Holthausen. Zuweg bei der Flut beschädigt: Zu ihrem Wohnhaus tief im Holthauser Bachtal kommen die zwei Bewohner seit 15 Monaten nur über Umwege.

Frank Motzek bremst seinen Lada Geländewagen und steigt aus. Vor ihm versperren ein breites Bachbett und mehrere massive Steine den Weg, auf dem er bis vergangenen Sommer noch zu seinem Haus im Holthauser Bachtal fahren konnte. Doch seit der Flut im Juli 2021 ist das über diesen Weg nicht mehr möglich – und bis die Zufahrt wiederhergestellt ist, wird es noch dauern. Aber langsam kommt Bewegung in die Sache.

Nadelöhr: An dieser Stelle fließt der Holthauser Bach weiter durch das Wohngebiet im Klippchen. Künftig soll hier ein Getreibefang gebaut werden, als Teil des Hochwasserschutzkonzepts.
Nadelöhr: An dieser Stelle fließt der Holthauser Bach weiter durch das Wohngebiet im Klippchen. Künftig soll hier ein Getreibefang gebaut werden, als Teil des Hochwasserschutzkonzepts. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Holthauser Bach verbreitert

Doch von vorne: Frank Motzek wohnt mit seiner Nachbarin seit Jahren in einem Forsthaus, das abgelegenen im Wald am Ende der Straße Klippchen im Holthauser Bachtal liegt, rund einen Kilometer vom Wohngebiet in Holthausen entfernt. Der Holthauser Bach verläuft direkt neben der Straße in den Wald hinein und schwoll durch die Starkregen-Flut so stark an, dass der Weg dabei massiv beschädigt wurde.

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Autos können den Weg seither nicht mehr befahren und Motzek bleibt nur ein mehrere Kilometer langer Umweg über einen Wirtschafts- und Forstweg in anderer Richtung, der an der Kattenohler Straße anschließt und über den Kreisel an der Enervie-Zentrale seine Verbindung nach Holthausen ist.

Neben dem Holthauser Bach – aktuell nur als Rinnsal zu erkennen – führt ein Teil des SGV-Wanderweges A6 „Eggenweg“-entlang.
Neben dem Holthauser Bach – aktuell nur als Rinnsal zu erkennen – führt ein Teil des SGV-Wanderweges A6 „Eggenweg“-entlang. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Planung zieht sich

15 Monate nach der Flut hat sich Frust bei dem Kriminalbeamten aufgestaut, der in Dortmund arbeitet. „Sie werden von einem Monat auf den nächsten vertröstet mit dem Ergebnis, dass nichts passiert.“ Er verstehe nicht, warum nach der Flut die Zufahrt nicht mit Fördermitteln kurzfristig wieder hergestellt wurde. „Stattdessen wird der Weg entfernt und es tut sich nichts mehr“, sagt der 60-Jährige, der mit seiner Nachbarin weitestgehend autark in dem Haus lebt.

Wohnhaus im Wald

Ursprünglich habe er sich ein Segelboot kaufen wollen, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Die Blockhütte im Wald sollte nur Wochenendhaus werden. Es kam anders, das Haus wurde renoviert und Motzek hat sich eingerichtet. Das Wasser kommt aus einem Brunnen, eine Kläranlage filtert das Abwasser. Strom gibt es auch, allerdings fehlt seit der Flut der Festnetz-Anschluss des Telefons. Und auch das tägliche Leben ist umständlich, denn Paketdienste fahren das Haus ebenso wenig an wie Müllwagen. Letztere resignierten schon vor der Flut vor dem engen Winkel zur Hauseinfahrt.

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Keine Paketlieferung zum Haus

Den Paketboten fange er immer in Holthausen ab, erzählt Motzek. „Das funktioniert nur dank des persönlichen Kontakts.“ Seit Ende vergangenen Jahres besitzt der Altbau eine neue Pellet-Heizung. Lieferung direkt zum Haus ist nicht möglich – um Säcke mit Holzpellets zu bekommen, braucht es den Lada. Angesichts der fehlenden Zufahrt überlege seine Nachbarin inzwischen, aus dem Haus zu ziehen. „Sie hat sich schon bei ersten Umzugsfirmen erkundigt, aber selbst die verweigern die Anfahrt“.

Neue Straße geplant

Über den betroffenen Straßenabschnitt im Klippchen führt auch ein Teil des SGV-Wanderweges A6 Eggenweg, der über die Höhen der Egge und durch das Holthauser Bachtal verläuft. Nach mehr als einem Jahr wird die Planung für eine neue Straße langsam konkreter.

Da in den zurückliegenden Jahren der Abschnitt schon häufig bei Hochwasser beschädigt und kostenaufwendig wieder hergestellt werden musste, wollen Stadt und Wirtschaftsbetrieb eine komplett neue Straße bauen, heißt es in einer Vorlage, die der Bezirksvertretung für ihre Sitzung am 20. Oktober vorliegt

Das Holthauser Bachtal: Links unten im Bild ist ein Teil des Weges erkennbar, der geradeaus weiter tief in die Wälder führt. Das Forsthaus liegt abgelegen in diesen Wäldern im hinteren Teil des Bildes. Über die Wiese rechts soll eine neue Straße hin zu dem Haus gebaut werden.
Das Holthauser Bachtal: Links unten im Bild ist ein Teil des Weges erkennbar, der geradeaus weiter tief in die Wälder führt. Das Forsthaus liegt abgelegen in diesen Wäldern im hinteren Teil des Bildes. Über die Wiese rechts soll eine neue Straße hin zu dem Haus gebaut werden. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Finanzierung aus Wiederaufbaufonds

Rund 543.000 Euro soll das Vorhaben kosten, finanziert aus dem Wiederaufbaufond, den das Land NRW nach der Flut aufgesetzt hat. Die neue Straße soll weiter vom Bachlauf entfernt über die parallel laufende Wiese gebaut werden und dann wieder in den Waldweg mündet, an dem die Einfahrt zum Forsthaus von Frank Motzek liegt. Durch die Verlegung der Straße auf einer Länge von mehr als 500 Metern entstehe ein hohes Entwicklungspotenzial im Bereich des Bachlaufs und eine deutliche Aufwertung des Naturschutzgebietes, heißt es in der Vorlage weiter. Die neue Straße werde nicht „quer über die Wiese“ verlaufen, hochwertige Strukturen wie Quell- und Feuchtbereiche würden berücksichtigt und umgangen.

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Die Maßnahme steht in Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Geschiebefanges am Holthauser Bach, der Teil des Hochwasserschutzkonzeptes ist, das derzeit von der Stadt erarbeitet wird.