Hagen. Janina Lorenz arbeitete in der freien Wirtschaft, wurde arbeitslos. Sie ging zur Arbeitsagentur Hagen – und fand überraschend ihr Glück.

Die Agentur für Arbeit Hagen und das Jobcenter sind zwei verschiedene Behörden mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Die Agentur, einst das klassische Arbeitsamt, ist Ansprechpartner für Menschen, die erstmals arbeitslos werden und Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben. Im Jobcenter ist man für erwerbsfähige Hilfebedürftige zuständig und zahlt das Bürgergeld (früher Hartz IV, Arbeitslosengeld 2, davor Arbeitslosenhilfe) aus.

Doch es gibt Betroffene, denen dieser Unterschied nicht bewusst ist. Ihnen hilft Janina Lorenz (29) weiter. Die junge Frau ist Fachassistentin im Kundencenter der Agentur für Arbeit Hagen und erste Anlaufstelle für jeden, der sich arbeitslos melden will. Sie ist also quasi eine der Empfangsdamen im Amt, obwohl ihr Aufgabengebiet viel umfangreicher ist, als es dieser Begriff auszudrücken vermag: „Aber es stimmt schon, ich nehme die Neukunden in Empfang. Und ich prüfe, ob wir für sie zuständig sind oder sie sich nicht doch beim Jobcenter melden müssen.“

Janina Lorenz vermag sich in die Gefühlswelt der Menschen, die ihr gegenüber sitzen, wohl so gut hineinzuversetzen wie kaum einer ihrer Kollegen in der Arbeitsagentur. Denn sie saß einst selbst auf der anderen Seite des Schreibtisches. Lorenz stammt aus Dortmund, ist gelernte Industriekauffrau. Doch als das Unternehmen, in dem sie angestellt war, Kurzarbeit anmelden musste und noch dazu mehrere Mitarbeiter entließ, stand sie plötzlich – beruflich gesehen – auf der Straße: „Also habe ich mich bei der Arbeitsagentur in Dortmund arbeitslos gemeldet.“

Die Branche gewechselt

Traurig sei sie gewesen, erinnert sie sich, aber auch zuversichtlich, dass sich schon ein neuer Job in der Metall- und Elektroindustrie finden werde. Doch dann stellte ihr der Vermittler in der Arbeitsagentur die Frage, ob sie sich nicht vorstellen könne, hier in der Behörde einen Job zu übernehmen: „Ich glaube, ich habe geguckt wie ein Auto. Mit diesem Angebot hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.“

Janina Lorenz ist erste Anlaufstelle für Menschen, die sich in Hagen arbeitslos melden. 
Janina Lorenz ist erste Anlaufstelle für Menschen, die sich in Hagen arbeitslos melden.  © Michael Kleinrensing

Doch bald konnte sie sich mit dem Gedanken anfreunden, nicht nur eine neue Stelle anzutreten, sondern die Branche zu wechseln. Im November 2016 begann die Laufbahn von Janina Lorenz in der Arbeitsagentur, und bis heute hat sie es an keinem Tag bereut, diesen Schritt vollzogen zu haben: „Mein Vater hat mich einmal gefragt, ob ich noch mal, wenn sich die Gelegenheit ergäbe, zurückgehen würde in den alten Beruf. Nee, habe ich ihm geantwortet, ich bin total zufrieden mit meiner Arbeit und meinem Umfeld.“

Lieber im Büro als im Homeoffice

Der Verdienst sei zwar anfangs geringer gewesen als in der freien Wirtschaft, doch dafür biete ihr die Behörde einen sicheren Arbeitsplatz und geregelte Arbeitszeiten. So profitiert sie vom Gleitzeitmodell in der Agentur und der Möglichkeit, im vorgegebenen Rahmen zwischen 6 Uhr morgens und 18 Uhr im Büro zu sein bzw. im Homeoffice zu arbeiten.

Aber von zu Hause aus arbeitet sie ungern, Janina Lorenz liebt den direkten Kontakt zu Kollegen und Kunden, wie die arbeitslos gemeldeten Menschen in der Agentur genannt werden. Mittlerweile wohnt sie in Gevelsberg und kommt täglich mit dem Auto zur Agentur in der Mariengasse, wohin die Behörde nach der Sperrung des Hochhauses infolge der Jahrhundertflut 2021 umziehen musste.

Janina Lorenz bringt das mit, was eine Fachassistentin mitbringen muss, die das erste Gesicht ist, in das ein Arbeitsloser auf der Suche nach Unterstützung schaut: Freundlichkeit, Seriosität, Sorgfalt, Empathie. Nachdem sie sich den Ausweis bzw. Aufenthaltstitel ihres Gegenübers hat zeigen lassen, nimmt sie den Lebenslauf ihres Gesprächspartners auf und ordnet ihn sodann einem Arbeitsvermittler zu, bei dem rund zwei Wochen später das sogenannte Erstgespräch des Kunden stattfinden wird (dann aber im Beratungscenter in der Berliner Straße 34 in Haspe) mit dem Ziel, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. „Natürlich versuche ich die Menschen, die vor mir sitzen, zu ermutigen. Den meisten merkt man schon an, dass sie geknickt sind, weil sie ihren Job verloren haben.“

Weiterbildung in der Zukunft

Obwohl Janina Lorenz noch keine 30 ist, kommt eine Verbeamtung für sie nicht in Frage. Schon seit einigen Jahren werden Mitarbeiter bei der Arbeitsagentur kaum noch verbeamtet, weil sie nicht im engeren Sinne hoheitliche Aufgaben wahrnehmen. Aber das sei ihr auch gar nicht wichtig, sagt Lorenz: „Mir ist wichtig, dass ich Freude an meiner Arbeit habe. Sonst wäre ich nicht mehr hier.“

Sie will sich weiterbilden und später einmal als Arbeitsvermittlerin tätig sein: „Die Durchlässigkeit ist groß bei uns in der Bundesagentur. Es werden immer wieder Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen angeboten.“ Ihr persönliches Profil hat sie inzwischen um die Betreuung der Auszubildenden erweitert, die sie in ihre Aufgaben einarbeitet.

Und so ist die junge Frau, der die eigene Arbeitslosigkeit einst auf die andere Seite des Schreibtisches verholfen hat, zu einem der Gesichter der Agentur für Arbeit in Hagen geworden.

Der Unternehmenspass

Agentur für Arbeit Hagen

Mitarbeiter: 320

Standorte: vier in Hagen, eine Geschäftsstelle in Schwelm, eine Geschäftsstelle in Witten

Branche: Sozialversicherung/Arbeitslosenversicherung

Tarif: ja

Arbeitszeit: sehr flexible Modelle

Arbeitsplatz: bis zu 50 Prozent mobiles Arbeiten oder Homeoffice (je nach Tätigkeit)

Benefits: gute Aufstiegsmöglichkeiten, familienbewusste Personalpolitik mit verschiedenen Angeboten zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, gelebte Chancengleichheit, betriebliches Gesundheitsmanagement, moderne Arbeitsumgebung, gute Verkehrsanbindungen, ausreichende Parkmöglichkeiten