Hagen. Am Samstag fährt die Deutschlandtour durch Hagen. WP-Redakteur Carlo Czichowski testet die Strecke rauf zur Hohensyburg.

Am Samstag brettern rund 120 Radfahrer durch den Hagener Norden. Die Deutschland Tour führt nämlich in der laufenden 3. Etappe auf ihrem Weg von Arnsberg nach Essen am Samstag durch Hagen: Von Berchum übers Lennetal kommend, geht es weiter zum Hengsteysee, dann die Serpentinen zur Hohensyburg hoch. Für Profis ist der letzte Abschnitt auf Hagener Stadtgebiet sicher keine nennenswerte Steigung, aber für einen eher untrainierten Fahrradfahrer kann so ein Ausflug eine richtige Strapaze werden. Ein Selbstversuch (hier und da aber mit einem Augenzwinkern zu genießen).

Als Radfahr-Muffel fing der Selbstversuch für mich da an, wo die meisten noch drüber lachen würden: Mein Fahrrad war noch nicht sommertauglich – ganz schön sinnvoll, so mitten im Sommer. Und weil mein alter Drahtesel in wenigen Tagen nicht zu reparieren war, habe ich mir ein moderneres Bike geliehen. Sicherheit geht vor, dachte ich mir – und nebenbei sah das schmucke Ding auch optisch ansprechend aus, passend zum Fahrer, hätte ich fast gesagt.

Tour startet auf Emst

Ich startete meine Tour zuhause auf Emst. Zum Aufwärmen quasi. An diesem Donnerstag war die zweite Tageshälfte allerdings etwas regnerisch. Die Temperaturen waren dennoch eher mild. Zum Glück zogen die Wolken während der Fahrt dann Richtung Süden. Ich hatte also das Gefühl, dass ich aus dem Regen rausfahre, ihn hinter mir lasse. Später bin ich dann aber doch noch in den Regen geraten. Das kann ich schonmal vorweggreifen.

Kurve zwei und der Redakteur sehnt schon das Ende herbei.
Kurve zwei und der Redakteur sehnt schon das Ende herbei. © WP | Michael Kleinrensing

Am Hengsteysee angekommen, habe ich eine kurze Pause gemacht. Und ich habe sofort gemerkt: Allein diese rund zehn Kilometer lange Strecke war für mich schon eine kleine Sporteinheit. Allzu erschöpft war ich zwar nicht, aber ich schaute vom Motorradparkplatz aus demütig zur Hohensyburg hoch.

Spaziergang hätte es auch getan

Die einzige Frage, die ich mir gestellt habe, war: Warum habe ich diesem Selbstversuch zugestimmt? Ich hätte meinen Feierabend locker ausklingen lassen können und ein langer Spaziergang hätte es auch getan, um noch ein bisschen Bewegung zu bekommen.

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Aber es nützt ja nichts. Wenn man etwas anfängt, dann bringt man es auch zu Ende.

Meter für Meter, Kurve um Kurve

Ich steige aufs Fahrrad und trete in die Pedale. Eine Zeit lang dauert es, bis ich den perfekten Gang für die Serpentinen gefunden habe. Ich quäle mich Meter für Meter und Kurve um Kurve weiter hoch. Und während mich irgendwann der Ehrgeiz packt, habe ich gleichzeitig aber auch die Gehirnzellen angestrengt: Ich habe mich mit der – in dieser Situation – schier unklärbaren Frage beschäftigt, über wie viele Kurven dieser Hang überhaupt verfügt. Denn nach der ersten habe ich schon das Ende herbeigesehnt. Für einen kurzen Moment habe ich sogar überlegt, ob ich rechts halten und eben auf meinem Smartphone nachschauen sollte, wie lang und kurvenreich der Abschnitt überhaupt ist. Rein zu Recherche-Zwecken natürlich. Aus sportlichem Ehrgeiz habe ich diesen Gedanken natürlich sofort wieder verworfen.

Strecke ist zumutbar

So ungefähr zur Hälfte der Strecke schießt mein Puls in die Höhe. Überprüfen konnte ich das über meine Smartwatch. Alles blieb aber im Rahmen des Zumutbaren. Ich beiße mich durch und fahre weiter. Nach einer langen, geraden Strecke warten dann nur noch zwei weitere Kurven – und dann habe ich die Serpentinen hinter mir gelassen.

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Meine Zeit habe ich für die rund 2,3 Kilometer lange Strecke zur Hohensyburg nicht konkret genommen. Denn mal ehrlich: Außer Hohn und Spott für meine Person bringt diese Infos nichts Nützliches mit sich.

Großer Spaß war dann jedenfalls die Abfahrt runter zum Hengsteysee. Dabei galt es darauf zu achten, dass ich nicht zu schnell werde.

Vom Motorradparkplatz am Hengsteysee aus bin ich dann wieder nach Hause gefahren. Rund 23 Kilometer habe ich am Ende auf meiner digitalen Uhr stehen. Rein sportlich gesehen haben mich die Serpentinen deutlich mehr geschafft als die Fahrt von Emst zum See und wieder zurück. Nach der Fahrt bin ich aber trotzdem zufrieden, auch wenn ich auf der Heimfahrt dann doch noch einen nassen Hintern bekommen habe.

Es muss ein neues Rad her

Ich bin jedenfalls um einige Erkenntnisse reicher. Erstens: Ich sollte lernen „nein“ zu sagen, wenn mir ein Selbstversuch vorgeschlagen wird, auf den kaum ein Kollege scharf zu sein scheint.

Zweitens: Wenn ich das nicht schaffe, sollte ich mir wenigstens ein neues Fahrrad kaufen. Denn mein altes Ding zieht keinen Hering mehr vom Teller. Und drittens: Vielleicht sollte ich mich doch häufiger aufs Fahrrad schwingen, denn die ganze Aktion hat am Ende des Tages ziemlich viel Spaß gemacht.