Hagen. In Hagen kann man auch künftig keine Fahrräder von Metropolradruhr ausleihen. Was die Absage für die Mobilität in der Stadt bedeutet.

Das ist der nächste Rückschlag für die Mobilitätswende: Der Fahrrad-Verleiher Metropolradruhr, einst ein massiv gefördertes Pilotprojekt des Regionalverbands Ruhr (RVR), macht weiter einen Bogen um Hagen. „Metropolradruhr will uns nicht“, musste Umweltamtsleiter Thomas Köhler jüngst feststellen. „Der Anbieter hat uns zu verstehen gegeben, dass eine Ausweitung auf andere Städte nicht geplant ist.“

Nach dem Rückzug des E-Scooter-Verleihers Hoppy, der erst vor knapp zwei Monaten in Hagen an den Start gegangen war und vor allem den massiven Vandalismus in der Stadt beklagte, kommt damit das Mobilitäts-Sharing (das Teilen von Verkehrsmitteln) einfach nicht in Gang. „Auch Hoppy hatte uns zunächst in Aussicht gestellt, einen Fahrradverleih etablieren zu wollen“, sagt Köhler. Dann allerdings fiel der Entschluss, die Flotte abzuziehen. So kapitulierte nach Zeus im Frühjahr 2023 der zweite Anbieter von E-Scootern innerhalb kurzer Zeit.

Auch zu anderen Verleihern von Fahrrädern hatte es Kontakt gegeben. Bislang ohne Erfolg. Kein Betreiber, so die Stadt, könne kostendeckend arbeiten. Eine Bezuschussung stünde im Raum, die Voraussetzungen hierfür müssten geklärt werden.

Aktiv in zehn Städten im Ruhrgebiet

Der Anbieter „Nextbike by Tier“, der sich in ganz Europa engagiert, betreibt mittlerweile Metropolradruhr im Auftrag des RVR, in dem die Stadt Hagen ja Mitglied ist. Dabei können Kunden in zehn Städten des Ruhrgebiets (u.a. Dortmund, Essen, Witten, Duisburg) die Räder des Anbieters per App mieten. Und das in Kombination mit dem Öffentlichen Personennahverkehr für die letzten Meter zwischen Haltestelle und Zuhause zu teils günstigen Konditionen. Wer beispielsweise ein Abo für zehn Euro im Monat abschließt, kann die Räder bei jeder Fahrt zunächst 30 Minuten lang kostenlos nutzen. Dazu gibt es Kooperationen mit diversen Nahverkehrsunternehmen aus dem VRR (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr), dem wiederum die Hagener Straßenbahn angehört.

Auch in Herne – hier ein Foto am Europaplatz  – ist Metropolradruhr aktiv.
Auch in Herne – hier ein Foto am Europaplatz – ist Metropolradruhr aktiv. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Doch trotz der Verbindungen der Stadt über RVR und VRR sind alle Bemühungen, den Anbieter nach Hagen zu locken, gescheitert. Die CDU hatte im Umweltausschuss noch einmal einen entsprechenden Vorstoß unternommen. „Seit 2018 verfolgen wir bereits das Ziel, einen Fahrradverleih zu etablieren“, so CDU-Sprecher Rainer Voigt, „2021 haben wir einen formellen Beschluss dazu gefasst. Alle Antworten, die wir seither erhalten haben, sind unbefriedigend.“

RVR lobt das System in höchsten Tönen

Überall in diversen Städten des Ruhrgebiets verlasse man den Bahnhof, treffe auf eine Mobilitätsstation und können mit dem Rad weiterfahren. „Nur nicht in Hagen“, so Voigt. „Wir führen immer nur Gespräche – ohne jedes Ergebnis.“

Die Leihräder von Metropolradruhr sind besonders bei Studenten beliebt. Diese Station befindet sich direkt vor der Fachhochschule Bochum.
Die Leihräder von Metropolradruhr sind besonders bei Studenten beliebt. Diese Station befindet sich direkt vor der Fachhochschule Bochum. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Das Ergebnis gibt es nun. Allerdings fällt es längst nicht so aus, wie sich Verwaltung und Politik in Hagen das erhofft hatten. Dabei teilte der Regionalverband Ruhr noch im Februar 2023 mit, dass „das Bike-Sharing-System Metropolrad Ruhr ein echter Erfolgsgarant“ sei. In zehn Städten der Metropolregion Ruhr stünden den Nutzern rund 2500 Räder zur Verfügung. „Seit seinem Start“, so der RVR, „wächst das Bike-Sharing-System stetig.“

Bestandteil des ÖPNV

Dafür, so heißt es weiter, sei das Sharing fester Bestandteil des ÖPNV. „Das Metropolrad Ruhr ist ein tolles Beispiel dafür, wie nachhaltige Mobilität überregional funktionieren kann. Als Erweiterung des öffentlichen Nahverkehrs bieten die Räder einen echten Mehrwert für die Nutzenden“, erklärt Phillip Kleinschnittger, der bei „Nextbike by Tier“ für das System verantwortlich ist.

Und auch der RVR findet für das Projekt, das im letzten Jahr mehr als eine Million Ausleihen verzeichnen konnte, nur lobende Worte: „Die kontinuierlich steigenden Ausleihzahlen beim Metropolradruhr belegen, dass sich das Angebot fest in der regionalen Alltags- und Freizeitmobilität etabliert hat“, ergänzt Stefan Kuczera, Beigeordneter für Planung beim RVR: „Zusammen mit unseren Partnern wollen wir das Verleihsystem daher dynamisch weiter entwickeln und zum Beispiel die Zahl der Ausleihstationen erhöhen.“

Nur nicht in Hagen.