Altenhagen. Für die Eltern ist es ein Hygiene-Skandal, was sich an der Grundschule Hegemann in Altenhagen abspielt. Kot und Kakerlaken überall.
Mitten in dieser Stadt werden Hunderte Kinder an der Grundschule Erwin-Hegemann in einem Umfeld unterrichtet, das Eltern, Kinder und Schulpflegschaft als „menschenunwürdig“ bezeichnen. Die Grundschule an der Fraunhoferstraße in Altenhagen ist von oben bis unten mit Kakerlaken befallen. Sie krabbeln aus Spülmaschinen, aus Tornistern, am hellen Tag durch Klassenräume. Dazu kommt: Die Schultoiletten befinden sich in einem derart verkoteten und mit Urin getränktem Zustand, dass die Schüler in ihrer Not auf Schulflure oder Spielgeräte machen.
„Man vergisst, dass Altenhagen ein Ort ist, an dem so viele nette Menschen leben“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Fotini Michailidou, die in Altenhagen ein eigenes Café besitzt. Eine wichtige Anlaufstelle für Eltern sei die Erwin-Hegemann-Schule, die mit „viel Engagement einen Raum interkultureller Begegnung schafft und sich für Chancengleichheit und gute Startbedingungen aller Kinder einsetzt.“
Kind traut sich nicht auf Toilette
Doch vieles verblasse vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden gesundheitsgefährdenden Bedingungen, von denen sich viele Beteiligte ernsthaft bedroht fühlen. „Mein Sohn traut sich nicht mehr auf die Toilette und hält so lange ein, dass er nach der Schule mit starken Bauchschmerzen nach Hause kommt“, sagt die stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende Gölge.
Die Toilettenräume seien immer wieder überschwemmt, Toiletten bis zum Rand mit Kot gefüllt, die Wände der Toiletten mit Fäkalien beschmiert. Eine Reinigung finde nach Aussage der Eltern scheinbar gar nicht mehr statt. Der Gestank im Treppenhaus sei unerträglich.
Mülleimer tagelang nicht geleert
Enttäuscht sei sie von dem Fehlverhalten einiger Kinder, aber auch von den mit Schimmel befallenen, baufälligen Toilettenräumen, die nicht mehr gereinigt würden.
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Und nun erfuhren die Eltern auch noch von einem besorgniserregenden Kakerlakenbefall. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm die Situation sein muss. Mein Sohn hat zu Hause berichtet, dass seine Lehrerin in der letzten Woche mehrfach während des Unterrichts im Klassenraum Kakerlaken eingefangen hat. Ich konnte das nicht glauben“, erklärt eine Mutter. „Mein Sohn sagt, dass die Mülleimer im Klassenraum oft tagelang gefüllt sind. Der Boden klebt, weil zertretene Essensreste nicht entfernt wurden. Ganz zu schweigen von den vielen Versteckmöglichkeiten für das Ungeziefer. Ich habe beim Elternabend die Löcher in den Fußböden und Wänden gesehen und den Putz, der überall von den Wänden kommt.“
„Wenn an dieser Schule nicht etwas passiert, können wir unsere Kinder nicht mehr dorthin schicken. Viele Eltern haben schon beschlossen jüngere Geschwister an anderen Schulen anzumelden. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder das Ungeziefer mit nach Hause bringen oder sich ernsthafte Infektionen holen. Lernen zwischen Kot und Kakerlaken ist menschenunwürdig“, sagt Fotini Michailidou.
Desinfektionsmaßnahmen laufen
Die Schule selbst nimmt auf Anfrage der Redaktion keine Stellung zu den Vorfällen. Dafür die Pressestelle der Verwaltung: „In der Erwin-Hegemann-Schule gibt es einen Schädlingsbefall in Form von Kakerlaken. Eine Fachfirma wurde mit der Schädlingsbekämpfung beauftragt und ist zurzeit in der Schule tätig. Die durchgeführten Maßnahmen erfolgten unter strikter Berücksichtigung der Expertise der Fachfirma. Die betroffenen Räume wurden vollständig desinfiziert. Standardmäßig aufgestellte Kontrollfallen deuten auf den Erfolg der Maßnahmen hin, da in ihnen keine Schädlinge zu finden waren“, erklärt Stadt-Sprecherin Clara Treude.
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Die nächste Desinfektionsmaßnahme sei für den 25. August geplant. Laut Rückmeldung des Gesundheitsamts liege keine gesundheitsgefährdende Situation vor. Die Situation der sanitären Anlagen der Schule stehe nicht in Zusammenhang mit dem Auftauchen der Schädlinge. Aktuell seien sämtliche Anlagen verfügbar und in einem üblichen Reinigungszustand. „Allerdings werden die Toilettenräume immer wieder missbräuchlich genutzt: Es finden sich Fäkalien vor oder auf den Toilettentöpfen, in den Vorräumen oder Fluren. Es handelt sich also an diesem Objekt nicht um ein Problem einer mangelhaften Reinigung, sondern die Problematik begründet sich aus dem verantwortungslosen Verhalten einiger Schüler“, so Treude.
In die bisherigen Versuche, auf die Schülerinnen und Schüler einzuwirken, seien die Schulleitung und der Fachbereich Schule der Stadt Hagen involviert. Darüber hinaus werde die Verwaltung der Schule kurzfristig anbieten, gemeinsam mit Elternvertretern und Schulgemeinschaft zu erörtern, wie allen Schülerinnen und Schülern eine verantwortungsvolle Toilettennutzung vermittelt werden könne.