Boele/Vorhalle. In Boele nimmt der Wohnungsverein viel Geld in die Hand. In Vorhalle entsteht ein durch ein Hemeraner Unternehmen ein Neubau.

„Wir brauchen eben mehr zukunftsfähigen Wohnraum“, hatte Oberbürgermeister Erik O. Schulz zuletzt im Interview mit dieser Zeitung gesagt und auch eingeräumt, dass man von dem selbstgesteckten Ziel, jedes Jahr 350 Schrottwohnungen verschwinden und und 150 zukunftsgerechte Wohnungen entstehen zu lassen, weit entfernt sei. Zwei Beispiele aus Boele und Vorhalle zeigen unterdessen, dass genau dieser Umwandlungsprozess dennoch stattfindet.

Das Baufeld an der Freiherr-vom-Stein-Straße in Brockhausen in Vorhalle.
Das Baufeld an der Freiherr-vom-Stein-Straße in Brockhausen in Vorhalle. © Michael Kleinrensing

In der Knüwenstraße hat der Wohnungsverein bereits 2022 zwei Hochhäuser mit insgesamt 96 Wohnungen abreißen lassen. Ein Neubau am Standort sei laut Wohnungsverein aufgrund der hohen Neubaukosten und nicht kalkulierbaren Preisentwicklung nicht geplant. Das Grundstück stelle nun eine Reservefläche dar, die als gestaltete Grünfläche im Rahmen der Wohnumfeldgestaltung angelegt werde. (Dazu interessant: Die Hagener Strategie gegen den Verfall der Mieten – das Spars-Gutachten)

An der Knüwenstraße in Boele hat der Wohnungsverein zwei komplette Wohngebäude verschwinden lassen. Einen Neubau wird es nicht geben.
An der Knüwenstraße in Boele hat der Wohnungsverein zwei komplette Wohngebäude verschwinden lassen. Einen Neubau wird es nicht geben. © Michael Kleinrensing

Im Rest des Wohnquartiers, in den Gebäuden Knüwenstraße 39 bis 51 und 50 bis 68 werden indes umfassend überarbeitet und modernisiert. Energetische Sanierung aller Wohngebäude mit Fassadendämmung, Dach- und Kellerdeckendämmung, Einbau von Wärmeschutzfenstern sowie Abbruch und Neuanbau und Vergrößerung der Balkone. Barrierefreie Herrichtung des Wohnumfeldes mit Neuordnung der Garagen und Stellplätze, Einbau von Unterflursystemen zur Müllentsorgung, Anlage neuer Feuerwehrzufahrten, Umsetzung von Elektromobilität in einem zentralen Garagenhof, Umstellung der Wärmeversorgung durch Neubau von zwei Blockheizkraftwerken und eine Zusammenfassung und der Umbau der beiden Gebäude Knüwenstraße 66 und 68 zum betreuten Wohnen mit 85 Wohnungen inklusive Mieterzentrum im Erdgeschoss des Hauses Knüwenstraße 66. Neues Angebot im Quartier: eine Netto-KaltMiete von 5,95 pro Quadratmeter. Der Wohnungsverein Hagen nimmt hier insgesamt 25 Millionen Euro in die Hand.

13.000-Quadratmeter-Areal

Unterdessen entsteht im Bereich der Freiherr-vom-Straße in Brockhausen in Vorhalle ein weiteres soziales Wohnungsbau-Projekt. In direkter Nachbarschaft zu den Sozial-Hochhäusern, die den Ortsteil seit Jahrzehnten prägen.

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Die private Vermögensverwaltung Herms aus Hemer baut hier auf einer Teilfläche eines 13.000-Quadratmeter-Areals in ihrem Besitz ein viergeschossiges Gebäude mit insgesamt 24 Wohneinheiten zwischen 67 und 112 Quadratmetern Größe. Diese werden im Rahmen des öffentlich geförderten Mietwohnungsbaus gefördert. Also als Sozialwohnungen.

Das Unternehmen mit seinem Gründer Jürgen Herms entschied sich nach eigenen Angaben für einen derartigen Neubau, obwohl die Mietpreisbegrenzung ein Risiko darstelle. Die Kaltmieten im frei finanzierten Wohnungsbau lägen deutlich höher, erklärt das Unternehmen.

Eine gesicherte Finanzierung

Investoren hätten in allen Bauämtern des Landes mit langen Wartezeiten zu rechnen. Auch in Hagen habe man ein Jahr auf eine Baugenehmigung gewartet., wodurch erhebliche steuerliche Vorteile weggefallen seien, erklärt Unternehmensgründer Jürgen Herms.

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In Hagen allerdings sei man qualifiziert beraten und über alle Fördermöglichkeiten aufgeklärt worden, „sodass wir trotz der schlechten Rahmenbedingungen dieses Projekt angehen“, erklären die Gesellschafter Florian Herms und Annika Bastian.

Einer der wichtigsten Bausteine: eine gesicherte langfristige Finanzierung. Die ersten 15 Jahre keine Zinsen und zwischen dem 15. und 30 Jahr lediglich 0,5 Prozent. Dazu komme eine Tilgung von einem Prozent und es werde ein Eigenkapitaleinsatz von 20 Prozent gefordert. Die Finanzierung sei direkt über die NRW Bank in Düsseldorf gelaufen.

Neben dem Wohngebäude werden Grünflächen, Spielplätze und Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen. Die Wohnungen selbst werden barrierefrei sein.