Boele. Seit Monaten tut sich nichts in der Baulücke zwischen Collato und der Goethe-Schule in Hagen-Boele. Doch jetzt steht der Baustart fest.

Still ruht der See zwischen der Eisdiele Collato, der Gaststätte Boeler Stuben und der Goethe-Grundschule in der Kirchstraße in Boele. Auf der großen Baulücke prangt hinter dem Bauzaun das Schild, das auf das „Mehrhaus-Projekt“ hinweist, das hier entstehen soll. 14 Wohneinheiten, komplett autark und nicht abhängig vom Strom- und Gasnetz. Geothermie (im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie) soll das Haus versorgen. Doch während der Baustart schon für dieses Jahr angesagt war, tut sich seit Monaten nichts auf dem Gelände, über das der Boeler Flurfunk schon viel geredet hat. Was ist da los?

In einschlägigen Immobilienportalen werden die Wohnungen in dem sogenannten „Mehrhaus“ angepriesen. Zum Beispiel: Zwei Zimmer, 85 Quadratmeter für 487.000 Euro. Der Betrag für eine Eigentumswohnung deutet bereits an, dass sich derartige Wohnungen nicht jeder leisten kann, wenngleich man quasi mit einrechnen muss, dass man ab Tag eins frei von Energiekosten lebt. Aufzug, Geothermie, Photovoltaik-Anlage, vollständig barrierefrei, Garagen und Fahrradstellplätze, E-Mobilitätsanschlüsse – derart moderner und exklusiver Wohnungsbau wird in Hagen kaum betrieben.

Viele Jahre war auch diskutiert worden, auf der Freifläche neben der Goethe-Grundschule eine Turnhalle für die Schule zu errichten. Dieser Plan wurde nie umgesetzt.
Viele Jahre war auch diskutiert worden, auf der Freifläche neben der Goethe-Grundschule eine Turnhalle für die Schule zu errichten. Dieser Plan wurde nie umgesetzt. © Michael Kleinrensing

Jetzt kein Generalunternehmer mehr

Gebaut wird das Gebäude vom Hagener Architekturbüro PASD Feldmeier und Wrede, das eigentlich prestigeträchtige Bauten in der ganzen Welt realisiert und unter anderem auch das Bundesumweltamt in Berlin umbaut. Jürgen Wrede, Architekt und Gesellschafter von PASD: „Wir hatten zunächst den Plan, das Projekt mit einem Generalunternehmer zu realisieren.“ Angesichts enormer Preissteigerungen aber – zum Beispiel bei Baustoffen wie Beton und anderen – wolle man nun doch Einzelgewerke vergeben.

„Deshalb werden wir die Wohnungen am Ende auch etwas preiswerter anbieten können“, so Jürgen Wrede. „Wir schreiben alle Interessenten aktuell noch mal an und erklären unser Vorgehen“, so Wrede. Zu Beginn habe es 60 Interessenten gegeben, 40 seien jetzt noch im Boot. Viele darunter aus Hagen, einige andere aus dem näheren und weiteren Ruhrgebiet. Die Wohnungen werden am Ende maximal eine Größe von 175 Quadratmetern haben, wofür im Netz aktuell bis zu 822.000 Euro aufgerufen werden.

Baustelle komplett auf Grundstück

„Nicht nur die Baupreise, sondern auch die Zinsentwicklung hat zuletzt starken Einfluss auf das Projekt gehabt“, sagt Jürgen Wrede. Das Gros der Interessenten sei trotzdem dabei geblieben. Im Frühjahr nächsten Jahres soll in der Baulücke an der Kirchstraße, nach Abschluss der Vermarktung, endlich Baustart sein. „Die Baustelle richten wir komplett auf dem Grundstück ein“, wirkt Jürgen Wrede Sorgen entgegen, die Straße, an der auch der Kindergarten und die Goethe-Schule liegen, könnte zu lange gesperrt sein. Zu den Bauarbeiten werden auch Bohrungen bis zu 90 Meter tief ins Erdreich vorgenommen. Beim Nutzen von Geothermie pumpen Erdwärmepumpen die Wärme der Erde nämlich aus der Tiefe ins Haus.

Das ist der geplante geothermischer Neubau des Architekturbüros PASD an der Kirchstraße in Boele. Die Höhe des Gebäudes wird zwischen dem benachbarten Gebäude mit der Eisdiele Collato und der Goethe-Grundschule liegen.
Das ist der geplante geothermischer Neubau des Architekturbüros PASD an der Kirchstraße in Boele. Die Höhe des Gebäudes wird zwischen dem benachbarten Gebäude mit der Eisdiele Collato und der Goethe-Grundschule liegen. © PASD Feldmeier + Wrede

In Hagen ist man von dem jähen politischen Ziel, jedes Jahr 350 Schrottwohnungen vom teilweise maroden Wohnungsmarkt verschwinden und gleichzeitig 150 zukunftsgerechte Wohnungen entstehen zu lassen, aktuell weit entfernt. In der Knüwenstraße hat der Wohnungsverein bereits 2022 zwei Hochhäuser mit insgesamt 96 Wohnungen abreißen lassen. Ein Neubau am Standort sei laut Wohnungsverein aufgrund der hohen Neubaukosten und nicht kalkulierbaren Preisentwicklung nicht geplant. Im Rest des Wohnquartiers, in den Gebäuden Knüwenstraße 39 bis 51 und 50 bis 68 werden und wurden Wohnungen indes umfassend überarbeitet und modernisiert. Eine energetische Sanierung aller Wohngebäude mit Fassadendämmung, Dach- und Kellerdeckendämmung, Einbau von Wärmeschutzfenstern sowie Abbruch und Neuanbau und Vergrößerung der Balkone.

Sozialer Wohnungsbau in Vorhalle

Unterdessen entsteht im Bereich der Freiherr-vom-Straße in Brockhausen in Vorhalle ein weiteres soziales Wohnungsbau-Projekt. Die private Vermögensverwaltung Herms aus Hemer baut hier auf einer Teilfläche eines 13.000-Quadratmeter-Areals in ihrem Besitz ein viergeschossiges Gebäude mit insgesamt 24 Wohneinheiten zwischen 67 und 112 Quadratmetern Größe. Diese werden im Rahmen des öffentlich geförderten Mietwohnungsbaus gefördert. Also als Sozialwohnungen.