Hagen. Billig-Bäcker Brödis in der Hagener Innenstadt hat wegen Insolvenz geschlossen. Wie es dort weitergeht, ist noch völlig offen. Die Hintergründe.

Schlechte Neuigkeiten aus der Innenstadt: Einneuer ein Leerstand und wieder eine Pleite: Seit Anfang der Woche (31. Juli) ist die Filiale des Billig-Bäckers Brödis in der unteren Elberfelder Straße in Hagen geschlossen. Auf an den Schaufenstern platzierten Zetteln ist zu lesen „Wegen Insolvenz geschlossen“.

Mobiliar steht noch im Ladenlokal

Das Mobiliar steht noch im Ladenlokal, doch im Geschäft ist es dunkel. Wer in der Bäckerei anruft, hört die säuselnde Stimme einer Sprachbox, die den Anrufer auffordert, eine Nachricht zu hinterlassen.

Zettel am Schaufenster der Brödis-Filiale in der Hagener City verkünden: „Wegen Insolvenz geschlossen.“
Zettel am Schaufenster der Brödis-Filiale in der Hagener City verkünden: „Wegen Insolvenz geschlossen.“ © WP | Michael Kleinrensing

Deutschlandweit agierendes Unternehmen

Das deutschlandweit agierende Unternehmen ist bereits seit 2020/21 in finanzieller Schieflage. Bis vor einiger Zeit war eine weitere Brödis-Filiale in der Mittelstraße 3 (heute „Pan Pizza“) ansässig.

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Aber zurück in den unteren Bereich der Fußgängerzone: Unter der Firmenanschrift Elberfelder Straße 46 findet man im Internet das Unternehmen MWJ GmbH+Co. KG, was früher die Brödis Marl GmbH+Co. KG war. Das Unternehmen wurde Ende 2014 in MWJ umbenannt. Erst Ende 2022 wurde der Firmensitz vom Amtsgericht Marl zum Amtsgericht Hagen verlegt.

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Auch beliebt für „Currywurst mit Pommes“

Der Discount-Bäcker, der „Backwaren, Lebens- und Genussmittel“ verkauft, war in der Hagener Innenstadt bei vielen Leuten aufgrund seines günstigen Angebots für „Currywurst mit Pommes“ beliebt.

Brödis war bei etlichen City-Bummlern auch aufgrund des günstigen Angebots für „Currywurst mit Pommes“ beliebt.
Brödis war bei etlichen City-Bummlern auch aufgrund des günstigen Angebots für „Currywurst mit Pommes“ beliebt. © WP | Michael Kleinrensing

Besonders in der Mittagspause bildeten sich vor dem Straßenverkauf aus dem großen Fenster heraus häufig lange Schlangen.

Auch andere Billig-Bäcker haben geschlossen

Im Allgemeinen scheint sich die Nachfrage der Kunden nach Billig-Backwaren in Discount-Bäckerein als schleppend zu entwickeln. So hat zum Beispiel die Backwerk-Filiale in der Mittelstraße 10 vor einigen Wochen geschlossen. Im Erdgeschoss besagter Immobilie soll demnächst eine Filiale von „Haus des Döners“ eröffnen.

Und auch in der Kampstraße 2 (dort hat vor kurzem der Leguano-Barfußshop Neueröffnung gefeiert) war bis vor einigen Monaten ein Billig-Bäcker beheimatet.

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Und in der Elberfelder Straße? Der Redaktion ist nicht bekannt, wie es mit dem Ladenlokal weitergeht. Das Geschäftshaus hat auf jeden Fall eine bewegte Geschichte und zahlreiche ältere Hagener werden sich bestimmt an „Radio Schilling“ erinnern.

Ein altes Kinowerbung-Dia von „Radio Schilling“. Der „Fernseh-Spezialist“ war damals das wohl größte Fachgeschäft Westfalens und betrieb einige Filialen. 
Ein altes Kinowerbung-Dia von „Radio Schilling“. Der „Fernseh-Spezialist“ war damals das wohl größte Fachgeschäft Westfalens und betrieb einige Filialen.  © Archiv Frank Klaproth

Rückblick: Der Kaufmann Wilhelm Schilling gründete 1931 sein Radiogeschäft im neu errichteten Geschäftshaus seines Vaters in der Voerder Straße 6 in Haspe. Zusätzlich übernahm er das gut eingeführte Installationsgeschäft seines Vaters. Zwei Jahre später eröffnete Wilhelm Schilling in der Elberfelder Straße 34 ein weiteres Geschäft. Im Zweiten Weltkrieg wurde dieses Haus vollständig zerstört. In der Folgezeit entstanden weitere Zweigstellen in Herdecke, Gevelsberg, Schwerte und Düsseldorf.

Neubau in der Elberfelder Straße 46 wurde in den 1950er Jahren eingeweiht

In den 1950er Jahren wurde der Neubau des Geschäftshauses in der Elberfelder Straße 46 eingeweiht; er diente als Konzentration der geschäftlichen Aktivitäten auf die Hagener Innenstadt. Die Filialen sowie das erste Geschäftslokal in Haspe wurden ab 1955 geschlossen.

Das alteingesessene Familienunternehmen „Radio Schilling“ schloss am 29. April 1999 für immer seine Pforten. Das Geschäft, in dem Service und Beratung stets groß geschrieben wurden, war nicht mehr zeitgemäß – seit Jahren schrieb es nur noch rote Zahlen.
Das alteingesessene Familienunternehmen „Radio Schilling“ schloss am 29. April 1999 für immer seine Pforten. Das Geschäft, in dem Service und Beratung stets groß geschrieben wurden, war nicht mehr zeitgemäß – seit Jahren schrieb es nur noch rote Zahlen. © Marco Siekmann

In den folgenden Jahren wurde „Radio Schilling“ die Nummer eins in der Region Hagen und im angrenzenden Sauerland.

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In den 1990er Jahren nahm die Konkurrenz der Elektrofachabteilungen in den Kaufhäusern immer stärker zu. „Radio Schilling“ wurde 1999 geschlossen. Noch heute befindet sich die Hausverwaltung Schilling in der ersten Etage des Geschäftshauses in Elberfelder Straße 46.