Holthausen. Während die Arbeiten an einer neuen Straße in Holthausen laufen, wächst im Dorf die Skepsis. Nun soll sich der Landtag den Bau genauer anschauen:

Während die Bauarbeiten an einer neuen Straße im Holthauser Bachtal laufen und sichtbar die Landschaft prägen, wächst im Dorf die Skepsis. Nun wendet sich die Kultur und Dorfgemeinschaft Holthausen mit einer Petition an den Landtag NRW, sich das Bauprojekt genauer anzuschauen. „Wir sind nicht gegen diese neue Straße“, stellt Peter Bielefeld, Vorstand der Dorfgemeinschaft, klar. „Aber ob so eine breite Straße für die Anbindung von zwei Personen nötig ist, das ist die Frage.“

Zumal es sich hier um ein Landschaftsschutzgebiet handelt. Die Petition sei im Landtag eingegangen, sagt Bielefeld. Die Bearbeitung könne Monate dauern.

Neuer Weg zum Forsthaus

Grund für den Straßenbau ist das abgelegen im Wald befindliche Forsthaus, rund einen Kilometer vom Wohngebiet in Holthausen entfernt. Dort wohnen Frank Motzek und seine Nachbarin weitgehend autark. Bis zur Jahrhundertflut 2021 konnte er das Haus über einen schmalen Weg am Bachbett vorbei erreichen. Doch das Hochwasser zerstörte den Weg, Autos können dort seither nicht mehr fahren und Motzek bleibt nur ein mehrere Kilometer langer Umweg über einen Forstweg in anderer Richtung, der über die Kattenohler Straße und den Kreisel an der Enervie-Zentrale seine Verbindung nach Holthausen ist.

Seit der Flut fehlt der Festnetz-Anschluss des Telefons und das tägliche Leben ist erschwert, weil Paketdienste das Haus ebenso wenig anfahren wie Müllwagen.

+++ Lesen Sie auch: Hohenlimburg: Zwei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe +++

Arbeiten an neuer Straße laufen

Seit diesem Sommer entsteht nun die neue Straße zum Haus in der grünen Landschaft, Bagger bereiten die Böden vor. Rund 735 Meter lang wird besagte Straße, eine asphaltierte Fahrbahn mit 4,50 Metern Breite. Dazu kommen je 50 Zentimeter Randstreifen aus Schotter-Rasen, wodurch künftig das Regenwasser versickern soll.

Straße zu breit geplant

4,50 Meter Breite plus ein Meter Randstreifen – völlig überdimensioniert, finden viele Holthauser. „Wir sind der Meinung, dass eine Straße nicht zwangsläufig asphaltiert werden muss und auch nicht so breit sein sollte“, sagt Margrit Partenheimer, Beisitzerin im Vorstand der Dorfgemeinschaft Holthausen, der nach eigenen Angaben rund 147 Mitglieder aus dem Dorf angehören. Auch die Zufahrt zur neuen Fahrbahn, die an die bestehende Straße Im Klippchen angebunden werden soll, ist mit drei Metern deutlich schmaler bemessen.

+++ Lesen Sie auch: Hagen: „Divided Soul“ bringt EP raus – Frontmann im Gespräch +++

Sorge vor Ausflugsverkehr durch Dorf

Man wolle den neuen Fahrweg nicht verhindern, betont Partenheimer. Doch sollten eher Rasensteine an den Straßenrändern gepflastert werden und mittig der Fahrbahn könne Gras wachsen, schlägt sie vor. „Das ist auch bei starken Regenfällen zum Versickern viel besser.“ Außerdem befürchtet die Dorfgemeinschaft, die breite Straße könnte künftig Ausflugsverkehr nach sich ziehen, der mitten im Landschaftsschutzgebiet parken wird.

Skepsis an Argumentation

Frank Motzek, dessen Haus durch die neue Straße wieder angeschlossen werden soll, teilt die Bedenken der Dorfgemeinschaft nicht. Früher habe er mitleidige Blicke erhalten, „aber wenn jetzt die Straße kommt, dann wollen die Leute nichts mehr davon wissen.“ Er bezweifelt, dass die breite Straße für mehr Ausflugsverkehr im Holthauser Bachtal sorgt, der sich dann auch durch die Straßen von Holthausen schlängelt. „Ich glaube nicht, dass auf einmal 200.000 Hagener den Wald am Klippchen aufsuchen. Das ist nur eine begrenzte Zahl an Leuten, die hier dauerhaft spazieren geht.“

Drei Parkplätze im Umfeld

Außerdem gebe es drei Parkplätze im Umkreis des Waldes. Das Naturschutzgebiet umfasse auch nicht den Bereich der neuen Straße, die extra außerhalb geplant wurde. Motzek hatte Anfang des Jahres ebenfalls eine Petition eingereicht, direkt an den Bundestag in Berlin. Er wollte auf seine Lage hinweisen und Druck hinter den Bau einer neuen Anbindung seines Hauses machen, auf die er seit der Flut wartet. Wie jeder Bürger in Deutschland hat er ein Recht darauf, sein Haus erreichen zu können.

+++ Lesen Sie auch: Hohenlimburg: Escaperoom an der Färberstraße baut um +++

Hoffen auf neue Anbindung

Er hofft, in diesem Winter wieder eine feste Straße vor der Haustür zu haben, damit die Holzpellets für seine Heizung wieder angeliefert werden können – und er nicht jede Woche mit dem Lada die Säcke für die Heizung holen muss. „Wir wollen nach über zwei Jahren wieder das normale Leben zurück.“

Abgeordneter plant Ortstermin

Der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg ist Mitglied im Petitionsausschuss des Landes NRW. Er sei bereit, die Petition der Dorfgemeinschaft Holthausen zu begleiten. „Wir müssen vor Ort einen Termin machen“, sagt Jörg, „und kontrollieren und besprechen, ob die geplante Fahrbahn in der aktuellen Form unabwendbar war.“ Gleichwohl stelle sich angesichts des Baufortschritts vor Ort auch die Frage, ob eine Petition noch Auswirkungen haben kann. Oder man nicht vor vollendeten Tatsachen steht.

Stadt äußert sich nicht

Die Arbeiten im Baugebiet zeigen aktuell nicht die endgültigen Ausmaße der Straße. Wegen nötiger Wege für die schweren Baumaschinen ist die Fläche mit rund zehn Metern derzeit erheblich breiter.

Eine Anfrage zu den Gründen, weshalb die Straße in Holthausen auf 4,50 Meter Breite plus Randstreifen geplant wurde, ließ die Stadt unbeantwortet. Wegen der Petition an den Landtag wolle man sich nicht äußern.