaupt einen Nerv trifft.“