Hagen. Das Unternehmen „PASD“ aus Hagen hat hochrangige architektonische Aufträge weltweit. Das Herz der Firma schlägt immer noch in der Volmestadt.

Als Jürgen Wrede und Helmut Feldmeier 1987 ihr Zwei-Mann-Büro gründeten, waren die beiden frisch gebackenen Architekten auf der Suche nach Auftraggebern. Heute ist das Architekturbüro, das in einer Wohnung in Hohenlimburg auf einfache Weise entstand, ein weltweit tätiges Unternehmen mit 84 Mitarbeitern, vier Standorten, zigfachen Auszeichnungen und hochrangigen architektonischen Aufträgen. Das aus lokaler Sicht so Bemerkenswerte daran ist: das Herz dieses Projekts namens „PASD“ schlägt immer noch in Hagen.

Projekte in Südkorea

Der exemplarische Blick auf die Projekte „Marina Busan“ und „Busan Station“ zeigt ziemlich eindrucksvoll wo PASD, was Planungsgruppe für Architektur, Städtebau und Denkmalpflege bedeutet, heute planerisch mitmischt.

Im ersten Fall geht es um den Entwurf eines Business-Centers mit Werft, Büros und Geschäften auf einem Gelände am Hafen in der südkoreanischen Großstadt Busan. Die Kollegen von PASD haben einen Komplex entworfen, der sich an Formen des Meeres orientiert.

Das Gebäude mit der geschwungenen Außenhülle erinnert an eine am Strand liegende Muschel. Im zweiten Fall dreht es sich um eine neue Bahnstation, ebenfalls in Busan.

PASD aus Hagen gewann den ersten Preis beim internationalen Wettbewerb für den Entwurf des Hauptbahnhofs, bei dem die Altstadt mit dem neuen Ufer durch den Raum des Hauptbahnhofs verbunden werden soll.

Prestigeträchtige Projekte

Andere prestigeträchtige Projekte stehen aktuell auf der PASD-Liste, sind bereits entstanden oder noch in Arbeit: Die neue Elefantenlaufhalle des Erlebnis-Zoos Hannover als Kuppelhalle entworfen ergänzt die Bestandshalle im indischen Stil, das „Blue House Helgoland“ (das neue Aquarium auf der Insel), der Umbau und die Modernisierung des Bundesumweltamtes in Berlin für 70 Millionen Euro, der Neubau eines Holz-Laborgebäudes zur Insektenforschung für den Standort des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg (Brandenburg), der Umbau der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen, die im Ruhrgebiet berühmte Gelsenkirchener Doppelbogen-Brücke zur Bundesgartenschau 1997, der Umbau und die Sanierung des Ruhrfestspielhauses in Recklinghausen oder die Sanierung des historischen Rathauses Bottrop. In Hagen hat PASD unter anderem das „Stadtfenster“ auf dem Ebert-Platz entworfen.

Mitarbeiter aus 20 Nationen

Das Unternehmen, das heute etliche renommierte und internationale Architekturpreise trägt, begann Ende der 80er-Jahre in Hagen klassisch mit „städtebaulichen Sachen“, wie Geschäftsführer Jürgen Wrede sich zurückerinnert.

„Niemals hätte ich damals geglaubt, dass wir mal ein Büro mit 84 Leuten werden, die aus 20 Nationen stammen und in PASD-Büros in Köln, Hamburg, Hagen, Berlin und Heidelberg arbeiten.“ Nach der Wende widmete sich PASD Aufgaben in den neuen Bundesländern, in Kroatien oder Slowenien, wo man beispielsweise Shopping-Center errichtete. „Wir haben uns dann nach Hamburg gewagt und im Schulbau beworben. Nach 13 Absagen haben wir gedacht: Wir müssen unsere Strategie verändern“, sagt Jürgen Wrede.

In gewisser Weise steht dieser Moment symbolisch für viele weitere Wende- oder Fortentwicklungspunkte des Unternehmens. Denn nach den 13 Schlappen machten Wrede und Feldmeier ein Büro in Hamburg auf.

Ein Fachingenieur zog zur Untermiete ein. Plötzlich war man vor Ort ansprechbar mit lokaler Expertise. „Und plötzlich kamen die Aufträge“, sagt Jürgen Wrede.

Immer wieder gehörte und gehört das Scheitern auch zum Zukunftsprozess der Firma. Als PASD den ersten Preis im Wettbewerb für den Bau des Hauptbahnhofes in Busan (Südkorea) erhielt, wurden sie im Zuge von nötigen Überarbeitungen noch von einem japanischen Architekturbüro überholt.

„Die haben uns an die Wand gespielt. Die kamen mit Dutzenden von Leuten zur Präsentation und erteilten uns eine Lehrstunde darin, wie man Geschichten um Projekte herum erzählt, wie man die Waffe des Videos einsetzt und einfach digitaler und visueller Auftritt“, sagt Stefan Burkhard, Leiter der Wettbewerbsabteilung bei PASD.

Man lernte aus Absagen

Man lernte daraus. „Wir haben nun auch Leute eingestellt, die dieses Know-how haben. Dazu Kollegen, die auch im asiatischen Raum sprachsicher sind, weil wir uns dort weiterentwickeln und ein Büro eröffnen wollen“, sagt Jürgen Wrede. In Deutschland gibt es allein rund 60.000 Architekturbüros.

Nur zwei Prozent davon haben die Größe des Hagener Unternehmens. Aber ist das im Vergleich zu großen Metropolen doch eher provinziell daher kommende Hagen zukünftig überhaupt der geeignete Hauptstandort für ein Büro wie PASD?

„Das können wir nur ganz klar mit Ja beantworten“, sagt der überzeugte Hagener Jürgen Wrede. „Wir verstehen uns hier als Mitglieder der Metropolregion Ruhr, in der Hagen eine zentrale Lage hat. Ohnehin liegt Hagen im Zentrum Europas, wir haben eine gute Bahnanbindung und große Flughäfen in direkter Nähe. Dazu gibt es viele Universitäten im Umkreis, an denen Architektur studiert werden kann. Das ist für uns viel wert.“

Es ist der Weg eines Zwei-Mann-Büros zu einem weltweit agierenden Unternehmen. „Manchmal müssen wir uns angesichts des Wachstums auch mal die Augen reiben“, sagt Jürgen Wrede. „Aber die Kernaufgabe, die wir haben, die ist in all den Jahren und trotz aller digitaler Entwicklungen die gleiche geblieben: Wir entwerfen Dinge, wir denken Strukturen, Gebäude und Areale neu. Was uns vielleicht ein bisschen von manch anderen unterscheidet ist, dass wir nicht stehen bleiben, sondern neue Herausforderungen annehmen. Wir haben noch viel vor.“

In dem langgezogenen Büro-Komplex im Sparkassen-Karree ist man noch lange nicht fertig.